Polizeiabsperrung | Bildquelle: pixelio.de - Falk Jaquart Foto: pixelio.de - Falk Jaquart

Berlin :

Merkel: "Nach jetzigem Stand ein Anschlag" - 12 Tote: LKW rast in Berliner Weihnachtsmarkt

Stand: 20.12.16 15:16 Uhr

Die Bundeskanzlerin zeigt sich erschüttert über die Ereignisse auf dem Breitscheidplatz in Berlin. Sie denke zuallererst an die Todesopfer, die Verletzten und die Angehörigen. Nach jetzigem Stand müssen man von einem Anschlag ausgehen, erklärte Merkel. Bei dem mutmaßlich islamistischen Terror-Anschlag auf einen Berliner Weihnachtsmarkt wurden 12 Menschen ermordet. 45 Menschen wurden teils lebensgefährlich verletzt. Ein mutmaßlicher Terrorist hatte einen polnischen LKW in seine Gewalt gebracht und war mit dem Sattelschlepper durch den Weihnachtsmarkt gerast. Ob man den richtigen Täter festgenommen hat, ist der Polizei zufolge derzeit unklar: Bei dem Festgenommenen handelt es sich um einen jungen Mann aus Pakistan, der offenbar als Flüchtling im Dezember 2015 nach Deutschland gekommen war. Er streitet laut Polizei die Tat ab.

"Dies ist ein sehr schwerer Tag. Ich bin wie Millionen von Menschen in Deutschland entsetzt, erschüttert und tieftraurig über das, was gestern Abend am Berliner Breitscheidplatz geschehen ist", erklärte Bundeskanzlerin Angela Merkel am Dienstagvormittag bei einem Statement im Kanzleramt. "12 Menschen, die gestern noch unter uns waren, die sich auf Weihnachten freuten, Pläne für die Feiertage hatten - sie sind nicht mehr unter uns". Eine grausame und letztlich unbegreifliche Tat habe ihnen das Leben geraubt.

Die Kanzlerin betonte: "Ich denke in diesen Stunden zuallererst an diese Menschen: An die Toten und die Verletzten, und an ihre Familien, Angehörigen und Freunde. Ich möchte das sie wissen: Wir alle, ein ganzes Land, ist mit Ihnen in tiefer Trauer vereint."

Merkel: "Die Tat wird aufgeklärt"

Merkel dankte den Rettungskräften und der Polizei für ihren Einsatz. Sie hätten im Schatten der Gedächtniskirche Dienst an ihren Mitmenschen getan. Sie denke auch an die Ermittler. Merkel zeigte sich überzeugt, dass die Tat aufgeklärt werde. "Und sie wird bestraft werden, so hart es unsere Gesetze verlangen".

Kanzlerin geht von Anschlag aus

Noch sei vieles über "diese Tat" nicht mit der nötigen Gewissheit bekannt. "Aber wir müssen nach jetzigem Stand von einem terroristischen Anschlag ausgehen", so die Kanzlerin. Es sei schwer zu ertragen, wenn sich bestätigen würde, dass jemand für die Tat verantwortlich sei, der in Deutschland um Schutz und Asyl gebeten habe. "Dies wäre besonders widerwärtig gegenüber den vielen, vielen Deutschen, die tagtäglich in der Flüchtlingshilfe engagiert sind. Und gegenüber den vielen Menschen, die unseren Schutz tatsächlich brauchen, und die sich um Integration in unser Land bemühen", hob Merkel hervor.

Besuch des Breitscheidplatzes

Die Kanzlerin erklärte, dass sie in ständigem Kontakt mit dem Bundespräsidenten, dem Bundesinnenminister und dem Regierenden Bürgermeister von Berlin stehe. Sie habe das Bundessicherheitskabinett einberufen. Für den Nachmittag kündigte sie an, gemeinsam mit dem Bundesinnenminister und dem Regierenden Bürgermeister von Berlin den Breitscheidplatz zu besuchen. Dort wolle sie, wie so viele andere Berliner, ihre Anteilnahme ausdrücken.

Sie frage sich, wie Millionen andere, ob man nach einem solchen Ereignis noch unbeschwert einen Weihnachtsmarkt besuchen könne. "Eine einfache Antwort darauf habe auch ich nicht", so Merkel.

"Ich weiß nur: Wir können nicht, und wir wollen nicht damit leben, auf all das zu verzichten: auf die Weihnachtsmärkte, die schönen Stunden mit Familie und Freunden draußen auf unseren Plätzen. Wir wollen nicht damit leben, dass uns die Angst vor dem Bösen lähmt. Auch wenn es in diesen Stunden schwer fällt. Wir werden die Kraft finden, für das Leben, wie wir es in Deutschland leben wollen: frei, miteinander und offen", so die Bundeskanzlerin.

Regierungssprecher Steffen Seibert hatte am Montagabend per Twitter erklärt: "Wir trauern um die Toten und hoffen, dass den vielen Verletzten geholfen werden kann."

Generalbundesanwalt übernimmt den Fall

Auch Bundesinnenminister Thomas de Maizière zeigte sich erschüttert. "Meine Gedanken sind jetzt bei den Angehörigen der Opfer und den Verletzten des schrecklichen Vorfalls", schrieb er auf Twitter. Er stehe im "unmittelbaren und durchgehenden Austausch mit den Sicherheitsverantwortlichen im Land Berlin." Er habe zudem Unterstützung durch die Bundespolizei angeboten. Der Bundesinnenminister ordnete für den heutigen Dienstag Trauerbeflaggung der Bundesbehörden an. Bundesjustizminister Heiko Maas teilte mit, dass der Generalbundesanwalt den Fall übernimmt.

Auch Außenminister Frank-Walter Steinmeier sprach den Familien, Angehörigen und Freunden der Opfer sein Mitgefühl aus. "Wir wissen noch nicht mit Gewissheit, was heute Abend wirklich geschehen ist. Die Sicherheitsbehörden arbeiten mit Hochdruck daran, die Unglücksstelle zu sichern und die Täter zu finden", so der Minister auf Twitter.

Nach einem Telefonat mit den Innenministern der Länder teilte Bundesinnenminister de Maizière mit, dass Weihnachtsmärkte und andere Großveranstaltungen mit angepassten Sicherheitsmaßnahmen weiter stattfinden: "Egal was wir im weiteren Verlauf noch über die genauen Hintergründe und Motive der Täter erfahren, wir dürfen und wir werden uns unser freiheitliches Leben nicht nehmen lassen."

Anteilnahme aus aller Welt

Aus der ganzen Welt gibt es bereits politische Reaktionen und Anteilnahme zu den Ereignissen in Berlin. So erklärte Frankreichs Präsident Hollande: "Die Franzosen teilen die Trauer der Deutschen angesichts dieser Tragödie, die ganz Europa trifft". Italiens Ministerpräsident Gentiloni bekundete via Twitter seine "Solidarität mit Angela Merkel und der deutschen Bevölkerung".

US-Präsident Obama verurteilte das Geschehen in Berlin "auf das Schärfste" und bekräftigte: "Wir stehen zusammen mit Berlin im Kampf gegen all diejenigen, die unsere Art zu leben und unsere Gesellschaft bedrohen." Die USA seien bereit, Hilfe zu leisten - auch bei der Untersuchung des Vorfalls. In einem Telefonat mit Kanzlerin Merkel drückte Obama seine tiefe Anteilnahme aus. Er bat die Kanzlerin, den Angehörigen der Opfer sein Mitgefühl zu übermitteln. Den Verwundeten wünschte er rasche Genesung.

EU-Kommissionspräsident Juncker sagte: "Meine Gedanken und die der gesamten Europäischen Kommission sind bei den Familien und Angehörigen all jener, die in Berlin getötet und verletzt wurden. Wir sind mit den Opfern in tiefer Trauer verbunden." Der Präsident des Europäischen Rates Tusk zeigte sich per Twitter "tief ergriffen": "Meine Gedanken sind mit den Opfern. Europa ist bereit zu helfen."

Die Polizei hat eine Notfallnummer unter 030/54023111 eingerichtet. Dort können sich Angehörige informieren.

Bei dem mutmaßlich islamistischen Terror-Anschlag auf einen Berliner Weihnachtsmarkt wurden  nach aktuellem Stand 12 Menschen ermordet. 45 Menschen wurden teils lebensgefährlich verletzt. Ein mutmaßlich islamistischer Terrorist hatte einen polnischen LKW in seine Gewalt gebracht und war mit dem Sattelschlepper durch den Weihnachtsmarkt gerast. Der kurz nach dem Anschlag festgenommene Tatverdächtige ist Medienberichten zufolge, die sich auf Polizeikreise berufen, aus Pakistan, und kam offenbar als Flüchtling im Dezember 2015 nach Deutschland.Der Mann streitet nach Angaben der Polizei die Tat jedoch vehement ab. Auf Twitter meldete die Berliner Polizei, man sei sich daher nicht sicher, ob der bewaffnete Täter nicht doch noch auf freiem Fuß sei. Die Bevölkerung solle wachsam sein.

In der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche am Breitscheidplatz liegt ein Kondolenzbuch aus. Um 18 Uhr findet dort ein Trauergottesdienst statt. Die Ereignisse auf dem Breitscheidplatz forderten nach jetzigem Stand zwölf Menschenleben. Knapp 50 wurden verletzt. (Bundesregierung / KM)

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