Scheibengipfeltunnel eröffnet | Bildquelle: RTF.1

Reutlingen:

Scheibengipfeltunnel eröffnet - Verkehrsfreigabe erst am Samstag

Stand: 29.10.17 08:26 Uhr

Es ist ein Jahrhundertprojekt: Fünfzig Jahre nach den ersten Planungen ist der Scheibengipfeltunnel bei Reutlingen am Freitag-Nachmittag feierlich eröffnet worden. Die Verkehrsfreigabe soll dann im Verlauf des Samstags erfolgen. Am Freitag-Abend nehmen die Radfahrer der Critical Mass als erste den Tunnel in Besitz. Das Verkehrsbauwerk verkürzt die B 312/313 zwischen Pfullingen und Metzingen und führt somit den Straßenverkehr an der Reutlinger Innenstadt vorbei.


Feierliche Eröffnung am Freitag-Nachmittag am Südportal des Scheibengipfeltunnels. Knapp zwei Kilometer ist der Tunnel lang. Dem Autofahrer zwischen der Schwäbischen Alb und Stuttgart wird er in Zukunft zwanzig Ampeln ersparen. 
 
Pläne einer Ortsumfahrung durch den Scheibengipfel gab es bereits seit 1967 unter Oberbürgermeister Oskar Kalbfell. Ab 1983 wurde es dann konkreter. Bis zum Jahr 2000 wurde erst mal geplant. 
 
Um den Tunnel möglichst bald zu realisieren, gründete sich 2008 das Aktionsbündnis „Scheibengipfeltunnel jetzt“. Auf der Oskar-Kalbfell-Brücke demonstrierten zahlreiche Akteure aus Politik und Wirtschaft für einen baldigen Baustart – ein klares Zeichen nach Berlin.  70.000 Fahrzeuge am AOK-Knoten und am Wandelknoten. Eine Entlastung von Reutlingen müsse jetzt kommen, sagte damals Landrat Thomas Reumann.
 
Aber für das Bauprojekt gab es nicht nur Unterstützer. Die Initiative Pro Achalm hatte Bedenken – nicht nur in Bezug auf die konkreten Planungen sondern auch auch in Bezug auf das Bauprojekt an sich.  DEr Tunnel bringe nicht das, was sich die Stadtverwaltung und ein Teil des Gemeinderats davon erhofften sagte Christoph Joachim, damals Stadtrat in Reutlingen für die Grünen und Unabhängigen. Er werde die Reutlinger nicht vom selbst- und hausgemachten Verkehr befreien.
 
Es war die Finanz- und Wirtschaftskrise, die den Stein ins Rollen brachte. Beim Konjunkturpaket II der Bundesregierung war auch der Scheibengipfeltunnel dabei. 2009 ging es an die Realisierung. Freude im Reutlinger Rathaus.

Im August 2009 war Spatenstich. Jetzt ging es an die vorbereitenden Bauarbeiten. Doch bis zum Tunnelanstich vergingen noch drei weitere Jahre. Im November 2012 war endlich Tunnelanschlagsfeier. Der damalige parlamentarische Staatssekretär im Verkehrsministerium Andreas Scheuer, CSU, hob die herausragende baupolitische Bedeutung des Tunnels hervor. Es seien Investitionen des Bundes von über 100 Millionen Euro, so Scheuer.

Aber nicht alle konnten und können sich über den Tunnel freuen. Es bleibt ein Nadelöhr: Lichtenstein. Dort fordern die Anwohner die baldige Realisierung des neuen Albaufstiegs mit Tunnel durch den Ortsteil Unterhausen.
 
Ab Ende 2012 wurde gebohrt. Mit Sprengungen arbeiteten sich die Mineure vom Nordportal aus immer tiefer in den Berg vor. Am 27. Januar 2014, nach knapp eineinhalb Jahren, war es dann endlich geschafft: Am Südportal erfolgte der Tunneldurchstich. Doch damit waren die Arbeiten längst noch nicht beendet. Es gab noch viel zu tun: Der untere Teil der Sohle musste noch herausgeholt werden. Dann der Bau der Straße, die Tunnelverkleidung usw.
 
Dreieinhalb weitere Jahre vergingen. Am 31. Juli 2017 dann konnte sich die Bevölkerung selber ein Bild vom nun fast fertigen Tunnel machen – beim Tag der offenen Tür. Rund 20.000 Menschen nahmen die Gelegenheit wahr. Danach gehörte der Tunnel wieder den Bauarbeitern – oder besser gesagt: den Brandschutzexperten, die den Tunnel auf Herz und Nieren prüften. Fachleuchte testeten die Lüftersteuerung.
 
Jetzt ist der Tunnel aber endlich fertig. Fünfzig Jahre dauerte es von den ersten Plänen bis zur endgültigen Fertigstellung. Immerhin acht Jahre sind seit dem Baubeginn vergangen. Einen Bericht über die Einweihungsfeier sehen Sie morgen bei uns.

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