„Die heutige Jugend ist von Grund auf verdorben, sie ist böse, gottlos und faul." So stand es schon auf einer babylonisches Steintafel, 1000 Jahre vor Christus. Es ist schon lange Tradition, dass jede Generation auf die nächste herabsieht. Die Ausstellung „My Generation" in Tübingen zeigt aber auch, dass viele Jugenderfahrungen universell sind.
"Es ist nach verschiedenen Themen aufgebaut, die Jugendliche beschäftigen. Wie Neubeginn, Ausbruch, neue Lebenswelt, Auszug von Zuhause oder Protest. Sei es jetzt politisch, in der Schule, gegen Eltern - Stichwort Gemeinschaft. Oder auch das Thema Feiern, Party, Rausch" erklärt Bovens.
Er wollte die Ausstellung nicht als Zeitstrahl durch die Generationen aufbauen. Stattdessen finden sich in jedem Themenbereich Beispiele für mehrere Jahrzehnte, was sie verbindet und trennt.
Beigesteuert wurden diese Ausstellungsstücke von ehemaligen Jugendlichen aus Tübingen, jedes kommt mit einer Geschichte über das Aufwachsen in der Universitätsstadt. Kern der Ausstellung ist das Jugendzimmer, das gemeinsam mit Teenagern aus Tübingen entstanden ist.
"Da haben wir einen Aufruf gemacht und gefragt: „Hey, wollt ihr auch mal an einer Ausstellung mitarbeiten? [...] Dann haben wir denen einen Raum gegeben und in einem Workshop haben die Kids, die wir durch den Aufruf gewinnen konnten, hier gewerkelt, und das über mehrere Wochen" so Bovens.
Mit einem jungen Zielpublikum war Bovens besonders die Arbeit mit Teenagern von heute wichtig. Dass sie nicht immer dasselbe von der Ausstellung wollten wie er, macht klar warum.
"Ich hab mir als Kurator der Ausstellung so ein wenig Gedanken gemacht: „Was könnte ich machen, was wäre schön?" Und habe dann gedacht: Ich hätte es cool gefunden als Jugendlicher, einen exklusiven Bereich zu haben in der Ausstellung. [...] Aber die wollten das öffnen. Wollten die Leute reinlassen in ihr Zimmer und ich glaube auch stolz präsentieren, was sie jetzt zusammen geschaffen haben" so Bovens.
Die Gestaltung des Jugendzimmers zeigte auch Gemeinsamkeiten auf. Artefakte voriger Jahrzehnte fanden bei den Jugendlichen besonders viel Anklang.
"Das hat mich auch überrascht. Dass sie jetzt Schallplatte oder alte Retro-Comics an die Wand hängen. Ich deute das so, dass in der ganzen Flut von digitalem Überangebot, zum Beispiel Spotify, dass dann wieder das Retro-Analoge irgendwie einen Reiz ausübt" so Bovens.
Die Prägung durch die digitale Welt ist wohl der größte Unterschied zwischen dieser Generation und ihren Vorgängern. Vielleicht kam hierher auch der Wunsch, das Jugendzimmer der Allgemeinheit zu öffnen. Wer sein Leben auf Instagram und Tiktok mit der Welt teilt, kann genauso gut auch gleich die Tür offen lassen.
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