Das deutschlandweite vorläufige Endergebnis sieht die SPD mit 25,7 Prozent vorn. Auf Platz 2 die CDU mit 24,1 Prozent. Die Grünen auf Platz 3 mit 14,8 Prozent, die FDP erhält 11,5 Prozent, die AfD 10,3 Prozent. Die Linke verpasst die Fünf-Prozent-Hürde, holt aber drei Direktmandate und zieht deswegen trotzdem in den Bundestag ein. Alle anderen Parteien holen 8,7 Prozent. Von ihnen zieht der SSW, die Partei der dänischen Minderheit in Schleswig-Holstein, mit einem Sitz in den Bundestag ein.
Erststimmen Wahlkreis Reutlingen
Im Wahlkreis Reutlingen holt Michael Donth, CDU, das Direktmandat mit 32,6 Prozent und damit weit über dem Bundesdurchschnitt. Zweiter wird Ulrich Bausch, SPD mit 17,9 Prozent. Beate Müller-Gemmeke, die Grünen, erhält 16,7 und zieht über die Landesliste in den Bundestag ein, ebenso Pascal Kober, der 13,4 Prozent erhält. Hansjörg Schrade, AfD bekommt 10,1 Prozent und Jessica Tatti 4,1 Prozent. Über die Landesliste wird Tatti dank dreier Direktmandate im Bundestag vertreten sein
Zweitstimmen Wahlkreis Reutlingen
Auch bei den Zweitstimmen führt die CDU mit 25,9 Prozent. Zweiter ist die SPD mit 20,7, dritter die FDP mit 16,6 Prozent. Die Grünen holen 15,9, die AfD 10,3 Prozent und die Linke 3,3 Prozent.
Erststimmen Wahlkreis Tübingen
Zum Wahlkreis Tübingen. Dort holt Annette Widmann-Mauz, CDU, mit 27 Prozent ihr Direktmandat, knapp vor Chris Kühn von den Grünen mit 25,7 Prozent. Martin Rosemann holt 18,2 Prozent. Alle drei sind auch im kommenden Bundestag vertreten. Julian Grünke, FDP, holt 9,4 Prozent, Ingo Reetzke, AfD 7,8 Prozent und Heike Hänsel von der Partei Die Linke bekommt 4,7 Prozent. Sie ist im neuen Bundestag nicht mehr vertreten.
Zweitstimmen Wahlkreis Tübingen
Bei den Zweitstimmen sind die Grünen die stärkste Partei mit 23,4 Prozent. Die CDU holt 21,8, die SPD 20,4 Prozent. Die FDP liegt bei 14,2 Prozent, die AfD bei 7,9 und die Linke bei 5,2 Prozent.
Erststimmen Zollernalb-Sigmaringen
Den Wahlkreis Zollernalb-Sigmaringen gewinnt Thomas Bareiß, CDU mit 30,1 Prozent. Zweiter wird Robin Mesarosch, SPD. Er zieht über die Landesliste neu in den Bundestag ein. Johannes Kretschmann von den Grünen wird mit 16,9 Prozent nur Dritter. Stephan Link holt 13,7 Prozent, Nicolas Gregg 11,4 Prozent. Weit abgeschlagen Marco Hausner von der Linken mit 2,1 Prozent. Sogar die Kandidaten der Freien Wähler und der Basis holten bessere Ergebnisse.
Zweitstimmen Zollernalb-Sigmaringen
Bei den Zweitstimmen siegt die CDU mit 28,8 Prozent. Zweiter wird die SPD mit 19,6 Prozent, dritter die FDP mit 17,0 Prozent. Die AfD holt 12,1, die Grünen 11,4 Prozent und die Linke abgeschlagen mit 2,6 Prozent.
Die SPD hatte allen Grund zu feiern. Beste Stimmung daher auf den Wahlpartys in Tübingen, Reutlingen und Sigmaringen. Die Sozialdemokraten sind stärkste Kraft. Der wiedergewählte Bundestagsabgeordnete Martin Rosemann macht das am Kanzlerkandidaten fest.
„Natürlich ist das ein Wahlsieg von Olaf Scholz. Die Bürgerinnen und Bürger vertrauen ihm, sie wollen ihn zum Bundeskanzler haben. Aber es ist auch die Geschlossenheit, die die Partei in diesem Wahlkampf wieder gefunden hat", so Rosemann.
Für Bundestagskandidat Ulrich Bausch waren es eher die Themen, die die SPD zum Wahlsieg verholfen haben.
„Die SPD hat seit Januar einen klaren Wahlkampf geführt: inhaltsbezogen, sich nicht eingelassen auf eine Kampagne, sondern klar gesagt hat, wofür sie steht, klar gesagt, das Grundrecht auf Wohnen darf kein Luxus sein, Wohnraum muss bezahlbar bleiben und wir müssen in Sachen Klimawandelbekämpfung vorgehen. Und das haben die Bürgerinnen und Bürger verstanden", erklärt Bausch.
Große Freude in Sigmaringen bei Bundestagskandidat Robin Mesarosch. Er wurde neu in den Bundestag gewählt – als einziger der Kandidaten in der Region Neckar-Alb.
„Ich freue mich riesig, dass ich für uns in den Bundestag darf. Wir haben uns im Vergleich zu den letzten Jahren sehr verbessert. Wir sind zweitstärkste Kraft und so wie es aussieht, stärkste Kraft im Bund, das ist super", so Mesarosch.
Er habe auf prominente Unterstützung verzichtet, sagte Mesarosch und stattdessen Wahlkampf gemacht, wie er später als Abgeordnete sein wollte. Das Gesundheitswesen liegt ihm besonders am Herzen.
„Wir haben zu wenig Landärztinnen und Landärzte, zu wenig Pflegekräfte und Hebammen. In Sigmaringen werden jetzt im Kreis zwei Krankenhäuser schließen. Und da kann der Bund ganz viel machen, dass wir Gesundheit besser finanzieren, dass wir bessere Arbeitsbedingungen bieten für diejenigen, die sich täglich für uns einsetzen. Und das ist ein Herzensanliegen von mir", erklärt Mesarosch.
Ihre Koalitionswünsche wollten die die Kandidaten nicht verraten, doch Ulrich Bausch sagte, die FDP sei für die SPD keine Option.
Für die CDU gab es bundesweit nicht viel zu feiern, in der Region sah es aber anders aus: In allen drei Wahlkreisen holten die Christdemokraten jeweils das Direktmandat, auch wenn es für Annette Widmann-Mauz sehr knapp aussah. In den Wahlkreisen Reutlingen und Zollernalb-Sigmaringen war die CDU auch bei den Zweitstimmen stärkste Kraft.
„Was mich und was uns nicht zufriedenstellt, dass ist das Abschneiden der Union - insgesamt bei 25 Prozent. Das ist nicht unser Anspruch. Wir wollen stärker sein. Aber wir waren das erste Mal auch ohne Kanzler oder Kanzlerin unterwegs, und das hat die Situation natürlich auch verkompliziert", erklärt der Reutlinger Bundestagsabgeordnete Michael Donth.
Freude dagegen bei der CDU darüber, dass eine rot-rot-grüne Koalition rechnerisch nicht möglich ist.
„Deutschland kann es sich nicht leisten, mit seinem Gewicht in der Welt von einer Koalition mit dem linken Rand regiert zu werden, darüber bin ich froh", erklärt Bundestagsabgeordnete Annette Widmann-Mauz und wirbt für eine Zukunftskoalition: „Denn die ist das, was unser Land braucht: Stabilität, Sicherheit, Mobilität, Nachhaltigkeit und Innovation."
Eine solche Zukunftskoalition könnte eine Koalition aus CDU, FDP und Grünen sein, so Widmann-Mauz.
Freude auch im Wahlkreis Zollernalb-Sigmaringen über das regionale Ergebnis.
„Da freue ich mich riesig, dass wir wieder ein starkes Ergebnis haben. Es sieht ja danach aus, als ob wir den Wahlkreis wieder mit einem guten Ergebnis gewinnen können. Auch wir haben Federn gelassen, aber nachdem das in den letzten Wochen auch eine unglaublich starke Kampagne, auch gegen mich persönlich war, und auch viele Angriffe und Unterstellungen da waren und da so ein Rennen auch gemacht worden ist zwischen mir und meinem Mitbewerber von den Grünen, hatte ich auch einen unglaublichen Gegenwind", erklärte der CDU-Bundestagsabgeordnete Thomas Bareiß.
Das Ergebnis auf Bundesebene sei nicht zufriedenstellend, so Bareiß. Es sei eine schwierige Ausgangslage gewesen, nach dem Ende der Ära Merkel neue Aufbruchstimmung zu erzeugen. Bareiß findet, dass Armin Laschet einen guten Wahlkampf geführt habe und er sich wohl mit ihm gefühlt habe, trotz der schwierigen Gesamtgemengelage, wie Bareiß es nennt. Jetzt hofft er auf eine bürgerliche Koalition unter der Führung von Armin Laschet.
Partystimmung bei den grünen Bundestagskandidaten in unseren drei Wahlkreisen. Zwar konnte die Partei mit Annalena Baerbock nicht das Kanzleramt erobern, doch am Ende hat sie das beste Ergebnis aller Zeiten geholt.
Der Sohn von Ministerpräsident Winfried Kretschmann war für die Grünen im Wahlkreis Zollernalb-Sigmaringen angetreten. Den Sprung in den Bundestag hat Johannes Kretschmann aber verpasst.
Seinen eigenen Wahlkampf habe er sehr intensiv erlebt. Bis zum Schluss hatte er auf ein knappes Rennen gegen CDU-Kandidat Bareiß gehofft.
„Dass wirklich dieses Narrativ, das ja in der Presse dann kam, dass es ein offenes Rennen ist und es einen Herausforderer gibt für diesen schwarzen Erbhof, einen grünen Herausforderer - das habe ich eigentlich bis zuletzt schon gedacht, dass es knapp werden würde", erklärt Kretschmann. „Ich war nicht wirklich 100 Prozent davon überzeugt, dass es gehen konnte, aber so wie es jetzt aussieht, damit habe ich wirklich nicht gerechnet. Und das ist eine bittere Enttäuschung", erklärt Kretschmann.
Enttäuschung über das eigene Abschneiden, Freude hingegen über das bundesweite Ergebnis der Grünen. Kretschmann habe sich ehrlich gefreut, dass die Grünen einen Sprung gemacht haben, der ihnen lange verwehrt geblieben war.
Über das historisch beste Ergebnis der Grünen freute sich auch der Bundestagsabgeordnete aus dem Wahlkreis Tübingen, Chris Kühn. Nun müsse man jeden erlangten Prozentpunkt in den Klimaschutz umsetzen, erklärt Kühn.
Kühn verpasste nur knapp das Direktmandat, er wird seinen Wahlkreis Tübingen aber auch weiterhin als Abgeordneter im Bundestag vertreten.
Die Bundestagsabgeordnete der Grünen aus dem Wahlkreis Reutlingen Beate Müller-Gemmeke hätte sich für ihre Partei ein noch besseres Ergebnis gewünscht. Alles in allem sei es ein schwieriger Wahlkampf gewesen, resümiert Müller-Gemmeke.
„Dass überhaupt mal die SPD die Chance hatte, nach vorne zu kommen, geht natürlich immer auch auf unsere Kosten. Die Fake News, das war schon heftig. Mit was ich mich sozusagen permanent auseinander setzen musste, was da so durchs Netz ging, da ist einfach schwer dagegen anzukommen", erklärte Müller-Gemmeke.
Auch Beate Müller-Gemmeke konnte ihr Mandat behalten und somit weiterhin ihren Wahlkreis Reutlingen in Berlin vertreten.
Bei der FDP in der Region war die Stimmung ebenfalls richtig gut. Im Joli in Reutlingen wurde gefeiert, das Mandat von dem bisherigen Bundestagsabgeordneten Pascal Kober sicher. Vor allem aber das gute Ergebnis der FDP sorgte für ausgelassene Stimmung.
„2013 sind wir ausgeschieden, 2017 wiedergewählt worden mit damals 10,7 Prozent. Das Ergebnis haben wir gehalten, haben es auch leicht übertroffen, wie es scheint, und das zeigt, dass wir wieder da sind und eine feste Größe in der Bundespolitik sind. Wir haben uns konsolidiert", erklärt Kober.
Geärgert habe sich Kober allerdings über das Verhalten des möglichen Partners CDU.
„Man muss natürlich sehen, dass die Union in letzter Minute noch versucht hat gegen uns zu mobilisieren. Man muss auch ganz, ganz klar sagen und da bin ich auch richtig entrüstet – ganz persönlich entrüstet – dass Markus Söder diesen Wahlkampf so gestört hat, dass das der Union so geschadet hat, dass sie so ein bescheidenes Ergebnis für ihre Verhältnisse eingefahren hat", so Kober.
Für eine schwarz-gelbe Koalition – die im Juni zumindest Umfragen zufolge noch möglich gewesen wäre – reicht es nun jedenfalls nicht mehr.
Für den Tübinger Bundestagskandidat der FDP, Julian Grünke, hat es für einen Einzug in den Bundestag nicht gereicht. Über das bundesweite Ergebnis der Liberalen wurde sich aber auch hier im Japengo gefreut. Insbesondere auch, dass ein Linksruck verhindert werden konnte.
„Also man muss sagen, jedes Mal wenn hier auf der Wahlparty das Tableaux aufgemacht wurde und klar war, dass rot-rot-grün nicht drin war, wurde gejubelt und dass ist glaube ich auch ein ganz wichtiges Signal", resümiert Grünke. Er hält die Linkspartei nicht wichtig für Deutschland. Man brauche sie in der Form nicht im Bundestag, erklärt Grünke, der sich auch freute, dass die AfD fatal abgestraft wurde, wie er sagte.
Grünke selbst hält eine Jamaica-Koalition für realistisch, natürlich müsse man aber abwarten, welche Möglichkeiten es noch gebe und mit wem die FDP am Ende am besten zusammenarbeiten könne.
Einen niederschmetternden Wahlabend mussten die Mitglieder der Linken erleben. Besonders herb auch – die Tübinger Bundestagsabgeordnete der Linken, Heike Hänsel, verlor ihr Mandat. Für sie aber kein Grund, sich nicht auch weiterhin politisch zu engagieren.
„Ich mache Politik mit und ohne Mandat. Ich brauche kein Mandat, um politisch aktiv zu sein. Das werde ich jetzt außerparlamentarisch machen, das habe ich davor oder während des Mandats auch schon immer gemacht, also der Wahlkreis Tübingen, der wird mich so schnell nicht los", erklärte Hänsel.
Große Enttäuschung auch über das bundesweite Ergebnis der Linken, die mit 4,9% unter der 5% Hürde liegt. Nur durch Direktmandate schafft sie noch den Einzug in den Bundestag. Viele LINKE-Wählerinnen und Wähler hätte man an die SPD verloren, erklärt Hänsel. Trotzdem glaubt sie, sei die Wahlniederlage auch hausgemacht.
„Wir hatten viel Streitereien in den letzten Jahren und wir hatten meines Erachtens auch eine falsche Wahlstrategie gehabt. Die hat sich vor allem auf rot-rot-grün konzentriert und auch schon viel zu viel vor der Wahl Zugeständnisse zu machen - für mich war das viel zu viel Anbieterei und das hat sich auch nicht ausgezahlt", so Hänsel.
Ähnliche Stimmung auch in Reutlingen. Das historisch schlechte Ergebnis der Linken setzt auch der Bundestagsabgeordneten Jessica Tatti zu. Ihre Analyse:
„Zum einen glaube ich, dass einige Wähler, die beim letzten Mal die Linke gewählt haben, aufgrund des Kopf-an-Kopf-Rennens bei den Kanzlerkandidaten dafür sorgen wollten, dass Armin Laschet kein Kanzler wird und dann eben Grüne oder SPD gewählt haben anstatt die Linke", erklärt Tatti.
Auf der anderen Seite betont auch sie die Streitereien, mit denen die Partei aufgefallen sei. Hier müsse man abschließend noch einmal eine genaue Fehleranalyse durchführen, so Tatti. Nur drei Kandidaten der Linken aus Baden-Württemberg haben es in den Bundestag geschafft: Jessica Tatti ist eine davon. Wenigstens eine Sache über die sich die Anwesenden hier im Linken-Büro in Reutlingen freuen konnten.
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