Logo germanwings vor Flugzeug | Bildquelle: RTF.1

Marseille:

Zweite Germanwings-Blackbox gefunden - Copilot googelte zu Cockpit-Türen und Selbstmord

Stand: 02.04.15 16:32 Uhr

Laut Staatsanwaltschaft Marseille haben Helfer die zweite Blackbox des abgestürzten Airbus in den französischen Alpen gefunden. Sie zeichnet die technischen Daten auf und kann somit Hinweise auf Fluggeschwindigkeit etc. geben. In Düsseldorf gab die Staatsanwaltschaft bekannt: Co-Pilot Andreas L. suchte im Web nach Selbstmord-Möglichkeiten sowie Infos zu Cockpit-Türen und deren Verriegelungstechnik.

Die Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung (BFU) wird den zweiten Flugschreiber gemeinsam mit ihren französischen Kollegen auswerten, sobald er gefunden ist. Die BFU ist mit mehreren Mitarbeitern an den Untersuchungen des Absturzes beteiligt - auch vor Ort.
Die kleine Blackbox mit hunderten gespeicherten Daten steckt in einem gepanzerten Zylinder, gerade mal so groß wie eine Konservendose. Die Aufzeichnungen gelten für die weiteren Ermittlungen als unersetzlich.

Die Staatsanwaltschaft Düsseldorf wertet unterdessen sichergestellte Unterlagen sowie die beschlagnahmten Datenträger von Co-Pilot Andreas L. aus.
Bei der Durchsuchung seiner Wohnung in Düsseldorf konnte ein  Tablet sichergestellt und bereits ausgewertet werden. Der Name des Anmelders, die persönliche Korrespondenz und eingegebene Suchbegriffe lassen die Ermittler zu dem Schluss kommen, dass das Gerät im relevanten Zeitraum vom Co-Piloten genutzt wurde.

Der Browserverlauf war nicht gelöscht, insbesondere konnten die in der Zeit vom 16.03. bis zum 23.03.2015 mit diesem Gerät aufgerufenen Suchbegriffe nachvollzogen werden. Danach hat sich der Nutzer zum Einen mit medizinischen Behandlungsmethoden befasst, zum Anderen über Arten und Umsetzungsmöglichkeiten einer Selbsttötung informiert. An mindestens einem Tag hat sich der Copilot darüber hinaus über mehrere Minuten mit Suchbegriffen über Cockpittüren und deren Sicherheitsvorkehrungen auseinandergesetzt.

Co-Pilot Andreas L. hatte mit der Cockpit-Verriegelung den Flugkapitän ausgesperrt, als dieser auf der Toilette war. Währenddessen ließ er den Airbus mit 150 Menschen an Bord - so der Ermittlungsstand - vorsätzlich abstürzen. Die Technik war nach den Terroranschlägen auf die USA vom 11. September 2001 eingeführt worden. Damals waren Terroristen in die Cockpits gestürmt und hatten die Kontrolle über die Flugzeuge übernommen.
Die Verriegelung ermöglicht Piloten, das Cockpit von innen zu verschließen, das Personal benötigt einen Code - der aber auch blockiert werden kann.

Bundesverkehrsminister Dobrindt und Vertreter der deutschen Luftfahrtbranche haben sich jetzt auf eine Taskforce geeinigt, die eine Optimierung von Sicherheitsstandards im Flugverkehr prüfen soll. Sie soll sich auch mit einer möglichen Abschaffung der Cockpitverriegelung beschäftigen.
Viele Airlines haben inzwischen die Regel eingeführt, dass immer zwei Personen im Cockpit sein müssen, also jemand aus der Besatzung nachrückt, wenn ein Pilot das Cockpit verlässt.

Zum Ticker mit der Chronologie der Ereignisse

WERBUNG:



Seitenanzeige: