Handwerkskammer Reutlingen | Bildquelle: RTF.1

Reutlingen:

Themen der Vollversammlung der Handwerkskammer Reutlingen

Stand: 26.11.25 16:44 Uhr

Alle Jahre wieder kommt die Wintervollversammlung der Handwerkskammer in Reutlingen. Neben anderen Themen geht es hier vor allem darum, den Wirtschafts- und Finanzplan für das kommende Jahr zu beschließen. Wir berichten, warum dieser besser aussieht, als man vielleicht denken würde.

Man hört es von allen Seiten: Haushaltsbudgets müssen gestreckt werden, Landkreise, Städte und Industrieführer beklagen mangelnde Unterstützung von Regierungsseite. Die Wirtschaft befindet sich in Krise und während es auch für die Handwerksbranche alles andere als rosig aussieht, hört sich die Geschichte hier etwas weniger düster an.

"Ich denk eher positiv", meint Alexander Wälde, Friseurmeister und Präsident der Handwerkskammer. "Ja, es gibt mal irgendwo in der Mitte im Jahr irgendwelche Krisen und wir haben jetzt ja politische Krisen, wir haben Materialteuerungen. Wir müssen damit umgehen. Handwerker sind flexibel. Handwerker sind anpassungsfähiger als mancher Industriebetrieb."

Viele Handwerkerberufe sind unverzichtbar, erklärt Wälde. Die Brötchen am morgen und der monatliche Haarschnitt müssen am Ende von einem lokalen Betrieb kommen. Doch das gilt nicht für alle Branchen, weshalb sich andere schwer tun.

"Was man natürlich sieht, ist natürlich ganz klar: Die Industrien, die mit China vergleichbar sind", erläutert Wälde. "Wenn man irgendwas kaufen kann, was günstiger ist und in Deutschland teurer ist, dann kaufst du das natürlich günstiger. Du musst ja auch nach deinem Geldbeutel gucken."

Eine Mischung aus guten und schlechten Nachrichten also, was sich wie ein roter Faden durch die Versammlung zieht. Auch im Bereich Ausbildung steht es zwar besser als in vielen anderen Branchen, doch nicht so gut, wie man es gerne hätte. Besonders im Angesicht der Tatsache, dass viele Babyboomer über die nächsten 10 Jahre aus dem Arbeitsmarkt fallen und viele Betriebe mit sich nehmen werden. 4051 junge Menschen befinden sich in den 5 Kreisen, die die Handwerkskammer abdeckt, aktuell in Ausbildung. Doch es könnten immer mehr sein.

"Die duale Ausbildung ist mir tatsächlich ein großes Anliegen, weil ich finde, sie wird bei uns hier im Land nicht so wertgeschätzt, wie sie geschätzt werden müsste", so Christiane Nowottny, Hauptgeschäftsführerin der Handwerkskammer Reutlingen. "Von dem was sie bietet und auch welche Zukunftschancen sie für junge Menschen bietet. Leider Gottes sind immernoch viele Leute so fixiert, dass sie den akademischen Bildungsweg einschlagen müssen und verkennen total die Chancen, die es in der dualen Ausbildung gibt."

Die überbetriebliche Ausbildung ist dagegen nicht ausreichend finanziert. Hier wird, nicht nur in Betrieb und Lehrstätte, sondern auch in überberuflichen Einrichtungen ausgebildet. Wenn ein Schreinerbetrieb beispielsweise nicht über einen Industriecutter verfügt, kann ein Auszubildender so trotzdem lernen, wie man ihn bedient. Ein wichtiger Beitrag von Seiten der Handwerkskammer, den das aktuelle Budget nicht vollständig abdecken kann.

"Wir haben dieses Jahr natürlich eine Erhöhung in der Überumlage drin um 5 Prozentpunkte", erklärt David Blank, beauftragter Wirtschaftsführung. "Das ist natürlich etwas, was man klären muss, aber ich denke dass wir da auch gute Argumente haben um das der Vollversammlung so darzulegen, dass sie den Entschluss fassen kann."

Auch andere Investitionen stehen aktuell auf dem Plan. Gut 500.000 Euro will die Handwerkskammer allein in den Ausbau von IT und IT-Sicherheit investieren. Das kostet, und zwar mehr als der Beitrag von Handwerksbetrieben auf lange Sicht abdeckt. Im Jahr 2026 soll der Handwerkskammerbeitrag noch gleich bleiben. Doch das er in 2027 steigen muss, ist jetzt schon sicher.

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