"Die Tagespflege ist ein Angebot der Tagesbetreuung für ältere Menschen, inzwischen schon seit 1995 etabliert als festes Angebot. Und das ist ein ganz wichtiges Element für die Versorgung der Menschen zu Hause", erläutert Matthias Schlautmann vom Roten Kreuz Reutlingen.
Zielpublikum sind ältere Menschen, die sich daheim noch selbst versorgen können. Besonders die, denen es an sozialer Interaktion fehlt. Neben Struktur durch einen Tagesablauf mit festen Speisen und nachmittäglichen Aktivitäten wird Beratung für die Zeit außerhalb des Zentrums geboten. Auch Angehörige werden entlastet, besonders in Sonder- oder Schwerfällen.
"Wir haben aber natürlich auch Gäste da, die unter einer Erkrankung wie einer Demenz leiden", erklärt der Hausleiter des Seniorenzentrums Gustav-Werner-Stift, Thomas Silaghi. "Die haben eine hohe Hinlauftendenz. Die Angehörigen sind dann dementsprechend zu Hause mit den Menschen überfordert. Und wenn die bei uns in der Tagespflege einfach ihre Bewegungsfreiheit ausleben können, heißt das wiederum kann der Angehörige zu Hause auch etwas runterkommen."
Die Tagespflege erfüllt die Rolle eines Bindeglieds zwischen der heimischen und stationären Pflege. Gäste leben zu Hause, aber kommen einige Tage pro Woche ins Seniorenzentrum. Die Kosten der Besuche sind refinanzierbar.
"Die Kasse zahlt, je nach Pflegegrad, einen bestimmten Teil, der im Internet einsehbar ist", zeigt Silaghi auf. "Die Angehörigen selber, beziehungsweise die Tagesgäste, müssen theoretisch nur die Investitionskosten und die Verpflegungskosten tragen."
Während die meisten Segmente der Pflegeindustrie nicht ausreichend Arbeitskräfte beschaffen können, sei dieses Problem noch nicht in der Tagespflege angekommen. Im Gegenteil könne sie sogar eine entlastende Wirkung haben, meint Schlautmann.
"Also dadurch, dass pflegebedürftige Menschen den Tag gut beschützt und versorgt bei uns verbringen, wird ja oftmals auch der Pflegeheimaufenthalt noch herausgezögert oder sogar auch verhindert. In Kombination mit guter ambulanter Versorgung zu Haus und auch sonstigen Betreuungsangeboten ist die Tagespflege also sozusagen grade in Zeiten von Pflegefachkraftmangel und Pflegenotstand noch wichtiger denn je."
Natürlich könne die Tagespflege die Fachkraftkrise nicht lösen, das läge an der Politik. Doch manche, die aktuell im System verloren gehen, könnten hier einen Weg finden, der wirklich ihre Probleme und Bedürfnisse anspricht.
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