Warum ein eigenes Zentrum für Burgenforschung?
Burgen prägten Politik, Wirtschaft und Gesellschaft des Mittelalters. Sie dienten als Herrschaftssitze, Zoll- und Verwaltungsorte, religiöse und repräsentative Zentren. Das neue Zentrum bündelt diese Perspektiven, um Burgen als komplexe Lebens- und Arbeitsräume zu analysieren.
Das Team will belastbare Aussagen zur Verbreitung und Typologie von Burgen in Deutschland und Europa treffen und klären, welche Aufgaben sie über militärische Funktionen hinaus erfüllten. Funde und naturwissenschaftliche Analysen sollen Einblicke in Ernährung, Handwerk, Logistik und soziale Strukturen der Burgbewohner geben.
Neben klassischer Archäologie kommen Geoarchäologie, Archäometrie und digitale Messverfahren zum Einsatz – etwa geophysikalische Prospektion, 3D-Dokumentation und materialkundliche Analytik. Die Ergebnisse werden mit schriftlichen und bildlichen Quellen abgeglichen, um belastbare Gesamtsynthesen zu erstellen.
Die Forschung wird fächerübergreifend organisiert: Geschichte und Landeskunde, Wirtschafts- und Kunstgeschichte, Archäologie, Kulturwissenschaften, Archäometrie, Geoarchäologie und Mediävistik arbeiten eng zusammen. Das Zentrum vertieft seine Zusammenarbeit mit Partnern in Deutschland, Österreich und der Schweiz.
Für die Region Neckar-Alb bietet die Einrichtung eine exzellente Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Denkmalpflege. Zahlreiche Burgstandorte in Baden-Württemberg können in Studien, Lehrprojekten und Monitoring-Programmen berücksichtigt werden – ein Gewinn für Forschung und Vermittlung.
Das Zentrum versteht sich als Anlaufstelle für Forschung, Lehre und Öffentlichkeit. Geplant sind Verbundprojekte, Lehrangebote, Workshops und digitale Rekonstruktionen, die den Stand der Burgenforschung sichtbarer machen und weiter voranbringen.
Burgen & Burgruinen in Baden-Württemberg
In Baden-Württemberg finden sich zahlreiche eindrucksvolle Burgen und Burgruinen, die Zeugnis geben von mittelalterlicher Wehr- und Herrschaftsarchitektur.
So gilt die Ruine Ruine Hohenhewen bei Engen im Landkreis Konstanz als eine Gipfelburg aus dem Hochmittelalter: Ab etwa 1100 errichtet, bot sie auf ihrem Basaltkegel eine weithin sichtbare Stellung und zählt heute zu den landschaftlich markanten Ruinen am Hegau.
Ebenso markant ist die Ruine Burg Bärenfels oberhalb von Wehr im Schwarzwald (Landkreis Waldshut): Der Bergfried mit seinen bis zu 20 m hohen Außenmauern stammt aus dem 14. Jahrhundert und dient heute als Aussichtsturm über die Region.
Darüber hinaus weist das Land eine große Vielfalt an Burgen- und Ruinenstandorten auf: Es wird geschätzt, dass in Baden-Württemberg über 3.000 Burgen und Schlösser gelegentlich im Bestand waren, von denen ein Drittel heute noch in Resten erhalten ist.
Besonders hervorzuheben sind die Ruinen wie Festungsruine Hohenneuffen auf der Schwäbischen Alb, die Burgruine Hohenurach bei Bad Urach, oder Hochburg bei Emmendingen im Oberrheingebiet, die zu den größten Anlagen ihrer Art in Süddeutschland zählen.
Autoren: RTF.1-Redaktion, Prometheus-Redaktion, KIErstveröffentlichung 10.11.2025–19:00 | Bearbeitung: 10.11.2025–20:22
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