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Berlin:

Menschen mit Demenz - Flächendeckende Hospiz- und Palliativversorgung gefordert

Stand: 27.09.14 18:03 Uhr

"In der Zunahme von Demenzerkrankungen liegt eine der größten Herausforderungen für unsere Gesellschaft, der sich auch die Hospiz- und Palliativversorgung dringend stellen muss". Das sagte Prof. Dr. Lukas Radbruch, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Palliativmedizin. Der Mediziner äußerte sich beim "Expertensymposium zur Betreuung von demenzerkrankten Menschen am Lebensende".

Weiterer Schritt auf dem Weg zur Charta

Die Veranstaltung im Bundesfamilienministerium stelle der Gesellschaft zufolge einen weiteren Schritt dar auf dem Weg von der 2010 konsentierten "Charta zur Betreuung schwerstkranker und sterbender Menschen in Deutschland" zu einer Nationalen Strategie.

Über 11.000 Organisationen und Einzelpersonen hätten sich bislang mit ihrer Unterschrift für die Charta und ihre weitere Umsetzung ausgesprochen.

Stärkere Berücksichtigung der Bedürfnisse von Demenz-Erkrankten am Lebensende

Die beim Symposium anwesenden Expertinnen und Experten forderten der Pressemitteilung zufolge die stärkere Berücksichtigung der Bedürfnisse von dementiell erkrankten Menschen auch an ihrem Lebensende.

Mit der am 15. September durch die Bundesminister Schwesig und Gröhe sowie durch die Gestaltungspartner der "Allianz für Menschen mit Demenz" unterzeichneten Agenda leiste man wichtige Beiträge zur Verbesserung der Lebenssituation Demenzerkrankter. Die Agenda sei dabei die Grundsteinlegung für eine nationale Demenzstrategie.

Gesetzentwurf soll Angehörigen Freistellung zur Sterbebegleitung ermöglichen

Ein wichtiger Beitrag sei auch der Entwurf eines Gesetzes zur besseren Vereinbarkeit von Familie, Pflege und Beruf. Im Gesetztesentwurf sei auch eine Freistellung zur Sterbebegleitung vorgesehen. Dies betreffe auch die Zeit der letzten Lebensphase und letztlich die Betreuung schwerstkranker und sterbender Menschen, heißt es weiter.

In dem Entwurf des Gesetzes, das zum 1. Januar 2015 in Kraft treten soll, sei erstmals auch ein Rechtsanspruch zur Freistellung von der Arbeitsleistung für jene Beschäftigten vorgesehen, die einen nahen Angehörigen im Sterbeprozess begleiten", so die Vertreterin des Bundesfamilienministeriums, Adelheid Braumann.

Nationale Strategie zur Betreuung schwerkranker und sterbender Menschen in Deutschland

Das Symposium ist nach Angaben der Deutschen Gesellschaft für Palliativmedizin eine Veranstaltung zur Nationalen Strategie der "Charta zur Betreuung schwerkranker und sterbender Menschen in Deutschland". Die Charta, getragen vom Deutschen Hospiz- und PalliativVerband, der Deutschen Gesellschaft für Palliativmedizin und der Bundesärztekammer, formuliert Ziele, Strategien und Forderungen, die zu einer verbesserten Betreuung und Versorgung schwerstkranker und sterbender Menschen in Deutschland beitragen sollen.

Markus Grübel, Parlamentarischer Staatssekretär und Sprecher des Interfraktionellen Gesprächskreises Hospiz des Deutschen Bundestages begrüßte, dass auch die besonderen Bedürfnisse von Menschen mit Demenzerkrankungen im Charta-Prozess aufgegriffen werden. "Wir brauchen eine Gesellschaft, die Verständnis für Menschen mit Demenz, ihre Angehörigen und ihre Pflegepersonen hat."

Qualitativ hochwertige palliative und hospizliche Behandlung und Begleitung für Alle

Ziel des Charta-Prozesses und der Nationalen Strategie sei es, die in der Charta formulierten Leitsätze mit Unterstützung der Politik auf der Bundes-, Länder- und kommunalen Ebene systematisch so umzusetzen, dass jeder Betroffene unabhängig von der zugrunde liegenden Erkrankung, der persönlichen Lebenssituation oder vom Versorgungsort eine qualitativ hochwertige palliative und hospizliche Behandlung und Begleitung erhält.

"Das muss auch für Menschen mit Demenz gelten. Die aktuelle Debatte um die gewerbliche, organisierte oder gar ärztliche Beihilfe zum Suizid macht deutlich, dass wir der weit verbreiteten Angst vor Würdeverlust in Pflegesituationen und bei Demenz durch eine Kultur der Wertschätzung gegenüber alten, kranken und sterbenden Menschen sowie flächendeckende Angebote der Hospiz- und Palliativversorgung gerade auch für diese Menschen begegnen müssen", so Prof. Dr. Winfried Hardinghaus, kommissarischer Vorsitzender des DHPV.

Dringend zu klärende Fragen für Patienten mit Demenz

Dringend zu klären seien Fragen wie diese: Sind Palliativstationen und Hospize geeignet für Patienten mit einer Demenzerkrankung? Wie können Pflegeeinrichtungen in die Lage versetzt werden, die hohe Anzahl demenzerkrankter Bewohner bis zu ihrem Lebensende eng entlang ihrer Bedürfnisse zu betreuen? Wie kann die Begleitung eines sterbenden demenzerkankten Menschen zuhause aussehen - mit einem oft ebenfalls hochaltrigen Ehepartner?

Weitere Informationen:

www.charta-zur-betreuung-sterbender.de

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