Die Grundzüge der Baumann'schen Mühle gehen zurück bis ins Jahr 1500, die Ausstattung und das Gebäude sind rund 200 Jahre alt. Interessierte konnten jetzt einen Blick in diese traditionsreiche Pfullinger Mühle werfen - angeleitet von Martin Fink, der anlässlich des Deutschen Mühlentags Führungen durch die Mühle anbot.
"Die Baumann'sche Mühle war früher eine der größten Getreidemühlen am Standort Pfullingen. Außerdem wurde sie für die heimische Landwirtschaft als sogenannte Kundenmühle genutzt: die Bauersleute konnten dort ihr geerntetes Korn direkt weiterverarbeiten lassen", erklärt Fink. Darüber hinaus konnte die Mühle mittels Wasserkraft auch Strom erzeugen.
Damit aus dem Getreidekorn am Ende Mehl entsteht, braucht es ca. 20-25 Arbeitsschritte. Knapp zusammengefasst muss das Korn nach der Anlieferung zuerst gereinigt werden, danach wird es gemahlen und anschließend sortiert und abgefüllt. Dieser Prozess bzw. die Baumann'sche Mühle generell war vor allem im Mittelalter von großer Bedeutung für Pfullingen.
"Pfullingen war im Mittelalter von der Fläche her die zweitgrößte Gemeinde in Württemberg, nach Baiersbronn im Schwarzwald. Die Fläche wurde vor allem für die Landwirtschaft genutzt, auch für den Ackerbau, sodass es sehr viele landwirtschaftliche Betriebe im Ort gab. Deswegen war es wichtig, kurze Wege zu haben. Und so gab es immer genügend Getreidemühlen vor Ort, die dann als Kundenmühlen für die heimische Landwirtschaft gearbeitet haben", so Fink.
Doch diese Zeiten sind vorbei: Seit rund 60 Jahren steht die Baumann'sche Mühle still. Das liege zum einen daran, dass die Arbeit als Müller körperlich anstrengend war. Zum anderen sei es immer schwieriger geworden, einen Nachfolger zu finden.
Letztendlich sorgte das Mühlenstilllegungsprogramm für das endgültige Aus: "Der Stromversorgungsindustrie war es damals ein Dorn im Auge, dass Hunderte von Mühlen allein in Baden-Württemberg Strom produziert haben, die dafür natürlich entlohnt werden mussten. Das war ein Grund dafür, warum das Mühlenstilllegungsprogramm auf den Weg gebracht wurde; mit dem Ziel, möglichst viele Mühlen zum Schließen zu bewegen", berichtet Fink.
Heutzutage ist die Mühle immer noch voll funktionsfähig und beherbergt neben dem Mühlen- auch das Württembergische Trachtenmuseum. Sie kann immer sonntags von 14-17 Uhr besucht werden.
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