Lage des Handwerks | Bildquelle: RTF.1

Rosenfeld:

Lage des Handwerks: Flüchtlinge als Chance begreifen

Stand: 18.09.15 16:15 Uhr

Die Lage im regionalen Handwerk ist weiter gut. Diese frohe Botschaft ist es, die der Präsident der Reutlinger Handwerkskammer, Harald Herrmann, bei einem Vor-Ort-Termin in Rosenfeld bekannt gab. Der HWK-Präsident und sein Haupt-Geschäftsführer Joachim Eisert wollten sich ganz persönlich ein Bild von der alltäglichen Situation machen. Das Ziel: die "Jetter-Gruppe"; diese ist etwas Besonderes; sie bietet gleich drei Gewerbe an. Neben Maler- auch Stuckkateur-Arbeiten und Gerüstbau. Ideal also für einen handwerklichen Realitätschec. Eine dort gewonnene Erkenntnis: auch hier spielt das Thema Flüchtlinge eine wichtige Rolle - perspektivisch, und: im aller positivsten Sinn.


Dieses Jahr starten 1.932 Jugendliche im Bezirk der Handwerkskammer Reutlingen in ihre Ausbildung – 2,9 Prozent mehr als im Vorjahr. Und trotzdem: es gibt immer noch 404 freie Lehrstellen – 40 davon im Zollernalbkreis. Stellen, die auch von Flüchtlingen ausgefüllt werden könnten.

„Allerdings ist da mein Appell immer wieder an die Politik, dass das nur gelingt, wenn die Flüchtlinge sehr schnell die deutsche Sprache lernen. Ohne die Sprachkenntnisse funktioniert es nicht, selbst wenn sie einen finden der handwerklich hoch motiviert ist, wenn er die Sprache nicht beherrscht, haben sie ein Problem.",so Harald Herrmann, Präsident der Handwerkskammer Reutlingen

Es fehle konkret an von der Politik vorgebenen Strukturen – denn kein Handwerksbetrieb könne jemanden ausbilden oder anstellen, der schon nach wenigen Wochen abgeschoben werde. Es müsse nicht nur eine Perspektive für die Flüchtlinge geben, sondern auch für den Betrieb.

Johannes Jetter führt einen Malerbetrieb in 3. Generation und wagt einen ersten Anfang, es stecke aber noch in den Kinderschuhe. Zusammen mit der Stadt Rosenfeld und dem Arbeitsamt Balingen, sollen Praktikumsplätze für Flüchtlinge geschaffen werden.

„Wir versuchen das eben über Praktika darzustellen, auch an mehre Flüchtlinge´und versuchen denen eben auch, einen Weg vorzuzeigen, den sie bei uns machen können, den sie bei uns im Handwerk machen könnten und dann auch den Leute rauszuhören, wo sie sich wohl fühlen. Das ist ganz wichtig.", erklärt Johannes Jetter, Geschäftsführer Maler Jetter GmbH.

HWK-Präsident Herrmann merkte an, es müsse doch auch Ziel der Politik sein, Flüchtlinge rasch in sozialversicherungspflichtige Beschäftigung zu bekommen. Sowohl die Handwerkskammer, als auch die Kreishandwerkerschaft sehen die Flüchtlinge als eine Chance gute Azubis zu bekommen – und das mit guter Perspektive:

„Ich kenne keinen wirtschaftliche Bericht der momentan gerade durchhängt, vielleicht der Maschinenbau, aber im klassischen Handwerk findet man das derzeitig nicht.", gab Harald Herrmann, Präsident der Handwerkskammer Reutlinge bekannt. 

Und trotzdem: 111 Lehrstellen bleiben im kommenden Jahr im Zollernalbkreis vermutlich unbesetzt. Demografischer Wandel und „Akademisierungswahn", nennt der Präsident der Handwerkskammer hier als Grund. Jeder wolle studieren, aber wer gehe dann in die Lehre? - Flüchtlinge, so meinen nicht nur viele hier, die dann vielleicht schon Einwanderer geworden sein könnten.

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