Nullsechs Gruppenbild | Bildquelle: RTF.1

Reutlingen:

Ein besseres Zusammenleben in der Oberamteistraße

Stand: 08.12.25 16:55 Uhr

Schon fast seit der Eröffnung der Ristobar Nullsechs in der Reutlinger Oberamteistraße kommen Lärmbeschwerden von Anwohnern. Auch Bußgelder hat es für den Gastronomiebetrieb bereits gegeben. Jetzt wollen die Gastronomen vor Ort, gemeinsam mit der Stadt, den Konflikt zwischen Nachtleben und Wohngebiet in der Innenstadt mit einer Selbstverpflichtung lösen.

Während die Reutlinger Innenstadt tagsüber gut besucht ist, sah das bei Nacht bis vor kurzem anders aus. Jetzt füllen sich die Straßen auch im Dunkeln wieder mit Nachtschwärmern, teilweise bis in den frühen Morgen. Was für das Nachtleben von Reutlingen gut klingt, wurde für einige Anwohner schnell zum Albtraum.

"Der Anfang war so, dass Anwohner uns angeschrieben und angerufen haben, also gemailt und angerufen, um sich zu beschweren über nächtlichen Lärm", erläutert Albert Keppler, Ordnungsamtleiter der Stadt Reutlingen. "Das war zunächst mal der Musiklärm, also sehr basshaltiger Lärm, der hier bei offenen Türen und Fenstern gespielt wurde und der hier die Leute in ihrer Nachtruhe gestört hat."

Das Ziel dieser Beschwerden: Die Ristobar Nullsechs, die seit ihrer Eröffnung im vorigen Jahr Reutlinger Nachtschwärmer wie Motten zur Lampe anzieht. Schon seit ihren ersten Monaten gehen beim Ordnungsamt Beschwerden ein. Die Stadt wollte diese zunächst friedlich lösen. Das merkbar lebendigere Nachtleben sei ja immerhin erwünscht.

"Natürlich spielt das Nullsechs eine wichtige Rolle", macht Roland Wintzen, Finanzbürgermeister der Stadt Reutlingen klar. "Es ist ein Konzept, das Leute anzieht, auch junge Leute anzieht. Ich erlebe das auch zum Beispiel im Kontakt zu unserer Hochschule, dass es auch Studenten anspricht. Dass die Studenten wegen dem Nullsechs in die Innenstadt kommen, was was ist, was ich eigentlich begrüße. Ich finde es wichtig, dass junge Leute auch die Innenstadt beleben."

Doch bald folgten auf die Beschwerden Bußgelder. Die Bewirtung im Freien ist im Quartier Oberamteistraße nur bis 23 Uhr erlaubt, doch Trauben von Gästen waren auch noch lange danach vor der Bar aktiv. Auch laute Musik soll in den frühen Morgenstunden noch aus der Bar geschallt haben. Insgesamt 8 Bußgelder gingen bisher bei den Besitzern ein, von denen sie einige bis heute anfechten.

"Klar ist es fair, dass wir der Hauptverursacher sind.", so Tobias Schumacher, Miteigentümer des Nullsechs. "Aber wie schon gesagt, andere Gastronomen machen genauso Veranstaltungen und da kommt dann die Polizei genauso vorbei. Also klar, im Vordergrund stehen wir, aber wir stehen hier für die ganze Straße."

So scheint es auch die Stadt zu sehen. Diese hat, um den Konflikt zu lösen, mehr als nur das eine Geschäft heranzogen. Die Verwaltung warf Karten bei rund 200 Haushalten in der Innenstadt ein, um Anwohner um Lösungsvorschläge zu bitten. Nur 5 bis 6 Antworten seien zurückgekommen, doch diese sollen in die neue Selbstverpflichtung lokaler Geschäfte rein gewirkt haben. Tobias Schumacher erklärt, was bereits geändert wurde.

"Ab 22 Uhr ist hier die Türe geschlossen und es geht nur noch über den Seiteneingang. Bedeutet, die Musik bleibt drinnen. Wir haben eine Putzfirma, die kommt jeden Morgen bis um halb acht, die die ganze Straße aufräumt. Und die klare Regelung, ab 23 Uhr gehen keine Gläser mehr raus, durch Kontrolle der Türsteher. Das ist die klare Umsetzung."

Auch Müllentsorgung, allgemeine Musiklautstärke und Sensibilisierung der Gäste sollen verbessert werden, um in Zukunft den Frieden zu wahren. Unterzeichnet wurde das ganze von allen teilnehmenden Gastronomien, nicht nur dem Nullsechs, auch wenn niemand sonst so viel Kritik angezogen hat. Das Resultat: Seit der Umsetzung der Regelungen Mitte August gab es keine neuen Anzeigen, auch wenn weiterhin Beschwerden bestehen.

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