Hochhaus | Bildquelle: RTF.1

Tübingen:

"Staat zeigt sein wahres Gesicht" - Boris Palmers Vorschlag, leeren Wohnraum zu beschlagnahmen, entzündet heftige Reaktionen

Stand: 15.08.15 12:48 Uhr

Darf eine Stadt oder ein Land privaten, leerstehenden Wohnraum beschlagnahmen, wenn die Wohnräume für Flüchtlinge ausgehen? Der Tübinger OB Boris Palmer meint: ja, wenn sich die Eigentümer weigern zu vermieten. Mit dieser Äußerung hat der grüne Politiker eine bundesweite Debatte losgetreten. In der die Emotionen jetzt hochgehen. Palmer rüttle an den Pfeilern des deutschen Grundgesetzes - so die Reaktion des Landesgeschäftsführer des Eigentümerverbandes "Haus und Grund", Ottmar Wernicke. Bereits vorher hatte der baden-württembergische Städtetag dem Vorschlag eine Absage erteilt. Und auch der baden-württembergische Innenminister Reinhold Gall sieht die Idee als "rechtlich äußerst problematisch" an. Mittlerweile gibt es nach Rückfragen unserer Redaktion einige weitere Stimmen.


Mit einem Facebook-Post zum Thema der kommunalen Unterbringungsnot der Flüchtlinge hat der Tübinger OB Boris Palmer eine Debatte losgetreten, die mittlerweile die Menschen in Tübingen, im Landkreis, aber auch im Land bewegt. Vierhundert bis siebenhundert Wohnungen, so schätzt Palmer, stünden in Tübingen derzeit dauerhaft leer. Und angesichts drohender Zeltstädte und Nutzung von Turnhallen, halte er das für vertretbar. Der Staat zeige jetzt sein wahres Gesicht – so kommentiert ein Bürger auf Palmers Post.  Pro-Stimmen hingegen verweisen auf den gesetzlichen Grundsatz, dass „Eigentum verpflichtet."

Heftigste Pro-und Contra-Reaktionen gibt es indessen nicht nur auf  auf Palmers Facebook-Post:

Dieses Thema, so  Helmut Failenschmid, Vorsitzender von "Haus & Grund Tübinge", eigne sich überhaupt nicht, um "politisch damit zu spielen und vor allem nicht, irgendwelche Drohbriefe zu versenden". er warf Palmer vor,  die sowieso schon hochkochenden Emotionen noch zusätzlich  unnötig anzuheizen. Er stütze sich auf die sogenannte  polizeiliche Generalklausel. Und- wie jeder andere Oberbürgermeister - wisse Palmer sehr genau,  dass das die  ultima ratio, das allerletzte Mittel, sei, das eingesetzt werden könne. Und zwar in Grenzfällen.

Auch Rita Haller-Haid,  SPD-Landtagsabgeordnete  für Tübingen,lehnt den Vorschlag ab.Mit Drohungen käme man sicher nicht weiter. Zudem vermittle  man damit, dass man sich in einer akuten notlage befinde. Und in dieser sei man noch nicht. zudem gebe es durchaus auch meistens Gründe, wenn Wohnraum "mal nicht vermietet" sei. Manchmal seien das ältere Menschen, die Angst hätten vor einer Sanierung und glauben würden, diese nicht bewältigt zu können. Man müsse deshalb eher Hilfestellungen geben.

Die rechtlichen Rahmenbedingungen hat das Regierungspräsidium Tübingen bereits klar umrissen: Nur im äußersten Notfall, wenn es nachgewiesenermaßen keinerlei andere Unterbringungsmöglichkeiten mehr gebe, und nur, wenn sonst Obdachlosigkeit drohe, dürfe – nach strengster behördlicher Prüfung – und für maximal sechs Monate - leerer Wohnraum beschlagnahmt werden.

Unmut über Palmers Gedankenspiel auch beim Tübinger Landrat Joachim Walter. Der CDU-Politiker wirft Palmer vor, durch solcherlei Diskussionen die viel zitierte "Willkommenskultur", die von den Menschen gefördert werde,  ganz sicher  zu beschädigen.   Stadt und Kreis, so Walter, sollten sichvielmehr auf die eigentlichen Aufgaben konzentrieren: sich miteinanderzu  bemühen, Wohnraum für Flüchtlinge zu schaffen. Die Stimmung in der Bevölkerung dürfe man dabei aber auf keinen Fall "außer Acht lassen". Mann müsse "sie mitnehmen und sollte sie nicht sozusagen mit dem Knüppel der Ortspolizeibehörde dazu zwingen, Wohnraum bereitzustellen", so Walter.

Indessen hat der frühere baden-württembergische Grünen-Partei-Chef und heutige Tübinger Bundestagsabgeordnete, Chris Kühn, eine ganz andere Idee: Um die rechtliche Klippe, die von anderer Seite ständig ins Feld geführt werde, zu umschiffen, plädiere er für den Weg eines "Zweckentfremdungsverbots", dass die Stadt per Satzungsänderung erlassen könne. Denn dann bedürfe es weder einer Genehmigung durch den Kreis noch durch das Land.

 

WERBUNG:
Sonntag, 20. September 2015
11:34 Brandanschlag auf geplante Flüchtlingsunterkunft in Wertheim - OB: "Wir werden weitermachen"
In der Nacht ist ein mutmaßlicher Brandanschlag auf die Turnhalle der Polizeiakademie in Wertheim, der nördlichen Stadt Baden-Württembergs, verübt worden. Die Halle stand als Notunterkunft für Flüchtlinge bereit. OB Mikulicz stellte unmissverständlich klar: "Wertheim ist eine offene und hilfsbereite Stadt. Wir lassen uns durch die Tat Einzelner nicht beirren". Die Polizei fand Einbruchsspuren. [Weiterlesen]
Samstag, 19. September 2015
19:20 Studie offenbart Motivation und Schwierigkeiten ehrenamtlicher Helfer in München
Tausende Flüchtlinge strömen zurzeit nach München. Viele Münchnerinnen und Münchner engagieren sich freiwillig für das Wohlergehen dieser Menschen. Wer sind sie und was motiviert sie? Was kritisieren sie? Das untersuchten Studierende der Fakultät für angewandte Sozialwissenschaften der Hochschule München gemeinsam mit Prof. Dr. Gerd Mutz und dem munich institute or social sciences (miss). Von April bis Juni 2015 befragte die Gruppe Engagierte in Münchner Organisationen und Initiativen. Zeitgleich fand eine repräsentative Online-Befragung statt. [Weiterlesen]

08:56 Slowenien bereit zur Aufnahme von 10.000 Flüchtlingen
Slowenien ist zur Aufnahme von bis zu 10.000 Flüchtlingen bereit. "Wenn die Flüchtlinge bei uns Asyl beantragen, nehmen wir sie auf und schützen sie. Dafür haben wir Kapazitäten. Bis zu 10.000 Flüchtlinge könnten wir aufnehmen", sagte die slowenische Botschafterin Marta Kos Marko der "Rheinischen Post". Wenn mehr kommen, müsse Slowenien in Europa um Hilfe bitten. [Weiterlesen]

08:52 Caritas schlägt Kopfprämie für Rückkehrer in den Westbalkan vor
Die Caritas hat eine Starthilfe von 1000 bis 2000 Euro für Menschen aus dem Westbalkan vorgeschlagen, wenn diese aus Deutschland in ihre Heimat zurückkehren wollen. In einem Interview mit der "Neuen Osnabrücker Zeitung" sagte Caritas-Präsident Peter Neher: "Wir haben auch Verantwortung für die Menschen, die aus dem Westbalkan kommen." Es sei nicht damit getan, zu sagen: "Geht wieder zurück." Die Situation in den Herkunftsländern sei oft ziemlich hoffnungslos. Auch Asylbewerber ohne Aussicht auf Anerkennung ihres Antrags müssten Zukunftschancen haben. Neher schlug ferner vor, jungen Menschen aus dem Westbalkan Ausbildungen in der Altenpflege anzubieten. [Weiterlesen]
Freitag, 18. September 2015
19:24 Voices for Refugees - Großes Solidaritätskonzert am 3.10. in Wien
Die Toten Hosen, Konstantin Wecker, Zucchero und viele mehr: "Am 3. Oktober wird der Wiener Heldenplatz beben", ist sich Erich Fenninger, Direktor der Volkshilfe Österreich und Initiator des großen Solidaritätskonzertes am 3. Oktober 2015 am Wiener Heldenplatz sicher. "Gemeinsam mit Ewald Tatar, Österreichs bekanntem Veranstalter des Nova Rock, konnten wir ein sensationelles Line-up auf die Beine stellen", sagt Fenninger und freut sich über die große Bereitschaft der vielen MusikerInnen und KünstlerInnen, dem gemeinsamen Anliegen eine Stimme zu verleihen. [Weiterlesen]

08:45 Salafisten werben in Flüchtlings-Unterkünften
Nach Erkenntnissen des Verfassungsschutzes haben Salafisten damit begonnen, die Vielzahl von Sunniten unter den Flüchtlingen zu umwerben, weil sie diese als "Nährboden" für islamistisches Gedankengut ansehen. "Wir beobachten, dass Salafisten als Wohltäter und Helfer auftreten, gezielt den Kontakt suchen, in einschlägige Moscheen einladen, um Flüchtlinge für ihre Sache zu rekrutieren", sagte der Präsident des Bundesamtes für Verfassungsschutz, Hans-Georg Maaßen, der in Düsseldorf erscheinenden "Rheinischen Post". [Weiterlesen]
Donnerstag, 17. September 2015
10:44 Präsident des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge tritt zurück
Der Präsident des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge, Dr. Manfred Schmidt, hat aus persönlichen Gründen darum gebeten, von seinen Aufgaben entbunden zu werden. Bundesminister Dr. Thomas de Maizière ist dieser Bitte nachgekommen. [Weiterlesen]
Mittwoch, 16. September 2015
13:52 Erstaufnahme von Flüchtlingen: Bund will Länder entlasten
Im Fall der derzeitig völlig überfüllten Landeserstaufnahmestellen für Flüchtlinge will die Bundesregierung die Länder entlasten. Bei einem Treffen von Bund und Ländern gestern Abend in Berlin sei diesen angeboten worden 40 000 weitere Plätze für die Erstaufnahme von Flüchtlingen zu bauen - und diese auch selbst zu betreiben. [Weiterlesen]

11:43 Rund 600 neue Flüchtlinge: Land schafft über Nacht neue LEA/Bürger-Info heute Abend/Palmer bezieht Position
In wenigen Stunden hat das Land gestern in Rottenburg eine neue Landeserstaufnahmestelle für Flüchtlinge eingerichtet. Bereits in der Nacht auf Mittwoch wurden mehrere Hundert Flüchtlinge - berichtet wird von rund 600 - in eine leerstehende Gewerbehalle im Stadtteil Ergenzingen gebracht. 450 davon sollen dabei mit einem Sonderzug aus Bayern angereist sein. Weitere Flüchtlinge sollen aus der völlig überfüllten Haupt-LEA Karlsruhe kommen. [Weiterlesen]
Dienstag, 15. September 2015
04:56 EU-Innenminister verhandeln Umsiedelung - Kritik an "unsolidarischen" Staaten
Bei den Verhandlungen des EU-Innenministerrates zur Flüchtlingspolitik gibt es einen ersten kleinen Schritt zu einer Einigung, dass eine Umsiedelung von 40.000 Flüchtlingen aus Italien und Griechenland in andere EU-Mitgliedsstaaten erfolgen soll. Über weitere 120.000 Flüchtlinge soll verhandelt werden. Der aufnehmende Mitgliedsstaat erhält eine Zahlung von 6.000 Euro pro Flüchtling von der EU-Kommission."Dies ist ein viel zu kleiner erster Einstieg in eine EU-weite Abstimmung und Bewältigung der Flüchtlingskrise und noch weit entfernt von dem, was nötig wäre", sagte Dr. Gerd Landsberg, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städte- und Gemeindebundes, heute in Berlin. [Weiterlesen]
Montag, 14. September 2015
13:43 Merkel soll ihre Ziele in Flüchtlingsfrage erklären
Die Bundeskanzlerin ist aus den eigenen Reihen aufgefordert worden, mit einer "Rede zur Lage der Nation" den Bürgern zu erklären, was ihr eigentliches politisches Ziel in der Flüchtlingsfrage ist. Das erwartet der Vorsitzende der CDU/CSU- Fraktionsvorsitzendenkonferenz und Chef der Thüringen-CDU, Mike Mohring. [Weiterlesen]

05:47 Deutschland kontrolliert Grenzen - Sondertreffen der EU-Innenminister zur Flüchtlingskrise
Deutschland führt seit dem Abend an den Straßen nahe Österreich wieder Grenzkontrollen durch, um angesichts des Flüchtlingszustroms "Ordnung an den Grenzen" zu erhalten, wie es der Innenminister ausdrückte. Parallel geht der Blick nach Brüssel: Bei einem Sondertreffen des EU-Rates Justiz und Inneres geht es heute um den europäischen Umgang mit der aktuellen Flüchtlingskrise. Die Minister diskutieren unter anderem die Vorschläge der Europäischen Kommission zur europäischen Migrationspolitik, die EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker in seiner Rede zur Lage der EU in der vergangenen Woche präsentiert hat. [Weiterlesen]
Sonntag, 13. September 2015
19:15 Deutschland führt Grenzkontrollen wieder ein und stoppt Zugverkehr
Deutschland wird vorübergehend wieder Grenzkontrollen an den Binnengrenzen einführen. Der Schwerpunkt wird an der Grenze zu Österreich liegen. Dies gab Bundesinnenminister de Maizière angesichts des anhaltenden Flüchtlingsstromes bekannt. [Weiterlesen]

18:06 Grenzkontrollen an Binnengrenzen - Politiker sehen Deutschland an der Belastungsgrenze
Deutschland führt ab sofort die Grenzkontrollen an den Binnengrenzen wieder ein. Damit hat Deutschland das Schengen-Abkommen außer Kraft gesetzt - vorübergehend, heißt es. Die Politik - besonders im stark geforderten Bundesland Bayern, sieht Deutschland an der Belastungsgrenze. [Weiterlesen]

14:35 Gabriel sieht Deutschland am Rand der Belastbarkeit
Deutschland steht nach den Worten von Vizekanzler Sigmar Gabriel bei der Aufnahme von Flüchtlingen am Rand seiner Belastbarkeit. Dem Tagesspiegel sagte der SPD-Vorsitzende: "Es stimmt: Die europäische Untätigkeit in der Flüchtlingskrise bringt inzwischen auch Deutschland an den Rand seiner Möglichkeiten." [Weiterlesen]

08:25 Mehrheit der Deutschen erwartet, dass Zuwachs durch Flüchtlinge verkraftbar ist
Eine aktuelle Forsa-Umfrage im Auftrag von "RTL Aktuell" hat Meinungen zur Flüchtlingskrise ermittelt. Danach sind 53 Prozent und damit die Mehrheit der Deutschen der Überzeugung, dass das Land den Zuzug von voraussichtlich 800 000 Flüchtlingen in diesem Jahr verkraften kann. [Weiterlesen]

08:19 Innenminister: Müssen Tempo verringern, in dem Flüchtlinge nach Deutschland kommen
Innenminister Thomas de Maizière (CDU) hat die Entscheidung von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) verteidigt, zehntausende Bürgerkriegsflüchtlinge unregistriert aus Ungarn nach Deutschland einreisen zu lassen. Dem Berliner "Tagesspiegel" sagte de Maizière: "Es war die richtige Entscheidung, um in einer humanitären Ausnahmelage vielen Flüchtlingen zu helfen und um die weitere Zuspitzung in einer Notlage zu verhindern." Der Innenminister trat damit schweren Vorwürfen der CSU entgegen, die Merkel eine historische Fehlentscheidung vorgeworfen hatte. Zugleich machte de Maizière allerdings, deutlich, dass die Aufnahme unregistrierter Flüchtlinge eine Ausnahme bleiben müsse. [Weiterlesen]
Samstag, 12. September 2015
20:25 9000 Neuankünfte: Olympiahalle München wird möglicherweise Flüchtlingsunterkunft - Schlafsäcke benötigt
Rund 9000 Flüchtlinge sind heute in München eingetroffen - Helfer bitten noch für heute Abend um Schlafsäcke, Decken und Insomatten. Sie habe einen Infopoint direkt am Hauptbahnhof der bayerischen landeshauptstadt eingerichtet, wo die Sachspenden entgegen genommen werden. Die Stadt München hat unterdessen Platzprobleme - und erwägt laut Medienberichten, Flüchtlinge möglicherweise in der Olympiahalle unterzubringen. [Weiterlesen]
Freitag, 11. September 2015
09:41 Das sind die lebensgefährlichen Flüchtlingsrouten nach Europa
In der Hoffnung auf eine bessere Zukunft riskieren immer mehr Menschen ihr Leben bei dem Versuch, auf seeuntüchtigen und überfüllten Booten und mit Hilfe von skrupellosen Schlepperbanden, nach Europa zu gelangen. Auf der Flucht vor Krieg, Gewalt und Verfolgung sind sie dringend auf humanitäre Hilfe angewiesen. Diese Infografik zeigt ihre Fluchtrouten. [Weiterlesen]

09:07 Vorsitzende des Paritätischen Wohlfahrtverbands, Barbara John für verstärkte Flüchtlingshilfe vor Ort
Die Vorsitzende des Paritätischen Wohlfahrtverbandes, Barbara John, hat sich dafür ausgesprochen, den Flüchtlingen stärker in den syrischen Nachbarländern zu helfen. [Weiterlesen]

Nächste 20 Einträge anzeigen >>



Seitenanzeige: