
Mit seinem Werk hat Heather eine fundierte und gut strukturierte Geschichte des spätrömischen Reiches geschaffen, die auf dem neuesten Forschungsstand steht. Sie überzeugt literarisch, enttäuscht aber hinsichtlich ihrer Erklärungskraft. Heather knüpft an die bestehende Anicht an, dass die Krise des 3. Jahrhunderts zu einer verhängnisvollen Umgestaltung des römischen Staates geführt hatte. Eine bis dahin eher kleine Armee soll verdoppelt, das Beamtentum erweitert worden sein. Dadurch wurden die Steuerlasten dermaßen vergrößert, dass nicht nur die Vertreter der städtischen Selbstverwaltung ruiniert und viele Bauern ins Elend getrieben wurden, sondern dass auch die Bevölkerung nachhaltig schrumpfte und viele Landstriche verödeten. Der Untergang Roms sei also nur das unvermeidliche Ergebnis eines schleichenden inneren Verfalls gewesen. Heather zeigt jedoch, dass diese Erklärung nicht mehr aktuell ist.
Heather geht vielmehr davon aus, dass der Untergang Roms durch die Erstarkung seiner Feinde bedingt ist. Hierfür legt er archäologische Belege vor und macht deutlich, dass das Römische Reich nicht friedlich einschlief, sondern erschlagen wurde. Zum Beweis stellt Heather eine einfache Rechnung auf: die in dieser Zeit auftretenden Barbarenheere hatten seiner Vermutung nach rund 120.000 Krieger. Das weströmische Reich konnte dem aber "nur" 80.000 Soldaten gegenüberstellen.
Heather ist es gelungen, die Ereignisgeschichte der Spätantike klar und anschaulich zu schildern. Dennoch weist das Werk eine gewisse analytische Schwäche auf. Denn der Autor hat aus wirtschaftlichen Daten ein Gesamtbild des Imperiums ab. Er kann den Untergang des Römischen Reiches ebenso wenig eindeutig erklären, wie die meisten seiner Vorgänger.