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Nigeria:

Christen nach Regierungswechsel abwartend - "Präsident Buhari steht für Ausbreitung des Islam"

Stand: 03.04.15 20:17 Uhr

03.04.2015. Christliche Kirchenleiter im Norden Nigerias haben zurückhaltend auf die Wahl von Muhammad Buhari als Nachfolger des bisherigen Präsidenten Goodluck Jonathan reagiert. Das teilte die christliche Hilfsorganisation Open Doors in einer Presse-Info mit: Buhari habe sich in der Vergangenheit mehrfach für eine flächendeckende Ausbreitung des Islam im ganzen Land ausgesprochen: "Dennoch haben die Christen im Land die Hoffnung, der neue Präsident werde den brutalen Übergriffen der islamistischen Boko-Haram-Milizen ein Ende bereiten, genauso wie der weit verbreiteten Korruption." Amtsvorgänger Goodluck Jonathan habe viele seiner Ankündigungen in diesen Bereichen nicht umsetzen können.

Friedlicher Wahlverlauf, dennoch bleiben Fragen

Der 71-jährige Buhari hatte die Wahl am 28. März mit 15,4 gegenüber 13,3 Millionen Stimmen vor Amtsinhaber Jonathan gewonnen. Die Religionszugehörigkeit der Kandidaten spielte wie in der Vergangenheit eine entscheidende Rolle für das Wahlverhalten der Bevölkerung, so Open Doors.

Etwas mehr als die Hälfte der ca. 175 Millionen Nigerianer sind Christen. Doch gerade in den vom Terror der Boko Haram gezeichneten nördlichen Gebieten waren viele Christen demzufolge enttäuscht über das andauernde Unvermögen der Regierung Jonathan, der Gewalt Herr zu werden. Während seiner Amtszeit nahm auch die Korruption in den Regierungsbehörden immer größere Ausmaße an, was ihn nach Meinung vieler Beobachter wichtige Stimmen gekostet haben dürfte.

Obwohl die Wahl ungewöhnlich friedlich verlief, werfen die Zahlen nach Meinung von Open Doors Fragen auf: "Aufgrund der massiven Gewalt durch Boko Haram sind Hunderttausende Christen aus dem Nordosten auf der Flucht. Viele von ihnen hatten keine Möglichkeit zu wählen. Einige von Open Doors befragte Pastoren wiesen auf die insgesamt 68 Millionen Wahlberechtigten hin, von denen nur 28 Millionen ihr Wahlrecht in Anspruch nahmen. Konnten oder wollten tatsächlich 40 Millionen nicht zur Urne gehen?"

Klare Prinzipien – islamistische Agenda?

In den Städten des Nordens feierten Open Doors zufolge nach Bekanntwerden des Wahlergebnisses viele Muslime den Sieg Buharis in den Straßen: "Lieder darüber, dass man nun die "Arna" ("Ungläubige" in der Hausa-Sprache) loswerden könne, wecken böse Ahnungen. Die Christen erinnern sich mit Unbehagen an Buharis klares Bekenntnis zum Islam und seinen ausdrücklichen Willen, das Land "bis in den letzten Winkel zu islamisieren". Er werde nicht eher ruhen, bis die Scharia in ganz Nigeria zur Anwendung kommt. Open Doors Kontakte rechnen deshalb mit schwierigen Zeiten für die christliche Gemeinschaft."

Allerdings zeige die Berufung des Pastors Yemi Osibajo aus dem Südwesten Nigerias zum Vize-Präsidenten, dass Buhari auch für ein Abklingen der Spannungen zwischen den zwei großen Glaubensgruppierungen sorgen könne.

Buhari gilt der Hilfsorganisation zufolge "als aufrechter Mann mit klaren Prinzipien, der versprochen hat, Religionsfreiheit für Nicht-Muslime zu gewährleisten. Entscheidend wird sein, wie Buhari diese sehr unterschiedlichen Zielsetzungen während seiner Amtszeit miteinander verbinden kann." Die von Open Doors befragten Pastoren stellten eines deutlich heraus: "Gott hat die Dinge in der Hand, und er ist fähig, Wunder zu tun!" Dazu sagte Open Doors: "Unsere Gebete für die Bevölkerung und Regierung des Landes sind nötig."

Nigeria ist das bevölkerungsreichste Land Afrikas und wird auf dem Weltverfolgungsindex von Open Doors aktuell an 10.Stelle unter den Ländern geführt, in denen Christen wegen ihres Glaubens verfolgt werden.

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