A320 von germanwings | Bildquelle: Pressebild germanwings

Südfrankreich / Düsseldorf:

Germanwings-Pilot hat Sinkflug vorsätzlich eingeleitet - Kollege aus Cockpit ausgesperrt

Stand: 29.03.15 12:55 Uhr

26.03.2015. Dramatische Neuigkeiten zum Flugzeugabsturz: Der Pilot, der sich im Cockpit eingesperrt hatte, hat den Sinkflug offenbar selbst und freiwillig eingeleitet. Der zweite Pilot an Bord an Bord des Germanwing-Airbus #4U9525 - der Flugkapitän - war aus dem Cockpit ausgeschlossen und versuchte verzweifelt, wieder ins Cockpit zu gelangen. Das ergab die Auswertungen des Stimmrecorders: Demnach habe einer der beiden Piloten - der Flugkapitän - das Cockpit verlassen, und sei anschließend nicht mehr in das Cockpit eingelassen worden. Zunächst habe er durch Klopfen, dann durch Rufen versucht, wieder ins Cockpit eingelassen zu werden. Schließlich habe er versucht, die Cockpit-Türe von außen einzuschlagen. Der Pilot, der im Cockpit geblieben war, habe nicht mehr geantwortet. Währenddessen begann der Sinkflug.

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"Das macht uns fassungslos hier bei Lufthansa, bei Germanwings", erklärte Lufthansa-Chef Carsten Spohr auf einer Pressekonferenz am Nachmittag. Man wähle Cockpitpersonal sehr sorgfältig aus. In den Auswahlverfahren prüfe man nicht nur technische und kognitive Fähigkeiten. Man lasse auch viel Raum für psychologische Eignung der Kandidaten. Beide Piloten hätten die Tests durchlaufen und dann ihre Flugausbildung gemacht. Über Motive könne man nur spekulieren, man habe keinerlei Erkenntnisse.
2008 habe der Copilot seine Ausbildung begonnen, danach folgte eine 11-monatige Wartezeit, in der er als Flugbegleiter arbeitete. Seit 2013 war er als Copilot auf dem Airbus A320 tätig. Es gab vor sechs jahren in der Ausbildung eine längere Unterbrechung, erklärte Lufthansa-Chef Spohr. Als die Eignung des Kandidaten nochmals festgestellt worden sei, habe er an der Ausbildung teilgenommen. Der Unglückspilot sei zu 100 Prozent flugtauglich gewesen: "Die fliegerischen Leistungen waren einwandfrei und ohne jede Auffälligkeit". Zur Technik sagte Spohr, der Pilot im Cockpit könne die Öffnung der Tür per Code immer verhindern. Unklar sei, ob der Copilot dies gemacht habe, oder ob der Kapitän draußen den erweiterten Code nicht eingebeben habe.
Der vorsätzlich herbeigeführte Absturz sei mit Abstand das furchtbarstes Ereignis in der Geschichte des Lufthansa-Konzerns. "Unsere Piloten bleiben die besten der Welt", betonte Spohr. Das Unglück sei ein unglaublich tragischer Einzelfall. Ein solches Einzeleignis lasse sich nicht komplett ausschließen. "Dass das ausgerechnet bei uns passiert, tut uns einfach nur leid". Sicherheit gehe bei der Lufthansa immer vor.

Auf das Klopfen und die Rufe des ausgeschlossenen Piloten hatte es keine Antwort aus dem Cockpit gegeben. Schließlich hatte der ausgesperrte Pilot versucht, die Türe zum Cockpit mit Gewalt einzuschlagen. Man höre auf dem Stimmenrecorder, wie sich der Pilot gegen die Cockpit-Türe wirft, so der berichtete Ermittlungsstand. Offensichtlich ohne Erfolg.

Die amerikanische Tageszeitung NewYorkTimes beruft sich in ihrem Bericht auf einen hochrangigen Militär, der an der Untersuchung des Stimmenrecorders beteiligt ist, und deshalb anonym bleiben wolle. Das Gespräch zwischen den beiden Piloten sei während des frühen Teil des Fluges "sehr ruhig, sehr gelassen - very smooth, very cool" verlaufen, zitiert die Zeitung den Militär.Die amerikanische Tageszeitung NewYorkTimes beruft sich dabei auf einen hochrangigen Militär, der an der Untersuchung des Stimmenrecorders beteiligt ist. Das Gespräch zwischen den beiden Piloten sei während des frühen Teil des Fluges "very smooth, very cool" verlaufen, zitiert die Zeitung den Militär.

Dann lasse die Audioaufzeichnung darauf schließen, daß einer der Piloten das Cockpit verlassen habe und nicht mehr zurück ins Cockpit konnte: "Der Pilot draußen klopft sachte an die Türe und bekommt keine Antwort - The guy outside is knocking lightly on the door and there is no answer," zitiert die Zeitung den Militär: "Und dann haut er stärker an die Tür und bekommt keine Antwort . Es gibt keine Antwort mehr. - And then he hits the door stronger and no answer." Weiter sagt der Militär: "Sie können hören, wie [der ausgesperrte Pilot] versucht, die Türe einzutreten - You can hear he is trying to smash the door down."

Bisher kenne man noch nicht den Grund, warum einer der Piloten das Cockpit verlassen habe: "Aber was sicher ist, ist, dass am Schluss des Fluges der andere Pilot alleine ist und die Tür nicht öffnet." Martine del Bono, Sprecherin der französischen Luftsicherheitsbehörde BEA, hat es abgelehnt, den Bericht der New York Times zu kommentieren, schreibt die Zeitung.

Einige Stunden später bestätigte die Nachrichtenagentur AFP die Meldung unter Berufung auf eigene Quellen unter den Ermittlern. Demnach habe der Flugkapitän das Cockpit verlassen und der Copilot sei zum Schluss alleine im Cockpit gewesen.

Seit den 9/11 - Flugzeugentführungen sind die Cockpit-Türen von Passagierflugzeugen so konstruiert, dass sie nur von innen geöffnet werden können und auch gewaltsamen Öffnungsversuchen standhalten. Am 11. September 2001 hatten islamistische Terroristen der Terror-Organisation AlKaida mehrere amerikanische Passagierflugzeuge in ihre Gewalt gebracht, die Piloten getötet und zwei der Flugzeuge in die Twin-Towers von NewYork gesteuert.

Für Notfälle haben Besatzungsmitglieder außerhalb des Cockpits die Möglichkeit, durch Eingabe eines elektronischen Zahlencodes zurück ins Cockpit zu gelangen, auch wenn die Cockpit-besatzung die Tür nicht aufmacht. Das meldet die Zeitschrift Wirtschaftswoche unter Berufung auf ein Airbus-Video. Versucht ein Besatzungsmitglied, von außen durch die Eingabe eines Zahlencodes ins Cockpit zu gelangen, wird Cockpit ein Warnton und eine Warnleuchte aktiviert. Die Cockpit-Besatzung hat dann mehrere Sekunden lang die Möglichkeit, durch Drücken einer Taste die elektronische Öffnung der Cockpit-Türe zu blockieren. Passiert das nicht, kann man dieCockpit-Türe für fünf Sekunden von außen her öffnen.

Unter Kenntnis dieses Prozedere stellt sich die Frage, warum der Flugkapitän durch die Eingabe des Zahlencodes nicht wieder zurück ins Cockpit gelangt ist. Und es stellt sich die Frage, ob der Copilot den Notöffnungs-Mechanismus absichtlich oder unabsichtlich deaktiviert hat.

Hier sehen Sie den Airbus-Film, der die Prozedur zur notfallmäßigen Öffnung der Cockpit-Türe darstellt:

Dieses Video erklärt das Cockpit Door Lock System


Gegen 17:21 Uhr, hatte Remi Jouty, der Direktor der französischen Luftsicherheitsbehörde BEA, auf einer Pressekonferenz gesagt:"Wir haben es geschafft, eine Audiodatei auszulesen".  Man könne die darauf zu hörenden Geräusche und Stimmen aber noch nicht einem bestimmten Zeitpunkt des Fluges zuordnen. "Wir wissen, dass sich diese Audiodatei auf diesen Flug bezieht.". Für Spekulationen sei es aber noch zu früh.

Auf die Nachfrage eines Reporters, ob das die Stimmen der Piloten waren, verweigerte Remi jeden Kommentar: "Kein Kommentar dazu. Ich kann nichts dazu sagen. Diese Audiodatei haben wir erst seit ein paar Minuten zur Verfügung." In dieser kurzen Zeit könne man keine Stimmen einer bestimmten Person,wie dem Piloten oder Copiloten zuordnen. "Kein Kommentar dazu" war auch die Antwort auf die Frage, ob man die Stimmen bis zum Zeitpunkt des Absturzes gehört habe. Auf die weitere Nachfrage, ob man einen Terroranschlag ausschließen könne, war die Antwort: "Wir schließen derzeit gar nichts aus."

Auf die Frage, ob es richtig sei, dass das Flugzeug eine Ladung Lithium-Batterien geladen hatte, die sich möglicherweise entzündet haben könnten, sagte der Sprecher der BEA: "Darüber liegen mir keine Informationen vor."

Der Staatsanwalt von Marseille, Brice Robin, hat für heute, Donnerstag 26.März 2015, für 12:30 Uhr eine Pressekonferenz angekündigt. Das meldet die Zeitung LaProvence. Es wird erwartet, dass Robin zu den jüngsten Meldungen der Tageszeitung NewYorkTimes und der Nachrichtenagentur AFP Stellung nimmt. Beide berufen sich auf Ermittlerkreise und melden, dass einer der beiden Piloten - AFP zufolge der Copilot - kurz vor dem Absturz alleine im Cockpit war und dem Piloten nicht mehr geöffnet hat. Die Pressekonferenz soll im im "Salon de l'aéroport de Marignane" bei Marseille stattfinden.

Lesen Sie hier unseren ausführlichen Bericht über den Absturz der Germanwings-Maschine mit unserem Newsticker!

 Und untenstehend lesen Sie die  Chronologie der Ereignisse !

 

Der Absturz - Die Chronologie der Ereignisse


Der Absturz - Die Chronologie der Ereignisse

Der Airbus 320 der Lufthansa-Tochtergesellschaft Germanwings war am frühen Vormittag um 6:48 Uhr mit 122 Passagieren in Düsseldorf gestartet und planmäßig, pünktlich und ohne Vorkommnisse in Barcelona um 8:57 Uhr auf dem El Prat - Flughafen gelandet.

Der Kapitän des Fluges ist Kapitän Patrick S. Der verheiratete Familienvater hat Frau und zwei Kinder. Die Familie lebt in Düsseldorf im Stadtteil Ludenberg. Germanwings-Chef Thomas Winkelmann wird einige Stunden später in einer Pressekonferenz sagen: "Beim Kapitän des Flugzeugs handelt es sich um einen Kapitän, der seit über 10 Jahren für Lufthansa und Germanwings im Einsatz ist."

Co-Pilot des Fluges ist Andreas Lubitz. Der Co-Pilot hat eine Freundin und lebt ebenfalls im Stadtteil Ludenberg in Düsseldorf. Lubitz hat von seinem Arzt in den vergangenen Wochen mehrere Krankmeldungen erhalten. Auch für den heutigen Tag hat er eine Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung bekommen und hätte seinen Dienst nicht antreten dürfen. Davon weiß sein Arbeitgeber, die Lufthansa-Tochtergesellschaft Germanwings, aber nichts - Lubitz hat sich nicht krankgemeldet. Ermittler werden die Krankmeldungen drei Tage später zerrissen im Papierkorb in Lubiks Düsseldorfer Wohnung finden.

Auf dem Flughafen Barcelona nimmt die Maschine ihre neuen Passagiere für den Rückflug nach Deutschland auf. Mit an Bord des Flugs mit der Flugnummer 4U9525 geht eine Gruppe von 16 Schülerinnen und Schülern des Josef-König-Gymnasiens in Haltern am See, die von einem Spanisch-Austausch in der Stadt Llinars del Valles bei Barcelona zurück kommen: 2 Jungen und 14 Mädchen. Am nächsten Tag wird Schulleiter Wessel, dem mehrfach die Stimme zu versagen droht, berichten, dass für 40 Bewerber, die gerne mit nach Spanien wollten, nur 16 Plätze zur Verfügung standen. Es wurde ausgelost, wer mit durfte. Ein Teilnehmer habe erst über die Nachrückliste einen Platz bekommen.

Die Jugendlichen haben eine Woche bei ihren spanischen Gastfamilien hinter sich und werden von ihren Gastfamilien am Bahnhof verabschiedet. Von dort fahren sie, in Begleitung des spanischen Schulleiters, zum Flughafen in Barcelona. Eine Gastschülerin bleibt zunächst zurück, weil er seinen Pass vergessen hat. Sie wird mit einem Auto zum Flughafen hinterhergefahren, und erreicht dort die Gruppe gerade noch.

Germanwings startet mit leichter Verspätung um 10:01 Uhr mit dem Ziel Düsseldorf. An Bord waren 144 Passagiere, darunter 2 Babys und insgesamt 6 Besatzungsmitglieder: 2 im Cockpit und 4 in der Kabine als Flugbegleiter.Der Rückflug mit der Flugnummer 4U9525 nach Düsseldorf verläuft zunächst normal: Die Maschine startet von Barcelona, und fliegt übers Mittelmeer Richtung Marseille.

Das Flugzeug erreicht - den Daten von flightradar24 zufolge - seine Reiseflughöhe.

Das Gespräch zwischen den beiden Piloten verläuft während des frühen Teil des Fluges "sehr ruhig, sehr gelassen - very smooth, very cool", wird die amerikanische Zeitung NewYorkTimes knapp zwei Tage später ohne Namensnennung einen hohen Militär zitieren, der an der Auswertung des Stimmrecorders beteiligt ist.

Der Flugkapitän erzählt seinem Co-Piloten, dass es ihm auf dem Flughafen Barcelona vor dem Rückflug nicht mehr gereicht hat, aufs Klo zu gehen. "Ich kann jederzeit übernehmen", antwortet Copilot Lubitz der Zeitung BILD zufolge seinem Flugkapitän. Der Flugkapitän sagt ein paar Minuten später zu Copilot Lubitz: "Du kannst übernehmen", und verlässt das Cockpit.

Als der Chefpilot wieder ins Cockpit zurück will, "klopft der Pilot von außen sachte an die Türe - und bekommt keine Antwort, - The guy outside is knocking lightly on the door and there is no answer," zitiert die New York Times den Militär: "Und dann haut er stärker gegen die Tür und bekommt keine Antwort. Es gibt keine Antwort mehr. - And then he hits the door stronger and no answer." Weiter sagt der Militär: "Sie können hören, wie [der ausgesperrte Pilot] versucht, die Cockpit-Türe von außen einzuschlagen - You can hear he is trying to smash the door down.". Ohne Erfolg.

Der Flugkapitän ruft : "Mach die verdammte Tür auf", zitiert BILD fünf Tage später, am Palmsonntag, aus einer vertraulichen Abschrift des Stimmrecorders: Es sind "laute, metallische Schläge gegen die Cockpit-Tür zu hören".

Eine Minute nach Erreichen der Reiseflughöhe - das zeigen die Daten von flight24 - geht die Maschine in einen 8-minütigen kontrollierten Sinkflug über, der in etwa dem kontrollierten Sinkflung beim Anflug auf einen Flughafen entspricht. Nach Angaben von flightradar24 fliegt der Airbus während des gesamten Fluges, auch während des Sinkfluges, exakt die identische Route, die Germanwings auch am Vortag geflogen war.Für den Sinkflug hatte die Crew keine Erlaubnis der französischen Flugsicherung eingeholt.

Durch den Sinkflug fällt das Flugzeug auf eine Höhe von rund 5.000 Fuß, das entspricht 1.500 Metern. Die Flugroute führt routinemäßig über Marseille auf die französischen Alpen zu, die eine Höhe von bis zu 3.000 Metern erreichen. Ohne Änderung der Flugroute ist somit zwangsläufig eine Kollision mit dem Gebirge zu erwarten. Kurz vor dem Crash überfliegt das Flugzeug den kleinen Ort Saint les Alpes unterhalb der Absturzstelle. Gegenüber n-tv sagte Emile Gall, ein Anwohner: "Das Geräusch war nicht normal. Der Motor, das alles war irgendwie sehr merkwürdig. Und Sekunden, nachdem sie hier rübergeflogen ist, hörte ich eine Explosion. Das war weiter weg, aber sehr gut zu hören."

ARD-Reporter Mathias Werth wird am nächsten Tag vor Ort in die Kamera sagen: "Das, was man wahrgenommen habe, hier von Leuten, die´s mitbekommen haben, sei: Dass das Flugzeug frontal in den Berg gerast sei, dort zerschellt sei. Ein Stück des Berges sei auf auf die kaputte Maschine noch runtergefallen."

Der Bergführer Stefan Neuhauser aus Kempten im Allgäu ist mit 6 Kunden im Vallon du Crachet auf einer Skitour unterwegs. Die Gruppe ist zum Zeitpunkt des Unglücks nur 10 Kilometer Luftlinie von der Absturzstelle entfernt. Gegenüber der Augsburger Allgemeinen Zeitung berichtet Neuhauser: Minutenlang sei Lärm zu hören gewesen, ähnlich wie bei einem Landeanflug: "Die Fluggeräusche waren komisch." Der Lärm sei sehr laut und sehr ungewöhnlich gewesen: "Ganz so, als ob ein Flugzeug noch einmal durchstartet." Nach Überzeugung von Neuhauser war das Flugzeug "total nah". Von einem Moment auf den nächsten sei es absolut still gewesen: Keine Explosion, keine Detonation, keine Schreie. Nichts.

Ein anderer Augenzeuge wird einen Tag später ZDF-Spezial sagen: "Ich habe gerade Holz gemacht, als wir den Aufprall hörten. Als wir aufblickten, sahen wir Rauch. Und die Leute sagten, das war ein Flugzeug."

Das Flugzeug kracht oberhalb der Ortschaft Saint Les Alpes mit einer Geschwindigkeit von 400 Meilen pro Stunde in eine Felswand und geht in Flammen auf.

Die französische Flugsicherung versucht vergeblich, einen Funkkontakt mit der Maschine herzustellen. "Germanwings Eins Acht Golf"- so lautet das Funkrufzeichen des Flugs - meldet sich nicht.

Die französische Flugsicherung löst einen Notfall aus, nachdem der Kontakt mit der Maschine abgebrochen ist. Routinemäßig steigt ein französischer Kampfjet vom Typ Mirage auf, um nach dem verschwundenen Flugzeug zu suchen - ohne Erfolg.

Dann starten zwei Hubschrauer eine weitere Suche: Schließlich findet einer der Militär-Hubschrauber die Absturzstelle. Im Hubschrauber findet sich, zusammen mit zwei Gendarmen, Dr. Frederic Petitjean, der Leiter der Feuerwehr von Haute Provence. Die drei sind die ersten, die die Unfallstelle erreichen. Einen Tag später sagt er dem Figaro: "Wir waren die ersten, die an die Unfallstelle kamen. Die Stelle haben wir schnell gefunden, da ein Zeuge die Polizei angerufen hat, nachdem er eine laute Explosion gehört und eine große Rauchwolke in den Bergen gesehen hat. Die Hinweise haben uns zur Absturzstelle geführt."

Die französische Tageszeitung LeFigaro veröffentlicht ein Interview mit Dr. Frederic Petitjean, der Leiter der Feuerwehr von Haute Provence. Er und zwei Begleiter sind die ersten, die die Unfallstelle erreichen - in einem Suchhubschrauber. Einen Tag später sagt er dem Figaro: "Wir waren die ersten, die an die Unfallstelle kamen. Die Stelle haben wir sehr schnell gefunden, da ein Zeuge die Polizei angerufen hat, nachdem er eine laute Explosion gehört und eine große Rauchwolke gesehen hat, die aus den Bergen aufstieg. Die Hinweise haben uns zur Absturzstelle geführt."

Das Team ist überrascht, denn es hatte an der Absturzstelle Feuer erwartet und sichtet nur leichten Rauch und winzige Trümmer. Zunächst denken die Männer, sie sind am falschen Ort. Aufgrund der kleinen Trümmerteile, "nicht größer wie ein Stuhl", vermuten sie zunächst, dass es sich um keinen großen Unfall handeln kann. Erst als sie ein Trümmerstück mit mehreren Bullaugen entdecken, sind sie sich sicher, dass hier ein Airbus A320 abegstürzt ist.

Die Absturzstelle ist nur über die Luft oder zu Fuß mit einem zwei bis dreistündigen Fußmarsch zu erreichen. Ein erster Eindruck des Absturzes bietet sich aus den Hubschraubern. Später werden Rettungsteams zur Absturzstelle abgeseilt, da die Hubschrauber wegen der Topografie nicht landen können.

Den Hubschrauberbesatzungen und den abgeseilten Teams bietet sich ein schreckliches Bild: Von der Maschine ist buchstäblich nichts mehr vorhanden; die Trümmer liegen über ein Gebiet von zwei Quadratkilometer verstreut: Offensichtlich hat der Absturz den Airbus atomisiert und die Maschine war in unzählige Kleinteile zerborsten. Die gefundenen Trümmer sind, verschiedenen Zeugenaussagen zufolge, nicht größer als ein Kotflügel. Ein anderer Retter berichtet, das größte gefundene Teil hätte die Größe eines Kleinwagens.

Der 31-jährige Jean Sebastian ist der erste, der sich von einem Helikopter an Unfallstelle abgeseilt hat. Sein Team wurde um 10:45 Uhr informiert; sein Hubschrauber startete um 11 Uhr; um 11:07 Uhr waren sie an der Absturzstelle. Einige Tage später sagt er der BILD-Zeitung in die Kamera: Sie seien auf der linken Seite des Absturzortes gewesen. Seine Aufgabe war es primär, Überlebende zu finden und zu versorgen, sagt er. Aber das Bild, das sich an der Unfallstelle bot, machte schnell klar, dass nicht mit Überlebenden zu rechnen war. Überall sah man auch Körperteile liegen, sagt er: "Es waren keine vollständigen Körper mehr zu finden, nur viele kleine Körperteile." So konzentriert er sich darauf, den Unfallort für die Ermittler mit Fotos zu dokumentieren. 20 Minuten später findet er, hangabwärts, die Blackbox: Mit ihrer orangenen Farbe fällt sie ihm sofort auf. Später wird die Blackbox von einem Experten abgeholt und in einen speziellen Behälter verstaut.

Erste Fotos und Videos von der Absturzstelle werden veröffentlicht. Die Fotos und Videos stammen von der französischen Gendarmerie und wurden vor der Freigabe sorgfältig ausgewählt. Sterbliche Überreste der Opfer sind mit Rücksicht auf Opfer und Angehörige nicht zu sehen.

Auf einem Foto ist ein Stück des Leitwerks der Germanwings zu sehen, in den Firmenfarben. Auf einigen wenigen intakte Stücke der Außenhaut sind vier, fünf, sechs Kabinenfenster zu sehen. Auf einem anderen ein Flugzeugrad samt Gestell. Ein Stück Außenhaut hat seine Form dem Felsrelief angepasst, auf dem es liegt: Die Wucht des Aufpralls muss enorm gewesen sein.

Die von Erosionsfurchen durchzogene Bergwand kann - basierend auf die Fotos und Videos - am ehesten mit einer Halde verglichen werden, voller zerfetzter Teile; die Farbe weiß dominiert. An wenigen Stellen qualmt es noch, an wenigen andern Stellen kann man erkennen, dass Trümmer und Vegetation - am ehesten handelt es sich um kleine, buschige Latschenkiefern - durch einen Brand schwarz verkohlt sind.

Auf manchen Fotos hebt sich ein großer Bereich dunkel gefärbter, vegetationsloser Erde voller Trümmer von Bereichen mit braungrauer Erde mit Gras- und Latschenbewuchs ab. Der Bereich zieht sich über mehrere Erosionsfurchen hinweg: Offensichtlich hat die Erde hier nach dem Aufprall gebrannt. Möglicherweise hat sich hier Treibstoff entzündet.

Weitere Bilder zeigen abgeknickte Nadelbäume und Trümmern aus Fels, Erde und Vegetation, die von der Wucht des Aufpralls zu wirren Haufen zusammen geschoben wurden. Auf einem anderen Bild sind hellfarbene, massive. große Felsblöcke zu sehen, die zusammen mit kleineren Felstrümmern offensichtlich nach dem Aufprall von weiter oben auf den schwarz verbrannten Untergrund heruntergefallen oder gerutscht sind.

Auf manchen Fotos hebt sich ein großer Bereich dunkel gefärbter, vegetationsloser Erde voller Trümmer von Bereichen mit braungrauer Erde mit Gras- und Latschenbewuchs ab. Der Bereich zieht sich über mehrere Erosionsfurchen hinweg: Offensichtlich hat die Erde hier nach dem Aufprall gebrannt. Möglicherweise hat sich hier Treibstoff entzündet.

Bereits am Vormittag tritt Frankreichs Präsident Hollande vor die Presse und erklärt, aufgrund der Umstände müsse man denken, dass es keine Überlebenden gebe.

Erste Informationen werden bekannt: An Bord der Lufthansa-Tochter waren den ersten Angaben zufolge 142 Passagiere und 6 Besatzungsmitglieder. Erste Trümmerteile seien entdeckt worden; Suchmannschaften seien unterwegs zum Absturzort. Dieser liege in 2.000 Meter Höhe. Er sei schwer zugänglich und liege in der Region Alpes-de-Hautes-Provence, im Trois Evêchés-Gebirge, bei Digne-les-Bains. Nach Angaben der französischen Regierung ist der Absturzort nur mit Helikoptern erreichbar.

Die sterblichen Überreste der Opfer sollen der Zeitung "Les Echos" zufolge nach Seyne-les-Alpes gebracht werden. Dort sei nördlich der Unfallstelle ein Kommandozentrum in einer Jugendherberge eingerichtet worden.

Nach Angaben von Echos dient außerdem das Krankenhaus Digne- les-Bains als Basis. Feuerwehrleute aus dem Rhone -Delta sollen zur Absturzstelle unterwegs sein. Die Gruppe wird von Mitgliedern einer Spezialeinheit für Bergrettung aus Perilous ( Grimp) verstärkt.

Um 11:42 ist der Internet-Auftritt auf der Homepage des Zielflughafens Düsseldorf nicht mehr zugänglich. Auf der Homepage steht stattdessen nur zu lesen: "Der Internetauftritt des Düsseldorfer Flughafens ist derzeit nicht verfügbar. Wir bitten um Ihr Verständnis. Betroffene können sich an die Hotline 0800-7766350 wenden."

"Es gibt keine Überlebenden", zitiert die Zeitung "Les Echos" um 12:41 Uhr den französischen Transport-Staatssekretär Alain Vidalies . Lufthansa-Sprecher Carsten Spohr twitterte: Wenn sich die Befürchtungen bewahrheiten, sei dies ein "schwarzer Tag für Lufthansa." Er hoffe aber, dass man Überlebende finde.

Später melden französische Medien, möglicherweise gebe es doch einen Überlebenden: Eine Person am Absturzort habe sich bewegt. Am darauffolgenden Nachmittag wird die französische Tageszeitung LeFigaro melden, bei der Person habe es sich nicht um einen Überlebenden, sondern nur um einen Journalisten gehandelt, der auf eigene Faust bis zur Absturzstelle vorgedrungen war.

Der Geschäftsführer von Germangwings sagt in einer Pressekonferenz am frühen Nachmittag: Das Flugzeug sei um 11:20 abgestürzt:: "Nach jetzigem Kenntnisstand können wir nicht sagen, ob und wieviele Überlebende es gab. Über den genauen Unfallhergang lassen sich noch keine näheren Angaben machen. Das Geschehene tut uns unglaublich leid."

Der Unfallhergang ist völlig unklar. Bekannt ist nur, dass der Airbus vor dem Absturz einen Sinkflug eingeleitet hat, der für einen Landeanflug typisch ist. Denkbare Szenarien reichen von einem plötzlichen Druckabfall, der den Sinkflug notwendig machte, über einen Terroranschlag, über vereiste Sensoren bis hin zu einem Computerfehler.

Unter den Passagieren sind nach ersten Angaben der französischen Regierung viele Deutsche und einige Spanier. Die spanische Zeitung "La Vanguardia" meldet, 42 der Passagiere seien Spanier. Der französische Staatspräsident Hollande sagte, es gebe keine französischen Staatsangehörigen unter den Opfern.

Die ARD meldet: An Bord des Flugzeugs war auch eine Gruppe mit deutschen Schülern und Lehrern aus der Stadt Haltern. Die Schüler kamen nach Ausgaben einer Sprecherin der Stadt von einem Schüler-Austausch in der Nähe von Barcelona zurück. Der Bürgermeister von Haltern am See, Bodo Klimpel, spricht vom Tag des Absturzes als schlimmsten Tag in der Geschichte der Stadt.

Am Flughafen in Düsseldorf und am Josef-König Gymnasium in Haltern am See, Kreis Recklinghausen, sammeln sich die Eltern, die auf ihre Kinder warten. Sie versuchen, ihre Kinder, die jetzt gelandet sein müssten, über Handy zu erreichen - vergeblich. Der Schulleiter wird auf einer Pressekonferenz am nächsten Tag über die schlimmen Stunden nach dem Absturz berichten: Zunächst hoffe man, dass die Schüler nicht mit diesem Flug geflogen sind. Dann hoffe man, dass möglicherweise - was vor allem zu Beginn der Ferien vorkomme - zwei Flugzeuge der gleichen Fluggesellschaft fast gleichzeitig abgeflogen sind.

Und dann die schreckliche Gewissheit: Die Reisegruppe ging in Barcelona an Bord des Flugzeugs - das habe ihm der Schulleiter der spanischen Austauschschule bestätigt. Und die Aussage des französischen Transport-Staatssekretärs: Aufgrund der vorgefundenen Situation an der Unfallstelle müsse man mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit davon ausgehen, dass es keine Überlebende gebe: Die Eltern, die ihren geliebten Sohn oder Tochter verloren haben, "die Großeltern, die einen Enkel vermissen. Es ist eine Tragödie, die macht einen sprachlos."

Bundeskanzlerin Merkel tritt um 14:30 vor die Presse: "Es ist ein Schock der uns .. in tiefe Trauer stürzt. Jede Spekulation über die Ursache des Absturzes verbietet sich. Das alles wird gründlich untersucht. Heute beschäftigt mich zunächst mal das Ausmaß des Leides, das dieses Katastrophe über so viele Mensch gebracht hat. Meine Gedanken... sind auch die der Bundesregierung sind jetzt bei den Menschen, die ihr Leben verloren haben. Ich habe in den vergangenen Stunden sowohl mit dem französischen Präsidenten Francois Hollande als auch mit dem spanischen Ministerpräsidenten .. telefoniert. Wir haben vereinbart, dass die Länder einander in jeder erdenklichen [Weise] helfen werden, [um die Absturzursache herauszufinden und sich gegenseitig zu unterstützen].

Bundesaußenminister Steinmeimer und Bundesverkehrsminister Dobrindt fliegen heute Nachmittag in die Region. Ich werde morgen in die Region fahren, um mir selbst ein Bild zu machen und mit den verantwortlichen sprechen zu können. Die Ministerpräsidenten von Nordrhein-Westfalen, Hannelore Kraft wird mich begleiten."

Frankreichs Verkehrsministerin Ségolène Royal hat ihren Aufenthalt in London abgebrochen und ist auf dem Weg zur Absturzstelle. Frankreichs Staatspräsident Hollande sprach Bundeskanzlerin Merkel in einem Telefonat sein Beileid und seine Unterstützung aus.

Das spanische Königspaar befindet sich derzeit zu einem dreitägigen Staatsbesuch in Frankreich. Derer spanische König Felipe hat am frühen Nachmittag bekannt gegeben, dass der Staatsbesuch abgebrochen wird.

Verkehrsminister Dobrindt sagte am frühen Nachmittag, seine Gedanken und Gefühle gelten den Angehörigen. Er begebe sich jetzt auf den Weg zur Unglücksstelle.

Außenminister Frank-Walter Steinmeiner befand sich zunächst beim Krisenstab des Auswärtigen Amtes. Der Krisenstab wurde heute Morgen wegen des Flugzeugabsturzes eingerichtet. Steinmeier sagte in Berlin: „Es hat uns gerade die schreckliche Nachricht erreicht, dass in Südfrankreich ein Flugzeug einer deutschen Fluggesellschaft abgestürzt ist. Wir haben sofort einen Krisenstab eingerichtet, der die Einzelheiten zu dieser Katastrophe in Erfahrung bringt."

Man stehe in engstem Kontakt zu den französischen Behörden: "Ich habe bereits mit meinem französischen Kollegen Laurent Fabius Kontakt gehabt. Wir werden auf das Engste zusammenarbeiten. Ich will schon jetzt der französischen Regierung danken, die sofort und umsichtig gehandelt hat. In diesen schweren Stunden sind unsere Gedanken bei all denjenigen, die darum fürchten müssen, dass ihre Angehörigen unter den Passagieren oder den Besatzungsmitgliedern sind." Das Auswärtige Amt hat eine Krisenhotline unter der Nummer 030-5000-3000 eingerichtet.

Der SPD-Vorsitzende Sigmar Gabriel sagte heute in Berlin: "Das sind fürchterliche Nachrichten, die uns in diesen Stunden aus Frankreich erreichen. Wir alle sind fassungslos angesichts dieser schrecklichen Katastrophe, die so viele Menschen aus dem Leben gerissen hat. Unsere Gedanken sind bei den Opfern und den Angehörigen. Ihnen gilt unser Mitgefühl. Sie brauchen jetzt jede mögliche Unterstützung. Ganz persönlich und im Namen der deutschen Sozialdemokratie drücke ich meine tiefe Trauer aus."

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, sagte zur Flugzeugkatastrophe in Südfrankreich: „Mit großer Bestürzung und tiefem Schmerz habe ich Kenntnis vom Absturz einer Linienmaschine der Fluggesellschaft Germanwings in Südfrankreich erhalten. Wir gedenken der Opfer dieses Unglücks, das Menschen plötzlich und unerwartet mitten aus dem Leben gerissen hat. Mit großer Erschütterung fühlen wir uns als Kirche den Angehörigen der Opfer verbunden."

Die unfassbare Tragödie lasse Worte versagen: "Deshalb rufe ich zum Gebet für Opfer und Angehörige auf. Erbitten wir für sie Gottes Beistand und Trost. Den Einsatzkräften und Notfallseelsorgern bin ich dankbar für ihren aufopferungsvollen Dienst."

US-Präsident Obama sagt: "Unsere Gedanken und unsere Gebete sind nach dem schrecklichen Flugzeugabsturz in Frankreich mit unseren Freunden in Europa, besonders mit den Menschen in Deutschland und Spanien. Es bricht einem teilweise das Herz, weil dadurch so viele Kinder gestorben sind, manche noch Babys." Er habe bereits Bundeskanzlerin Merkel angerufen und hoffe, später auch noch mit dem spanischen Präsidenten Rajoy zu sprechen, um das Beileid des amerikanischen Volkes auszusprechen. Er wolle "alle denkbar mögliche Hilfe bei der Untersuchung dieser schrecklichen Tragödie zu geben".

Zwischenzeitlich sind 10 Hubschrauber an der Unfallstelle im Einsatz. Auch der französische Transport-Staatssekretär und später die französische Polizei geben bekannt, dass es keine Überlebende gibt. Beziehungsweise, dass man aufgrund des Zustandes an der Absturzstelle nicht mit Überlebenden rechnen kann. Am späten Nachmittag gibt die französische Regierung offiziell bekannt, dass der Rettungseinsatz zum Auffinden und zum Bergen von Überlebenden um 15:00 Uhr eingestellt wurde. Es gebe keine Chance mehr, Überlebende zufinden.

Der Bergungseinsatz geht weiter. Der Vorrang soll auf die Bergung der sterblichen Überreste der Absturzopfer liegen. Die französische Gendarmerie gibt über Twitter die Einrichtung eines Sperrgebietes rund um die Unfallstelle bekannt: Das Gebiet darf auch nicht überflogen werden. So will man Katastrophen-Tourismus verhindern.

Am späten Nachmittag ereichen Bundesaußenminister Steinmaier und Bundesverkehrsminister Dobringt den Unglücksort. Mit dem Hubschrauber werden sie über die Absturzstelle geflogen. Steinmeier spricht anschließend von einem schrecklichen Anblick, der sich ihm geboten habe.

Am späten Nachmittag konnte auch die Blackbox mit dem Stimmrecorder geortet und geborgen werden. Der Stimmrecorder enthält die Aufzeichnung der Gespräche, die in den letzten Minuten vor dem Absturz im Cockpit geführt wurden. Von ihnen erhofft man sich Aufschluss, was in den letzten Minuten im Cockpit passiert ist, weshalb es zu dem kontrollierten Sinkflug kam, und weshalb die Piloten das Flugzeug nicht rechtzeitig abgefangen oder in eine andere Richtung gelenkt haben. Man wolle den Stimmrecorder möglicherweise schon über Nacht auswerten, heißt es.

Der zweite Flugschreiber ist noch nicht gefunden: Er zeichnet, sobald die Triebwerke gestartet werde, bis zu 2.500 einzelne technische Details des Flugszeugs auf, beispielsweise bestimmte Einstellungen während des Fluges. Die Aufzeichnung endet erst, wenn das Flugzeug die Parkposition erreicht hat.

Am Abend werden die ersten geborgenen Leichen ins Tal geflogen. Mit Einbruch der Dunkelheit wird der Großteil der abgeseilten Retter von der Unglücksstelle abgezogen. Fünf Retter bleiben über Nacht vor Ort, um die Absturzstelle gegen unbefugten Besuch zu sichern. Fünzig weitere Teams, darunter Mitarbeiter der Bergrettung, waren zu Fuß unterwegs zur Absturzstelle, hatten diese aber bei Einbruch der Nacht noch nicht erreicht, und biwakierten über Nacht.

Nach dem Absturz des Germanwings-Airbus A320 über den französischen Alpen sind am Flughafen Stuttgart drei Germanwings-Flüge mit dem Flugzeugtyp Airbus A319 annulliert worden. Sie sollten am Dienstagnachmittag nach Hamburg, Leipzig-Halle und Dresden starten. Auch an anderen Flughäfen fallen Germanwings-Flüge aus. Laut Medienberichten haben sich die Crews geweigert, die Flüge anzutreten.

Die Vereinigung Cockpit teilte am Abend zum Flugzeugabsturz mit: "Mit Bestürzung hat die Vereinigung Cockpit e.V. Kenntnis davon erhalten, dass ein Airbus A 320 der Fluggesellschaft Germanwings heute in den Morgenstunden verunglückt ist. Wir trauern gemeinsam mit den Hinterbliebenen um die Opfer. Unser tief empfundenes Mitgefühl gilt allen Angehörigen, Freunden und Bekannten der Passagiere und der Besatzung."

Die Pilotenvereinigung schreibt in ihrer Presse-Info weiter: "Da im Augenblick keine ausreichenden Informationen über das Unglück bekannt sind, sehen wir von Aussagen zum Unfallhergang und zur Unfallursache ab. Die Vereinigung Cockpit bietet allen an der Unfalluntersuchung Beteiligten an, aktiv mit Hilfe ihrer Experten die Unfalluntersuchung zu unterstützen, um durch die dadurch gewonnenen Erkenntnisse die Sicherheit im Luftverkehr weiter zu verbessern."

Weiter heißt es: "Wir sind tief erschüttert, unsere Gedanken sind bei den Angehörigen. Wir appellieren an die Öffentlichkeit, sich mit Spekulationen zurückzuhalten, da diese besonders schmerzhaft für die Hinterbliebenen und einer objektiven Unfalluntersuchung nicht dienlich sind", so Jörg Handwerg, Pressesprecher der Vereinigung Cockpit.

Am Morgen des 25.03.2015 dann die schlechte Nachricht: Der Stimmrecorder wurde bei dem Aufprall stark beschädigt. Später relativieren die französischen Behörden: Der Stimmrecorder werde wahrscheinlich trotz der Beschädigungen mindestens teilweise ausgewertet werden können.

"Germanwings streicht heute einen Flug und fliegt am Tag nach dem Unglück in Frankreich das reguläre Flugprogramm. Einige Crews sind auch heute aus Trauer und emotionaler Betroffenheit nicht einsatzbereit." Das gibt die Fluggesellschaft Germanwings am frühen Vormittag in einer Presseinfo bekannt. Weiter heißt es: "Das Unternehmen hat dafür Verständnis, die Mitarbeiter haben zum Teil gute Freunde aus der verunglückten Crew verloren. Germanwings setzt heute elf Flugzeuge vor allem von anderen Airlines wie Lufthansa, Air Berlin oder TuiFly auf etwa 40 Flügen ein."

Am späten Vormittag des 25.03.2015 gibt es eine Pressekoferenz im Josef-Königs-Gymnasium in Haltern am See. Der Schulleiter, dem mehrmals fast die Stimme bricht, berichtet, wie er, Schule und Eltern den gestrigen Tag erlebt haben. Den Tag, den Eltern in der Aula entgegentreten zu müssen und ihnen sagen zu müssen, dass es keine Hoffnung auf Überlebende gebe; den Eltern damit den letzten Funken Hoffnung nehmen zu müssen; den möchte er nicht noch einmal erleben.

Die New York Times meldet, es sei nicht gelungen, Daten aus dem gefundenen Stimmen-Recorder auszulesen. Mittlerweile sei zwar auch der Datenn-Recorder gefunden. Auch dieser sei offensichtlich schwer beschädigt worden: Der Speicherchip sei aus seiner Verankerung gerissen worden und sei nicht aufzufinden.

Unmittelbar vor der nächsten Pressekonferenz überschlagen sich die Spekulationen: TV-Sender berichten von einem möglichen Riß im Cockpit des Flugszeugs - waren die Piloten ohnmächtig? Der TV-Sender n24 beruft sich dabei auf eine Meldung der britischen Tageszeitung daily mail.

Demnach zirkulieren auf Pilotenforen im Internet Berichte, dass der Stimmrecorder analysiert wurde, und darauf schließen lässt, dasss ein struktureller Ausfall (structural failure) für das Unglpck verantwortlich ist. Demnach habe eine Fensterscheibe im Cockpit nachgegeben. Die piloten seien dadurch handlungsunfähig geworden und hätten auch keinen Notruf mehr abetzen können.

Gegen später trifft Bundeskanzlerin Merkel zusammen mit der NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft und Frankreichs Präsident Francois Hollande auf dem Behelfsflughafen in der Nähe des Absturzortes ein. Zusammen mit einigen Begleitern steigen sie aus einem großen, dunklen Militärhubschrauber ud werden von Teilnehmer des Bergungseinsatzes und Offiziellen begrüßt. Spaniens Premier war schon früher eingetroffen.

Zunächst steht ein Treffen mit den Angehörigen auf dem Programm. Auf der anschließenden Pressekonferenz, die mit einiger Verzögerung beginnt, sagt Hollande, dass bisher eine Angehörigen-Familie eingetroffen ist. Fast zeitgleich beginnt in Paris die Pressekonferenz der Lufaufsichtsbehörde.

"Wir haben es geschafft, eine Audiodatei auszulesen". Das sagte der Sprecher der französischen Flugaufsichtsbehörde auf einer Pressekonferenz in Paris um 17:21 Uhr. Man könne die darauf zu hörenden Geräusche und Stimmen aber noch nicht einem bestimmten Zeitpunkt des Fluges zuordnen: "Wir wissen, dass sich diese Audiodatei auf diesen Flug bezieht." Für Spekulationen sei es aber noch zu früh.

Auf die Nachfrage eines Reporters, ob das die Stimmen der Piloten waren, verweigerte der Sprecher der Behörde jeden Kommentar: "Kein Kommentar dazu. Ich kann nichts dazu sagen. Diese Audiodatei haben wir erst seit ein paar Minuten zur Verfügung." In dieser kurzen Zeit könne man keine Stimmen einer bestimmten Person,wie dem Piloten oder Copiloten zuordnen. "Kein Kommentar dazu" war auch die Antwort auf dei Frage, ob man die Stimmen bis zum Zeitpunkt des Absturzes gehört habe. Auf die weitere Nachfrage, ob man einen Terroranschlag ausschließen könne, war die Antwort: "Wir schließen derzeit gar nichts aus." Auf die Frage, ob es richtig sei, dass das Flugzeug eine Ladung Lithium-Batterien geladen hatte, sagte der Sprecher: "Darüber liegen mir keine Informationen vor."

Wir berichten und aktualisieren weiter.

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