Kinder aus suchtbelasteten Familien litten oft unter sozialen, psychischen und körperlichen Belastungen. Zu ihrem Alltag gehörten Schuld- und Schamgefühle, Verlassenheitsängste, Wut und Trauer und manchmal auch psychische und körperliche Gewalt. Ganz wichtig für diese Kinder seien vertrauenswürdige Erwachsene, die Verantwortung übernehmen, wenn die eigenen Eltern dazu nicht in der Lage sind.
Gleich ob Erzieher, Lehrer, Fußballtrainer, Hausarzt oder Nachbar – wenn Erwachsene auf diese Kinder aufmerksam würden, sollten sie nicht zögern, sie auf ihre Situation anzusprechen und ihnen Hilfe anzubieten, sagte Lämmle am Mittwoch in Stuttgart. Der Ministerialdirektor des Sozialministeriums nahm an der Abschlussveranstaltung des Projekts „Schulterschluss" teil, das Ministerin Katrin Altpeter vor zwei Jahren mit dem Ziel auf den Weg gebracht hatte, die Akteure aus Jugend- und Suchthilfe für das Thema „Kinder mit suchtkranken Eltern" zu sensibilisieren und die Zusammenarbeit der verschiedenen Hilfesysteme zu verbessern.
Lämmle wies darauf hin, dass Kinder aus suchtkranken Familien besonders gefährdet sind, später im Leben selbst suchtkrank zu werden. Etwa 30 Prozent von ihnen entwickeln im Erwachsenenalter eine eigene Suchterkrankung oder andere psychische Probleme. Damit sich Kinder mit suchtkranken Eltern zu gesunden Erwachsenen entwickeln könnten, sei frühzeitige, passgenaue und aufeinander abgestimmte Hilfe erforderlich, so Lämmle.
Eine Schlüsselrolle spiele dabei eine möglichst enge Zusammenarbeit zwischen den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der verschiedenen Hilfesysteme. Hier habe das Projekt „Schulterschluss" angesetzt, für das das Sozialministerium über 100.000 Euro zur Verfügung gestellt habe. Koordiniert wird das Projekt von der Landesstelle für Suchtfragen. Wichtiger Projektpartner war auch der Kommunalverband für Jugend und Soziales Baden-Württemberg (KVJS), bei dem das Landesjugendamt angesiedelt ist. Insgesamt haben sich 28 Standorte im Land an dem Projekt beteiligt.
'Schulterschluss' habe den Weg für eine bessere Kooperation zwischen Jugendhilfe und Suchthilfe geebnet. Man höre aus allen Ecken des Landes, dass das Projekt vor Ort sehr gut angenommen worden sei und vieles verbessert habe. Das zeige, dass der richtigen Weg eingeschlagen worden sei, um Kindern aus suchtbelasteten Familien früh und passgenau zu helfen. Nun gelte es, diesen Weg vor Ort konsequent weiterzugehen. Dazu beitragen werde Lämmle zufolge eine neue Handreichung für die Kommunen im Land, die auf Grundlage der Erfahrungen mit „Schulterschluss" Wege für eine bessere Zusammenarbeit zwischen Jugendhilfe und Suchthilfe zum Wohl der betroffenen Kinder aufzeigen solle und die zurzeit erarbeitet wird.
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