Nun aber will die neue Regierung von Ministerpräsident Alexis Tsipras die Reformbemühungen bremsen – und die EZB handelt. Sie beendet die Ausnahme, weil ihr letztlich keine andere Wahl bleibt. Schon im Januar hatte die EZB angekündigt, dass sie die besagte Ausnahme nur aufrechterhalten kann, wenn Griechenland auf Reformkurs bleibt. Von Überraschung, willkürlicher Erpressung oder bewusster Einflussnahme kann also keine Rede sein. Zudem macht die EZB keinen politisch nicht legitimierten Alleingang. Denn die Kritik an Griechenland aus den Politikzentren Europas war zuletzt in weiten Teilen einig.
Doch noch ist das Kind nicht in den Brunnen gefallen, denn den griechischen Banken bleibt die Versorgung mit Zentralbankgeld über die griechische Notenbank im Rahmen von Notfall-Liquiditätshilfen (ELA für Emergency Liquidity Assistance). Vorerst hat die EZB die Grenze für die ELA-Kredite offenbar um 10 Milliarden Euro erhöht. Bliebe es bei der weitgehenden Aufkündigung des Reformkurses durch Athen, hätte die EZB aber keine andere Wahl, als auch die ELA-Versorgung zu verbieten. Dazu ist im EZB-Rat eine Zweidrittel-Mehrheit nötig. Dass die EZB sehr wahrscheinlich Ernst macht, zeigen die Präzedenzfälle anderer Krisenstaaten wie Irland und Zypern, bei denen die Zentralbank einen solchen Schritt explizit angekündigt hatte.
Ohne ELA und ohne die Ausnahmen für griechische Staatsanleihen droht die Geldversorgung des griechischen Bankensystems zusammenzubrechen. Dann würde eine massive Wirtschaftskrise drohen. Womöglich wäre Griechenland dann gezwungen, aus der Währungsunion auszutreten und eine eigene Währung einzuführen.
Angesichts dieses Schreckensszenarios wird es Zeit, dass man in Griechenland zur Besinnung kommt. Die Griechen müssen begreifen, dass sie Syriza auf den Leim gegangen sind. Offenbar haben sie geglaubt, Reformen verweigern und gleichzeitig in der Währungsunion bleiben zu können. Hellas muss sich nun für eines von beiden entscheiden.
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