Beratungsstelle für Flüchtlionge eröffnet | Bildquelle: RTF.1

Tübingen:

Beratungsstelle für traumatisierte Flüchtlinge eröffnet

Stand: 04.02.15 13:49 Uhr

Täglich kommen neue Flüchtlinge in Deutschland an. Rund 600 hat allein der Landkreis Tübingen im vergangenen Jahr aufgenommen. Eine Großzahl der Menschen, nämlich etwa ein Drittel, ist stark traumatisiert. Ihrer nimmt sich der gemeinnützige Verein refugio Stuttgart an, der sich die Beratung und Behandlung von Folterüberlebenden zur Aufgabe gemacht hat. Seit November des vergangenen Jahres hat der Verein auch eine Regionalstelle in Tübingen. Gestern haben die Verantwortlichen die Eröffnung gefeiert.


In die Neckargasse 66, in die neue Regionalstelle von refugio, kommen Flüchtlinge aus verschiedenen Ländern, verschiedenen Alters. Sie alle haben eins gemeinsam: Sie sind schwer krank, körperlich und seelisch. In ihrer Heimat waren sie meist mit Krieg und Tod konfrontiert, viele Familien wurden auseinander gerissen. Und auch die Fluchtgeschichten seien laut der Leiterin der Tübinger Stelle, Ulrike Schneck, natürlich sehr schwer. Wenn die Flüchtlinge etwa Tage auf dem Mittelmeer verbringen müssten. Vor allem finde Schneck das Schicksal der Frauen immer sehr schlimm, die zum Beispiel mit ihren kleinen Kindern in den Booten sitzen und tagelang fürchten müssten, dass da etwas passiert. Die Kinder könnten nicht schwimmen, und sie könnten auch nicht schwimmen.

Auf verschiedene Weise will das Team um Diplom-Psychologin Ulrike Schneck den traumatisierten Menschen helfen. Das Programm ist an die Bedürfnisse der einzelnen Personen angepasst. Manche Leute würden Schneck zufolge gerne darüber erzählen, was ihnen passiert sei. Dann würden die Mitarbeiter versuchen zuzuhören, einfach hinzuschauen und das mitzutragen, das mit auszuhalten. Sie könnten natürlich nichts ändern an dem, was passiert sei. Aber sie könnten es ein bisschen teilen. Das täte oft gut, etwas mitzuteilen. Andere Menschen können noch nicht über das Erlebte sprechen, weil die aktuelle Angst und Unsicherheit im Vordergrund steht. Viele könnten kaum schlafen. Ihnen wollen die Mitarbeiter mit Entspannungsübungen helfen.

Die Eröffnung der neuen Regionalstelle ist laut Aussagen der Beteiligten aber nur durch die große finanzielle Unterstützung der beiden großen Kirchen möglich gewesen. Die Schirmherren sind Weihbischof Dr. Johannes Kreidler und Landesbischof in Ruhe Dr. Eberhard Renz. Beide halten die Arbeit von refugio für absolut notwendig - weil laut Kreidler gerade die traumatisierten Flüchtlinge nicht im Fokus seien, auch nicht der Öffentlichkeit. Durch die Eröffnung des Hauses in der Neckarhalde 66 solle die Öffentlichkeit auch  auf das Schicksal dieser Menschen aufmerksam werden, die selber die Öffentlichkeit nicht suchen würden. Sie würden in der Regel von Ärzten für das Programm angemeldet, wenn diese eine Traumatisierung feststellen. Aber sie kommen nicht nur aus Tübingen, sondern aus einem großen Gebiet, das sich von Nürtingen bis zum Schwarzwald erstreckt.

Das Tübinger Team besteht aus zwei Hauptamtlichen und einigen engagierten Dolmetschern. Und dann würde das Team jetzt gerade ein unterstützendes Netzwerk aufbauen von Leuten, die zum Beispiel Patienten zu ihnen bringen, wieder abholen und Wege begleiten würden. Oder die auch mal in der Freizeit was mit den Leuten machen, einfach das so ein bisschen zu unterstützen würden, dass sie in Tübingen und der Region ein bisschen ankommen könnten.

Nach Meinung des Landratsamtes bereichere das die in Tübingen gelebte Willkommenskultur. Und auch die Erste Bürgermeisterin der Stadt lobte die Arbeit von refugio und sicherte finanzielle Unterstützung zu.

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