In Schwangau, Heimat des wohl bekanntesten dieser Schlösser, wurde die Nachricht ausgelassen gefeiert – mit Weißwurstfrühstück, Freibier und Live-Übertragung der Entscheidung im Schlossbrauhaus. Bürgermeister Stefan Rinke zeigte sich begeistert: „Wir feiern die Ernennung heute gemeinsam und stoßen auf unseren König an!"
Die Entscheidung des UNESCO-Welterbekomitees ist der Höhepunkt einer mehr als 25-jährigen Bewerbung. „Die Aufnahme der Schlösser in die Welterbeliste ist eine herausragende Würdigung dieser eindrucksvollen Orte", sagte Maria Böhmer, Präsidentin der Deutschen UNESCO-Kommission. Die Bauten seien „architektonische Meisterwerke" und zeugten von der „künstlerischen Vorstellungskraft, aber auch der Exzentrik des Märchenkönigs".
Die in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts errichteten Prachtbauten sollten bewusst historische Idealbilder nachahmen – wie Neuschwanstein als mittelalterliche Ritterburg oder Herrenchiemsee nach dem Vorbild von Versailles. Tatsächlich waren sie für ihre Zeit hochmoderne Bauwerke. Die Bayerische Schlösserverwaltung bezeichnete sie treffend als „gebaute Träume".
In Schwangau ist man stolz auf das Erreichte. Bürgermeister Rinke betonte, dass die Landschaft rund um Schloss Neuschwanstein über Generationen von der lokalen Bevölkerung geschützt und gepflegt wurde. Ohne dieses Engagement wäre ein erfolgreicher Antrag kaum denkbar gewesen. „Wir sind Welterbe – und das mit Fug und Recht!"
Auch Ostallgäus Landrätin Maria Rita Zinnecker wertet den Titel als Meilenstein. Gleichzeitig sieht sie darin einen klaren Auftrag: nachhaltiger Qualitätstourismus, Lenkung der Besucherströme und Schutz der Lebensqualität der Einheimischen. „Die Einzigartigkeit des Ostallgäus muss bewahrt bleiben", so Zinnecker.
Der Welterbetitel ist nicht mit finanzieller Unterstützung verbunden, bringt den ausgezeichneten Stätten aber weltweite Aufmerksamkeit und touristische Strahlkraft. Bereits jetzt ziehen die vier Schlösser jährlich über 1,7 Millionen Besucher an – viele davon aus dem Ausland. Für Bürgermeister Rinke ist die Sorge vor einer weiteren Tourismuswelle unbegründet: „Schloss Neuschwanstein ist ohnehin schon weltberühmt. Eine zusätzliche Steigerung des Bekanntheitsgrads ist kaum möglich." Zudem habe man durch Online-Ticketing die Besucherströme gut im Griff.
Im Vorfeld hatte es vereinzelt kritische Stimmen gegeben, etwa mit Blick auf mögliche Belastungen durch noch mehr Tourismus. Doch ein Bürgerentscheid 2023 brachte Klarheit: 56 Prozent der Schwangauer stimmten für die Unterstützung des UNESCO-Antrags. Damit war auch die öffentliche Debatte beendet, wie Rinke betont: „Das war gelebte Demokratie."
Mit der heutigen Entscheidung ist Bayern um vier Welterbestätten reicher – und das Allgäu, das Chiemgau sowie das Werdenfelser Land dürfen sich auf eine noch größere Bühne freuen. Die gebauten Träume Ludwigs II. sind nun auch offiziell Weltkulturerbe.
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