Glücklich, wer frühzeitig sein Korn geerntet hat. Denn das feuchte Wetter der vergangenen Wochen hat auf so manchem Hof die Erntepläne zunichte gemacht. Insbesondere auf der Albhochfläche, denn während im Vorland das Getreide schon abgeerntet ist, steht dort sehr vieles noch.
Manches laufe Gefahr auszuwachsen, sagte der Vorsitzende des Kreisbauernverbandes Gebhard Aierstock. "Ich hoffe, dass die Qualität insgesamt noch passt, und wie gesagt, dass man die nächsten 14 Tage die Ernte abschließen kann und den Weizen vom Feld bringt."
Wie hoch der Ertrag ist, ist von Boden zu Boden unterschiedlich. Dieses Jahr wird er durchschnittlich. Beim Weizen zum Beispiel sechzig bis neunzig Doppelzentner pro Hektar. Durchwachsen wird wohl auch die Qualität werden: "Dort, wo es Trockenschäden gab, da fehlt es natürlich an der Einkörnung, sprich bei der Braugerste beispielsweise gibt es Bestände, die 60 Prozent Vollgersteanteil haben oder 80 Prozent, sprich, die restlichen 20 Prozent Braugerste sind in dem Fall nicht zu verwerten, es gibt dann halt noch Futtergerste", sagte Aierstock.
Auch der Mais war dieses Jahr schwierig, weil das Zeitfenster für die Aussaat sehr eng war. Viele hatten den Mais deshalb erst Ende Mai gesät. So könnten die Erträge noch befriedigend werden; einen Spitzenertrag werde es aber nicht mehr geben.
Besser sieht es beim Grünland aus, also beim Gras. "Beim Grünland war es so, dass der erste Ertrag sehr gut war, weil es einfach im Frühjahr viel geregnet hat", sagte Aierstock. "Dann kam die Trockenheit. Der zweite und dritte Schritt war teilweise sehr mager. Jetzt haben wir wieder mehr Feuchtigkeit, das Grünland wird wieder grün, und deshalb kann es jetzt auch noch mal einen guten Schnitt geben."
Doch Landwirtschaft heißt heute viel mehr als nur Aussaat, Ernte und Viehhaltung. Landwirtschaft heißt auch viel Bürokratie – von der Landesebene über die Bundesebene bis zur Europäischen Union. Und da macht den Bauern derzeit das geplante „Nature Restoration Law", das Naturwiederherstellungsgesetz Sorgen.
"Was heißt es dann in der Konsequenz in der Umsetzung in der Region?" so Aierstock. "Wo gibt es weitere Einschränkungen? Und vor allem: Wird es bezahlt oder nicht bezahlt? Also, wir sind alle Unternehmer und müssen unser Geld verdienen und wollen auch produzieren, wir wollen Lebensmittel produzieren, um unsere Bevölkerung zu versorgen, und da gucken wir natürlich schon mit einer gewissen Skepsis, was da wieder auf uns zukommt."
Landwirtschaft heißt wirtschaftlich arbeiten. Und wenn sich die Rahmenbedingungen änderten, könne das für manche Landwirte zum Problem werden. "Man will mehr artgerechte Tierhaltung, sprich, für viele heißt es, in den Betrieb zu investieren", so Aierstock, "und wenn sich das nicht lohnt, dann wird halt nicht mehr investiert, dann wird die Tierhaltung aufgegeben, und wenn wir sehen, zum Beispiel Schweinehaltung, wir haben einen Versorgungsgrad in Baden-Württemberg mittlerweile von unter 50 Prozent, und das ist eine Entwicklung, die eigentlich dramatisch ist."
Das bereitet Aierstock und dem Kreisbauernverband Sorgen. Denn immer mehr Landwirte würden die Tierhaltung aufgeben und die Landwirtschaft nur noch nebenberuflich betreiben – und in der nächsten Generation hieße das in vielen Fällen das Ende des Betriebs.
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