Alina ist außer sich. Die Achtjährige wurde vom Verlobten ihrer Schwester Maya missbraucht – und das ausgerechnet kurz vor der Hochzeit. Währenddessen redet Wladimir mit seiner Oma. Er will, dass sie ihm keine Küsschen mehr gibt. Anna wird von Alpträumen geplagt, denn ihre Freundin Linda will, dass sie endlich mal einen Jungen küsst.
Das Theaterstück „Trau Dich!" erzählt mehrere Einzelepisoden, in denen es um Grenzverletzungen geht – und dazu gehört noch wesentlich mehr als Vergewaltigung.
Petra Sartingen von der Beratungsstelle Aufwind: "Das geht von sexuellen Übergriffen im Kindergarten, also, sagen wir mal, Körpererkundungsspiele, die aus dem Ruder laufen, in denen die Grenzen von einem Kind verletzt werden über Übergriffe, die sich durch Gleichaltrige erleben, über Übergriffe, die sie über die digitalen Medien erleben, also, wenn sie zum Beispiel jetzt ungefragt Nacktfotos geschickt bekommen bis hin zu körperlichen Übergriffen."
Aber was sollen Kinder und Jugendliche tun, wenn sie Opfer sexualisierter Gewalt geworden sind? Das verrät der Name des Stücks. "Trau Dich! steht als Botschaft im Vordergrund. Trau dich, dir Hilfe zu holen, dir Unterstützung zu holen, nicht alleine zu bleiben mit diesem schweren Thema, mit dem, was auch belastet", so Armin Amann von den "Pfunzkerlen" e.V.
Das Theaterstück steht nicht für sich allein. Es wird im Rahmen des Schulunterrichts vorbereitet und nachbereitet. Somit gehören zum „Trau Dich"-Paket eine Lehrerfortbildung, und ein digitaler Elternabend, denn auch Erwachsene will man ansprechen.
"Für Eltern ist das oft ein großer Schritt, oder oft erscheint es auch wie ein Riesenberg, oh, ich muss mit meinen Kindern über das Thema sexualisierte Gewalt reden, aber im Grunde geht es darum, mit ihren Kindern über Gefühle zu sprechen", so Petra Sartingen., "Gefühl überhaupt im Alltag wichtig und ernst zu nehmen, Kindern zuzuhören, sie ernst zu nehmen, wenn sie von schwierigen Situationen erzählen."
Deshalb arbeitet die bundesweite Initiative „Trau dich!" auch mit regionalen Akteuren zusammen, mit pro familia, schulpsychologischen Diensten und Polizei, aber vor allem mit der Beratungsstelle „Aufwind" von den Vereinen tima und Pfunzkerle, die als Ansprechpartner bei sexualisierter Gewalt dient.
"Auch wenn man unsicher ist, ob das überhaupt sexualisierte Gewalt ist, was ich da beobachtet habe oder was ich da erlebt habe und wenn ich konkret auch Hilfe brauche, dann kann ich mich auch an Aufwind, an die Beratungsstelle wenden", so Amann, "und wir gucken dann, wen wir noch dazu brauchen. Vielleicht brauchen wir noch jemand vom Jugendamt mit dazu, vielleicht brauchen wir noch die Polizei mit dabei, und dann können wir einfach mit den Leuten, die zu uns kommen, auch abklären: Wen dürfen wir noch dazu holen?"
Im Stück holt Alina ihre Schwester Maya dazu, und sie glaubt ihr. Dass sich Alina am Ende doch getraut hat zu reden, hat sich gelohnt.
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