Polizei mit Blaulicht | Bildquelle: Pixabay

Ermittlungen:

Die Schadensbilanz der Krawallnacht in Stuttgart - Ermittlungsgruppe gegründet

Stand: 22.06.20 12:08 Uhr

19 verletzte Polizisten, 30 beschädigte und geplünderte Geschäfte, 24 Festnahmen - das ist die Bilanz der massiven Ausschreitungen in Stuttgart in der Nacht zum Sonntag, die die Polizei nun aufgearbeitet hat. Wie kam es dazu?


Nach ersten Erkenntnissen war ein Einsatz wegen eines Rauschgiftdeliktes offenbar der Auslöser für die dann folgenden Ausschreitungen. Während der vorläufigen Festnahme eines Tatverdächtigen gegen 23.30 Uhr im Bereich des Oberen Schlossgartens solidarisierte sich eine Vielzahl der umstehenden Personen, griffen die eingesetzten Polizeibeamten an und bewarfen sie mit Steinen und Flaschen.

Mehrere Hundert Personen griffen Einsatzkräfte an

Nachgeforderten Einsatzkräften gelang es zunächst, auch unter Einsatz von unmittelbarem Zwang und Pfefferspray, die randalierende Menge von den einschreitenden Beamten in Richtung Schlossplatz wegzudrängen. In der Folge solidarisierten sich weitere anwesende Personen auf dem Schlossplatz, sodass sich nun mehrere Hundert Personen gegen die Polizeibeamten stellten und weiter mit Steinen und Flaschen nach ihnen warfen.

Auch eingesetzte Rettungskräfte wurden teilweise attackiert. Daraufhin wurden weitere Polizeikräfte aus umliegenden Polizeipräsidien sowie der Bundespolizei zur Unterstützung alarmiert, auch ein Polizeihubschrauber kreiste zeitweise über der Innenstadt. Die Randalierer zogen in einer Vielzahl von Kleingruppen unterschiedlicher Größe durch die Innenstadt. Erst gegen 04.30 Uhr war die Situation beruhigt.

Zahlreiche Geschäfte entlang der Königstraße beschädigt

Einsatzkräfte nahmen 24 mutmaßliche Randalierer fest. 19 Polizeibeamte wurden verletzt, ein Beamter konnte aufgrund einer Verletzung an der Hand seinen Dienst nicht fortsetzen. Im Bereich der Innenstadt, vor allem der Königstraße und der Marienstraße, wurden bislang 30 Geschäfte und Einrichtungen festgestellt, die von den Randalierern durch Einschlagen von Türen und Fensterscheiben teilweise erheblich beschädigt worden sind, darunter Mobilfunkläden, Bekleidungsgeschäfte und Juweliere. Darüber hinaus beschädigten die Täter auch Werbetafeln und brachten Graffitis an.

Bislang wurden acht Geschäfte festgestellt, in die die Randalierer eindrangen und Waren plünderten. Bei dem Einsatz wurden, nach derzeitigem Stand, zwölf Streifenwagen teilweise erheblich beschädigt.

 

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Scheiben von Streifenwagen zertrümmert

Auf diversen Videosequenzen, die in den sozialen Netzwerken kursieren, ist zu sehen, wie Randalierer mit Stühlen und anderen Gegenständen auf die Streifenwagen einschlugen und die Scheiben zerstörten.

Ermittlungen wegen schweren Landfriedensbruchs

Die Polizei hat zur Aufklärung der Straftaten die 40-köpfige Ermittlungsgruppe Eckensee eingerichtet und ermittelt im Auftrag der Staatsanwaltschaft Stuttgart unter anderem wegen des Verdachts des schweren Landfriedensbruchs.

 


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Die Gewerkschaft der Polizei hat sich nach den Ausschreitungen besorgt gezeigt: „Wir verspüren hierzulande ein politisches Reizklima", erklärte Jörg Radek, stellvertretender Bundesvorsitzender der GdP. Radek mahnt jedoch, "vor dem Hintergrund überbordender Gewalt gegen polizeiliche Einsatzkräfte und der maßlosen Zerstörung fremden Eigentums" sei höchster Grund zur Besorgnis geboten. "Noch ist es zu früh, eine neue Gewaltwelle zu erkennen, die sich bedrohlich auftürmt und auf den Staat zurollt. Fakt ist: Gruppierungen erheben sich in brutaler, zynischer und arroganter Art und Weise über behördliche Maßnahmen und Anweisungen." Der Widerstand an sich sei das, "was solche Menschen antreibt". Konstruktive, demokratische Debatten würden von solchen Tätergruppen abgelehnt, "ihr egozentrisches Geltungsbedürfnis auf dem Rücken anderer dagegen ausgelebt". Die Polizei schütze das Gemeinwohl. "Unsere Kolleginnen und Kollegen brauchen die Unterstützung nicht nur der Gesellschaft, sondern auch der Politik", fordert Radek.

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