Sie ist bereits seit Dezember in Betrieb. Nun wurde die EUTB in Reutlingen offiziell eröffnet. Sie ist eine Anlaufstelle für alle Menschen mit Behinderung, die sich mit ihren Anliegen unterschiedlichster Natur an die Beratenden wenden können. Dies könne laut Thomas Seyfarth (Vorsitzender des Landesverbandes für Menschen mit Körper- und Mehrfachbehinderung Baden-Württemberg e.V.) die Suche nach Wohnraum, nach Bildung, nach Freizeitgestaltung oder Gesundheitsfragen sein. Das gehe die ganze Palette durch die sozialpolitischen Dinge durch. Die hauptamtliche EUTB-Beraterin Brigitta Hermanutz nennt ein Beispiel: "Da geht es um eine starke Narungsmittelunverträglichkeit. Die medizinische Reha ist genehmigt, aber keine Rehaklinik möchte die Frau aufnehmen, weil man sie dort gar nicht verköstigen könnte." Hier sei dann Kreativität gefragt.
Die EUTB in Reutlingen kommuniziert nicht nur mit der zweiten Stelle im Landkreis, sondern auch mit anderen Anbietern. "Unabhängig" heiße laut Jutta Pagel-Steidl (Geschäftsführerin des Landesverbandes für Menschen mit Körper- und Mehrfachbehinderung Baden-Württemberg e.V.), es sei unabhängig von einem Leistungsanbieter, der Dienstleistungen habe, und unabhängig von dem, der es zahle. "Also wirklich nur dem Menschen mit Behinderung verpflichtet, Anwalt für den Mensch mit Behinderung zu sein. Und "ergänzend" heißt, wir ersetzen keine bestehende Beratungsstelle, sondern ergänzen das vorhandene Angebot."
Für Menschen ohne Behinderung sei oftmals gar nicht klar, welche Hürden Menschen mit Behinderung im Alltag bewerkstelligen müssen. Welche Vorplanungen unternommen werden müssen, um einen einfachen Familienausflug zu machen. Die Politiker der Region finden die neue EUTB in Reutlingen daher sehr wichtig. "Weil Menschen dadurch eine weitere Anlaufstelle auch bekommen, sich wirklich auch grundlegend beraten zu lassen und Unterstützung zu erfahren und die Rechte, die ihnen ja auch zustehen, dann auch besser in Anspruch nehmen können mit dieser Beratung." – so die Bundestagsabgeordnete der Linken, Jessica Tatti. Laut dem Bundestagsabgeordneten Pascal Kober von der FDP müsse man sich bewusst sein, dass das Thema Behinderung nichts ist, was nur andere betreffe: "Erstens, wir werden alle älter. Im Alter werden wir auch eingeschränkt sein und auf Unterstützung angewiesen sein. Aber es kann auch jeden Moment ein Unfall passieren."
Die EUTB ist dem neuen Bundesteilhabegesetz zu verdanken, das zweitausend-siebzehn in Kraft getreten ist. Noch wird es von vielen Menschen kritisch hinterfragt. Michael Donth, Bundestagsabgeordneter der CDU: "Wir sind von dem über viele Jahrzehnte eingeübten System abgewichen, machen etwas ganz Neues. Dass das natürlich knirscht, dass da Sand im Getriebe ist, ist logisch. Dem müssen wir nachgehen. Das kann nicht sein, dass es da zu Reibungsverlusten kommt."
Eine Förderung der EUTB durch den Bund bis Ende 2020 ist gewährleistet. Danach besteht die Option, die finanzielle Unterstützung um zwei Jahre zu verlängern. Die Betroffenen hoffen aber natürlich auf eine verlässliche dauerhafte Finanzierung.
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