Bürgerstiftung Tübingen ehrt Preisträger | Bildquelle:

Tübingen:

Preisverleihung der Bürgerstiftung

Stand: 11.11.18 13:56 Uhr

Die Bürgerstiftung Tübingen hat auch in diesem Herbst ihre Preisträger geehrt. Das Thema im Jahr 2018 lautete die Einsamkeit in der Gesellschaft. Die Ausgezeichneten hatten sich auf besondere Weise damit auseinandergesetzt und konkret vorbildlich engagiert.


„Einsamkeit heute – was tun?" lautete das Thema der Bürgerstiftung Tübingen 2018. Die Vorsitzende Constanze Schemann-Grupp begründete die Wahl ausgerechnet dieses doch irgendwie immer noch tabuisierten Themas: "Wir sind eigentlich darauf gekommen, weil wir jedes Jahr ein Thema hatten, entweder für Jugendliche oder für Ältere oder für irgendwelche speziellen Gruppen. Dieses Jahr wollten wir mal alle umfassen. Einsamkeit ist ein Thema, das alle betrifft. Nicht jeder möchte dazu stehen. Aber ich glaube, es wird immer schlimmer, wenn wir uns nicht damit auseinandersetzen."

Einsamkeit – ein rasch zunehmendes Problem unserer Gesellschaft, wie auch Prof. Tobias Renner (Ärztlicher Direktor Kinder- und Jugendpsychiatrie, UKT Tübingen) ausführte: Die wichtigste Botschaft sei, dass die Einsamkeit altersübergreifend ein Problem darstellen könne. Auch im Kindes- und Jugendalter sei bereits das Auftreten von Einsamkeit vorhanden. "Und gerade im Bereich bei den 12- bis 25-Jährigen geben 15 Prozent an, dass sie sich immer oder sehr häufig einsam fühlen."

Auch in der idyllischen und kulturell vielfältigen Universitätsstadt Tübingen stellt Einsamkeit ein relevantes Phänomen dar. Dabei gibt es durchaus geschlechtsspezifische Unterschiede. Nicht ohne Grund sind alle Preisträger dieses Jahres Frauen – dazuhin mehrheitlich in ihrer ehrenamtlichen Arbeit um einsame, nicht selten alleinerziehende Frauen bemüht. "Sie können in einer Beziehung einsam sein, wenn sie zu zweit sind. Sie können 100 Menschen um sich rum haben", so Constanze Schemann-Grupp. Aber die zwischenmenschliche Nähe, glaubt sie, werde immer flacher. Und deshalb wisse der eine vom anderen eigentlich nicht, wo er stehe. Dadurch entstehe Einsamkeit.

Der mit 10.000 Euro dotierte Preis der Bürgerstiftung geht an „DIE KLINKE", eine Tübinger Begegnungsstätte für junge Menschen mit psychischen Erkrankungen.

Der Ehrenamtspreis wird dieses Jahr geteilt. Zum einen wird Gabriele Merkle, die Vorsitzende der „Begegnungsstätte Hirsch", geehrt. Die Pfrondorferin war völlig überrascht, dass ihre für sie „selbstverständliche Arbeit" mit älteren Menschen ausgezeichnet wurde. "Ich denke manchmal, ich mache ja gar nicht so viel." Merkle ist jetzt seit 19 jahren Vorsitzende der Hirsch Begegnungsstätte für Ältere in Tübingen. Sie glaube schon, dass sie in gewisser Weise ein Motor sei. Im Lauf dieser vielen Jahre habe sich auch einiges entwickelt, vor allem Netzwerke innerhalb der Stadt im Bereich Senioren. "Da ist einfach das eine zum anderen gekommen."

Zum anderen geht die zweite Hälfte des Ehrenamtspreises an Ingrid Gerth, der Vorsitzende der Beginenstiftung. Die Beginen waren im Mittelalter Frauen, die sich zusammengetan haben und gemeinschaftlich gewohnt, gelebt und gearbeitet haben. "Wir leisten Hilfe zur Selbsthilfe. Zu uns können Gruppen oder auch Einzelpersonen, Initiatorinnen, kommen, die sagen Ich möchte so wohnen wie ihr. Ich möchte das auch haben, so ein Haus, wo ich mit anderen – in dem Fall Frauen – gemeinsam wohnen kann. Wo ich gemeinsam mit denen alt werden kann."

Musikalisch umrahmt wurde die Feierstunde von den Musikpreisträgerinnen Uljana und Sofia Kovalchuk der Musikschule Tübingen.

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