Die Ergebnisse in Zahlen
Nach dem amtlichen Endergebnis kommt die CDU/CSU auf 33 Prozent, die SPD auf 20,6 Prozent. Drittstärkste Kraft wird die AfD mit 12,6 Prozent vor der FDP mit 10,7 und der Linken mit 9,2 Prozent. Die Grünen bekommen 8,9 Prozent.
Im Wahlkreis Reutlingen holt Michael Donth (CDU) das Direktmandat. Er erhält 40,8 Prozent. Rebecca Hummel (SPD) holt 15 Prozent. Beate Müller-Gemmeke (Grüne) bekommt 14,3 Prozent und zieht wieder über die Landesliste im Bundestag ein. Wolfram Hirt von der AfD erhält 12 Prozent. Pascal Kober (FDP) kommt auf 10 Prozent und kommt wieder in den Bundestag, und Jessica Tatti (Die Linke) kommt neu in den Bundestag. Sie erhält 6,2 Prozent.
Die Zweitstimmen: Die CDU kommt auf 34,5 Prozent, die SPD auf 14,9 Prozent. Die Grünen werden drittstärkste Kraft mit 13,9 Prozent. Die FDP erhält 13,7 Prozent, die AfD 12,9. Die Linke kommt auf 6,1 Prozent.
Zum Wahlkreis Tübingen: Dort holt Annette Widmann-Mauz, CDU, das Direktmandat mit 35,7 Prozent. Chris Kühn von den Grünen holt 19,1 Prozent und zieht über die Landesliste wieder in den Bundestag ein. Martin Rosemann, SPD, erhält 17,3 Prozent. Auch er kommt über die Landesliste in den Bundestag. Heike Hänsel (Die Linke) kriegt 8,8 Prozent. Auch sie sitzt im Bundestag. Dubravko Mandic von der AfD bekommt 8,7, Christopher Gohl von der FDP 7,9 Prozent.
Zu den Zweitstimmen: Die CDU kommt auf 30,8 Prozent. Zweitstärkste Kraft sind die Grünen mit 18 Prozent vor der SPD mit 15,7 Prozent. Die FDP erhält 11,8 Prozent, die AfD 10 Prozent und die Linke 9,5 Prozent.
Den Wahlkreis Zollernalb-Sigmaringen gewinnt Thomas Bareiß, CDU, mit 45 Prozent. Er ist der einzige aus dem Wahlkreis, der im neuen Bundestag vertreten ist. Stella Kirgiane-Efremidou, SPD, erhält 14,4 Prozent. Drittstärkste Kraft ist die AfD. Hans-Peter Hörner kriegt 13,6 Prozent. Erwin Feucht von den Grünen bekommt 12,7 Prozent. Dirk Mrotzeck, FDP bekommt 9,3 und Claudio Wellington, die Linke, erhält 4,7 Prozent.
Die Zweitstimmen: Die CDU bekommt 38 Prozent. Die SPD kommt auf 14,1 Prozent. Die AfD wird drittstärkste Kraft mit 13,7 Prozent. Die FDP erhält 13,4, die Grünen kommen auf 11,5 Prozent, und die Linke kriegt 5,1 Prozent.
CDU: "Die SPD macht sich vom Acker!"
Die CDU kann weiter regieren, Angela Merkel kann Kanzlerin bleiben, und in Baden-Württemberg holte die CDU alle Direktmandate. Trotzdem: Mit dem Wahlergebnis kann die Union nicht zufrieden sein. Dementsprechend lange Gesichter auf den Wahlpartys in Reutlingen, Tübingen und Meßstetten-Hartheim. Nicht nur das eigene Abschneiden, auch die Gesamtsituation sorgt für Verdruss.
"Knapp 15 Prozent für die AfD machen mich schon betroffen", sagte Thomas Bareiß, Bundestagsabgeordneter im Wahlkreis Zollernalb-Sigmaringen. "Und wenn man dann die 9 Prozent der Linken noch dazuzählt, dann haben wir fast 25 Prozent links und rechts außen, das macht es auch schwer, und da haben wir eine riesige Verantwortung als Volkspartei, dass wir wieder versuchen müssen, die Menschen zurückzugewinnen."
Und Annette Widmann-Mauz, CDU-Bundestagsabgeordnete im Wahlkreis Tübingen, kündigte an: "Wir werden der AfD die Maske entziehen, denn aus der Erfahrung, in den Bundesländern, in denen sie im Parlament vertreten sind, kam nichts Konstruktives sondern nur Chaos. Wir wollen aber unser Land in eine gute Zukunft führen, und dafür nehmen wir auch dieses Ergebnis an."
Michael Donth, CDU-Abgeordneter im Wahlkreis Reutlingen übte Kritik an der SPD: "Das enttäuschendste heute Abend war für mich, als die SPD gesagt hat, sie macht sich vom Acker, ich sage das mal so plastisch, sie entzieht sich der Verantwortung, wenn dann Schulz dann noch sagt, sie sei ein Bollwerk der Demokratie, kann ich das wirklich nicht nachvollziehen, nicht dass das meine Lieblingskoalition gewesen wäre, aber wir leben nach der Devise: Erst das Land, dann die Partei, und offensichtlich sieht das bei der SPD anders aus."
SPD: "Nicht gewählt zu regieren"
Die SPD sieht das anders. Der Bundestagsabgeordnete Martin Rosemann sieht in der Oppositionsrolle der SPD den Wunsch der Wähler verwirklicht. "Wir sind nicht dafür gewählt zu regieren", sagte Rosemann. "Wir haben für die Dinge, die wir in der Großen Koalition bewegen konnten, für die Erfolge, die wir dort hatten und auch für unsere Zukunftskonzepte nicht die Zustimmung der Wählerinnen und Wähler. Da ist die Konsequenz zu sagen: Unser Weg ist der Weg in die Opposition."
Lange Gesichter bei der SPD in Tübingen, Reutlingen-Oferdingen und Albstadt-Ebingen. Ein bitterer Wahlabend nicht nur für die Genossen, sondern auch für die Demokratie. Dieser Ansicht ist nicht nur Martin Rosemann. Rebecca Hummel, Kandidatin im Wahlkreis Reutlingen sagte: "Das ist jetzt echt hart, weil wir haben die letzten Wochen und Monate für ein besseres Ergebnis gekämpft, aber auf der anderen Seite ist das wohl der Volkswille, und den müssen wir jetzt respektieren. Für uns geht es jetzt darum zu analysieren: Woran lag es, was müssen wir eventuell ändern, und die kommenden Wochen werden wohl bestimmt spannend werden."
Stella Kirgiane Efremidou, SPD-Kandidatin im Wahlkreis Zollernalb-Sigmaringen, glaubt zu wissen, woran es liegt: "Ich denke, ausschlaggebend ist die Große Koalition. Ich habe schon nach der letzten Wahl gesagt, das beste für die SPD wäre gewesen, wenn wir in die Opposition gehen, damit die Wählerinnen und Wähler auch die Unterschiede zwischen den Koalitionspartnern sehen können."
FDP: Koalition nicht um jeden Preis
Die FDP ist wieder zurück im Bundestag – und mit ihr auch Pascal Kober aus dem Wahlkreis Reutlingen. Feierlaune daher in Reutlingen, Balingen und Tübingen-Lustnau. Jetzt geht es an die Koalitionsverhandlungen. Wunschpartner hat die FDP keine.
"Wir haben vor allem Wunschthemen", sagte Kober. "Bildung zum Beispiel, Digitalisierung, aber auch: Wie sind die sozialen Sicherungssysteme wetterfest und zukunftsfest zu machen? Und wer mit uns an den Themen arbeiten will für die nächsten Jahre und ernsthaft arbeiten will, der kommt als Partner auch in Frage."
Für Dirk Mrotzeck im Wahlkreis Zollernalb-Sigmaringen ist das Thema Digitalisierung besonders wichtig. "Die Digitalisierung ändert alles, wann ändert sich die Politik? Da sagt mein elfjähriger Sohn: Papa, das ist ein guter Spruch, das ist richtig! Und da sind wir halt auch sehr stark unterwegs, und wir denken auch, dass wir demnächst darüber nachdenken, wie demnächst abgestimmt wird."
Vor allem bei jungen Menschen hat die FDP zugelegt. Den Erfolg der Liberalen führt der Tübinger Kandidat Dr. Christopher Gohl aber auch auf Versäumnisse der Großen Koalition zurück. "Ich glaube, dass die Große Koalition Stillstand produziert hat und die Unruhe im Land gar nicht wahrgenommen hat", sagte Gohl. "Und das liegt auch da dran, dass man vergessen hat, die arbeitende Mitte unseres Landes und auch unseres Wahlkreises zu berücksichtigen. Man hat sich von Flüchtlingsdebatten auf der einen Seite und Neiddebatten über Reiche auf der anderen Seite treiben lassen und die Politik für die Mitte des Landes vergessen."
Die Linke: Soziale Frage in den Mittelpunkt rücken
Die Linke feierte in Reutlingen ohne ihre Kandidatin Jessica Tatti. Denn die war in Berlin und uns per Telefon zugeschaltet. Jessica Tatti wird in der kommenden Legislaturperiode im Bundestag sitzen.
"Zunächst mal möchte ich mich bedanken bei allen Wählerinnen und Wählern, die sich diesmal für Die Linke entschieden haben", so Tatti. "Und sie dürfen damit rechnen, dass die Linke als starke Opposition im deutschen Bundestag für soziale Gerechtigkeit eintritt."
Schon länger im Bundestag sitzt Heike Hänsel, und sie feierte in Tübingen-Lustnau. Auf der einen Seite zeigte sie sich erfreut über das eigene Ergebnis, auf der anderen Seite besorgt über starke Ergebnis der AfD. "Es gibt einen Rechtsruck in Deutschland", sagte Hänsel. "Wir sehen es durch die AfD, die sehr stark einzieht, aber auch durch ein Erstarken der FDP. Wir haben also ein rechtes Lager, das gestärkt ist, und das muss uns allen zu denken geben. Wir warnen wir ja davor, die soziale Frage zu vernachlässigen und weiter mit neoliberaler Politik zu machen, ist der völlig falsche Weg, wir müssen die soziale Frage in den Mittelpunkt stellen", sagte Heike Hänsel.
Die Grünen: Das Ziel heißt Jamaika
Die Grünen in Reutlingen und Tübingen sind zumindest zufrieden mit dem Erreichten. Drittstärkste Kraft im Wahlkreis Reutlingen, im Wahlkreis Tübingen sogar zweitstärkste. Die beiden Bundestagsabgeordneten Beate Müller-Gemmeke und Chris Kühn bereiten sich schon mal auf die Sondierungsgespräche vor. Das Ziel heißt Jamaika.
"Auf jeden Fall wird es so sein, dass wir sehr hart verhandeln, und die Bedingung ist einfach: Es müssen grüne Inhalte dabei sein und ohne grüne Inhalte wird es keine Koalition mit uns geben", sagte Beate Müller-Gemmeke. Und Chris Kühn erkärte: "Wir haben Verantwortung in diesem Wahlkampf erhalten, vor allem von den vielen Menschen, die uns gewählt haben, für Klimaschutz, in Tübingen für das Thema bezahlbarer Wohnraum, und dafür werden wir jetzt Verantwortung übernehmen und damit auch sehr verantwortungsvoll umgehen in den nächsten Wochen bei Gesprächen und Sondierungen mit anderen Parteien, denn Deutschland braucht eine stabile Regierung."
Ob es eine stabile Jamaika-Regierung gibt, ob es sich die SPD vielleicht doch noch anders überlegt oder ob Neuwahlen drohen? Die kommenden Wochen werden spannend.
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