Gespräch mit Siemens-Betriebsrat | Bildquelle: RTF.1

Tübingen:

Rettung für Siemens-Standort Tübingen? Betriebsrat stellt Alternativplan vor

Stand: 06.07.17 10:06 Uhr

Die Firma Siemens will das Getriebemotoren-Werk in Tübingen-Kilchberg schließen und nach Tschechien verlagern. Das sei unnötig, sagte der Betriebsrat und legte ein Alternativkonzept vor. Durch Digitalisierung könnten 7,2 Millionen Euro eingespart, die Verluste des Werkes wieder ausgeglichen werden. Am Dienstag stellte der Betriebsrat das Alternativkonzept im Tübinger Rathaus politisch Verantwortlichen aus Kommunal-, Landes- und Bundespolitik vor.


Das Siemens-Werk in Tübingen-Kilchberg. Hier werden Getriebemotoren produziert, wie sie vor allem an Förderbändern zu finden sind. Das Problem: Das Werk schreibt rote Zahlen. Deshalb wollte die Konzernleitung die Produktion nach Tschechien verlagern, wo die Gehälter um zwei Drittel günstiger wären.
 
Den Betriebsrat überzeugte das nicht. Mit Hilfe von Wirtschaftsexperten erarbeitete er ein Alternativ-Konzept aus sechzig Punkten mit Einsparungspotenzial. Zusammengefasst: Sparen durch Digitalisierung. Ganz ohne Arbeitsplatz-Abbau soll es auch hier nicht ablaufen. Zum Beispiel im Hochpallettenlager: Hier könnten elf von dreizehn Arbeitsplätzen abgebaut werden.  "Für die elf Kollegen könnten die Geräte das Geschäft übernehmen. Das heißt, es würden Menschen eingespart, und auch von der Gesundheit her wäre ein großer Vorfall", sagte der Betriebsratsvorsitzende Ismayil Arslan.
 
Denn durch die Digitalisierung würde anstrengende körperliche Arbeit wegfallen. Siemens müsste zwei Millionen Euro investieren, doch nach fünf Jahren wären die Investitionskosten eingespart. Insgesamt würden hundert Arbeitsplätze abgebaut werden. Ein firmeninternes Team von Digitalisierungs-Experten fand weiteres Einspar-Potenzial.  "Die haben in anderthalb Tagen weitere 2,4 Mio. Einsparungen gefunden zu denen, was wir gefunden haben", so Arslan.
 
Und da geht noch mehr. Doch dafür bräuchten die Experten mehr Zeit. Die Konzernleitung will indes weiterhin verlagern – zumindest einen Teil der Produktion. 
 
Auf Betreiben der SPD-Abgeordneten Nils Schmid und Martin Rosemann stellte der Betriebsrat das Konzept den Politikern von CDU bis Linke und von den Bundestagsabgeordneten zu den Stadträten vor. Diese lobten das Konzept als durchdacht und seriös und forderten Siemens zur Stellungnahme auf.
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