Fußball | Bildquelle: pixabay.com

FIFA:

Vorwurf gegen Beckenbauer: Beeinflussbar bei WM-Vergabe 2018 und 2022?

Stand: 21.02.16 19:15 Uhr

Nach Recherchen der ARD gibt es neue Verdächtigungen gegen Franz Beckenbauer. Der Präsident des englischen Fußballverbandes, Greg Dyke, spricht in der ARD-Dokumentation "Die Fußball-Mafia - Blatters vergiftetes Erbe" über die Rolle Beckenbauers als FIFA-Exekutivkomitee-Mitglied im Jahr 2010. Beckenbauer war damals Teil des FIFA-Wahlgremiums, das die Weltmeisterschaften 2018 nach Russland und 2022 nach Katar vergeben hatte. Dyke behauptet in der ARD: "Mir wurde von jemandem aus der britischen Regierung gesagt, dass sie Beweise hatten, die darauf hinwiesen, dass Franz Beckenbauers Stimme für die WM 2018 und 2022 beeinflusst werden kann."

Diesen Vorwurf erheben nach ARD-Recherchen mehrere Quellen rund um die gescheiterte Bewerbung Englands für die WM 2018. Durch die Beschäftigung von Mitarbeitern, die Beckenbauer nahe stehen, könne man sein Wahlverhalten beeinflussen, habe man gehört. Ein Interview lehnte Beckenbauer gegenüber der ARD ab.

Auch zu den Unklarheiten rund um die WM-Bewerbung 2006, gibt Beckenbauer keinen Kommentar. In der ARD-Dokumentation äußert sich Fedor Radmann. Der ehemalige Vize-Präsident des Organisationskomitees (OK) der WM 2006 erinnert sich, dass das OK für einen Organisations-Zuschuss der FIFA "eine Art Sicherheitsleistung" von "zehn Millionen Schweizer Franken" habe überweisen müssen. Dafür habe man sich das Geld vom ehemaligen Adidas-Manager Robert Louis-Dreyfus leihen müssen.

André Marty, der Sprecher der Schweizer Bundesanwaltschaft, die derzeit die Vergabe der WM 2018 und 2022 untersucht, kündigt weitere Enthüllungen an. Die Bundesanwaltschaft analysiere tausende Dokumente. Bei deren Analyse "wird es mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit weitere Überraschungen geben", so Marty in der ARD-Dokumentation "Die Fußball-Mafia - Blatters vergiftetes Erbe": "Ich gehe davon aus, dass wir in absehbarer Zeit über verschiedene neue involvierte Personen zu informieren haben."

US-Justizministerin Loretta Lynch erklärte auf Nachfrage der ARD zu den Ermittlungen gegen FIFA-Funktionäre am Rande des Weltwirtschaftsforums: "Wir folgen der Spur der Beweise. Wir schauen gespannt auf die Präsidentschaftswahlen und hoffen, dass der Reformprozess weitergeht und auch ernstgemeint ist."

Die Dokumentation beleuchtet zudem den Wahlkampf um das wichtigste Amt im Weltsport, die FIFA-Präsidentschaft. UEFA-Generalsekretär Gianni Infantino trat als Ersatzlösung für den wegen einer dubiosen Millionenzahlung gesperrten UEFA-Präsidenten Michel Platini an. Auf seine Chancen angesprochen, erklärt er: "Wenn's zum Endspurt kommt, hat ja der, der aus dem Schatten herauskommt, die besten Chancen zu gewinnen." Infantino präsentiert sich in seinem Wahlkampf als Reformer. Zur Ablehnung zentraler Reformvorhaben einer Reformkommission unter dem Strafrechtler Mark Pieth 2013 durch die UEFA meint er: "Wir haben uns natürlich weiterentwickelt, das ist ja auch ein Prozess."

Wenige Wochen vor der Wahl schlossen die afrikanische Fußballkonföderation CAF und die asiatische Konföderation AFC in Kigali ein "Kooperationsabkommen". Chef der AFC ist Scheich Salman, bisheriger Favorit unter den Kandidaten. Dazu erklärt Mark Pieth: "Man verspricht irgendwelche Kooperationszahlungen und erhofft sich daraus Stimmen. Ich sage nicht, das ist einfach Stimmenkauf. Das kann man so nicht unbedingt nachweisen, aber ehrlich gesagt, es liegt relativ nahe, dass jemand, der einem Kooperation verspricht, auch Wohlwollen verdient."


Sendehinweis:
"Die Story im Ersten", Montag, 22.2.2016, 22.45 Uhr

 


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