Wolf | Bildquelle: pixabay.com

Lahr / Calanda (Chur):

Überfahrener Wolf kam aus der Schweiz - Tier stammt aus der "Alpinen Wolfspopulation" im Calanda-Gebiet bei Chur

Stand: 17.08.15 14:54 Uhr

17.09.2015. Der im Juni auf der Autobahn A5 nahe Lahr überfahrene Wolfsrüde ist aus der Ostschweiz zugewandert. Die Besichtigung des überfahrenen Tieres hatte für einen Wolf gesprochen. Um einen Wolf-Hund-Mischling auszuschließen und die Herkunft anhand von Referenzproben aus benachbarten Wolfspopulationen zu klären, wurden genetische Proben des Tieres an verschiedene Laboratorien in Deutschland und der Schweiz geschickt.

Die Analysen hatte die Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg (FVA) beim Laboratorium für Naturschutzbiologie der Universität Lausanne, Schweiz in Auftrag gegeben.

Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der FVA sind durch das Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg (MLR) landesweit mit dem Wolfsmonitoring beauftragt. Mit Unterstützung durch die Wildtierbeauftragten der Landkreise werden von ihnen Beobachtungen aus der Bevölkerung gesammelt und überprüft. Nachdem aufmerksame Mitarbeiter der Straßenbauverwaltung bei Lahr Ende Juni ein überfahrenes wolfsähnliches Tier gemeldet hatten, wurde dieses von den Expertinnen und Experten der FVA untersucht und als Wolf angesprochen. Um einen Wolf-Hund-Mischling auszuschließen und die Herkunft anhand von Referenzproben aus benachbarten Wolfspopulationen zu klären, wurden genetische Proben des Tieres an verschiedene Laboratorien in Deutschland und der Schweiz geschickt.

Die Ergebnisse der Senckenberger Gesellschaft für Naturforschung aus Gelnhausen bestätigten, dass es sich um reinrassigen Wolf der „Alpinen Wolfspopulation" handelt. Mit einer weitergehenden Analyse wurde das Laboratorium für Naturschutzbiologie der Universität Lausanne beauftragt. Dort konnte anhand von vorliegenden Referenzproben die Herkunft des Tieres exakt bestimmt werden. Demnach handelt es sich bei dem überfahrenen Wolf um das im Frühjahr 2014 geborene Tier M53 aus dem schweizerischen Wolfsrudel im Calandagebiet bei Chur. Die direkte Entfernung zwischen Geburtsort und Unfallort beträgt etwas über 200 Kilometer, die tatsächlich zurückgelegte Wegstrecke ist vermutlich wesentlich größer.

Neben den genetischen Untersuchungen wurde der Kadaver am Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung in Berlin auf Krankheiten und die körperliche Verfassung untersucht. Bei dem knapp 30 Kilogramm schweren Rüden konnten keine Krankheiten nachgewiesen werden. Die Verletzungen der Rippen und der inneren Organe bestätigten den Tod durch ein Trauma in Folge des Zusammenstoßes mit einem Kraftfahrzeug.

Ein Wolfsrudel besteht immer aus einem Elternpaar und den von ihnen gezeugten Jungtieren. Sie besetzen gemeinsam ein Territorium von 250 bis 300km². Haben die Jungtiere ein Alter von 1,5-2 Jahren erreicht, verlassen sie ihr Elternrudel und begeben sich auf die Suche nach einem geeigneten Territorium, um ein eigenes Rudel zu gründen. Hierbei legen vor allem die männlichen Wölfe häufig Distanzen von mehreren hundert Kilometern zurück.

Wolfsrudel

In Mitteleuropa gibt es zwei Wolfspopulationen, aus denen Wölfe nach Baden-Württemberg zuwandern können. Im Nord-Osten Deutschlands und in Westpolen breitet sich die Mitteleuropäische Flachlandpopulation aus. Alle bisher festgestellten Wolfsrudel in Deutschland (aktueller Stand: über 30 Rudel) sind nachweislich dieser Population zuzuordnen. Gleichzeitig breiten sich Tiere aus der sogenannten Alpenpopulation in nördliche Richtung aus.

Diese Population umfasst alle Wolfsvorkommen in den italienischen und französischen Seealpen und der Schweiz sowie das durch Zuwanderung entstandene Wolfsrudel in den Vogesen, welches im Jahr 2013 erstmals Nachwuchs hatte. In Bayern werden seit 2006 immer wieder einzelne Tiere aus der Alpenpopulation nachwiesen. Im Jahr 2011 wurde ein Wolf aus dieser Population in Hessen nachgewiesen und wurde ein Jahr später in Rheinland-Pfalz von einem Jäger erschossen, der ihn für einen wildernden Hund hielt.

Im Calandagebiet wurden Wölfe erstmals im Jahr 2010 nachgewiesen. Zwei Tiere, die einzeln aus dem Schweizerischen Oberwallis zugewandert waren, bringen seit dem Jahr 2012 jährlich Jungtiere zur Welt. Aus diesem Rudel abwandernde Jungtiere werden regelmäßig im Rahmen des Schweizerischen Monitoring nachgewiesen. Dabei überwiegen die Abwanderbewegungen im Alpenraum, immer wieder kommt es aber auch zu Nachweisen nördlich der Alpen. So wurde im Juni 2014 ein junger Wolfsrüde aus diesem Rudel in Schlieren bei Zürich vom Zug überfahren.

Wölfe und Menschen:

Grundsätzlich stellen Wölfe keine Gefahr für den Menschen dar. Wölfe kommen nur in sehr geringen Dichten vor und vermeiden als vorsichtige Tiere gewöhnlich eine direkte Begegnung mit Menschen. Da sie Menschen bereits über große Distanzen wahrnehmen, ist eine Begegnung zwischen Mensch und Wolf daher auch in Wolfsgebieten eine Seltenheit. Jungwölfen sind auch dem Menschen gegenüber teilweise neugierig und weniger vorsichtig. Zum normalen Verhalten von Wölfen gehört, dass sie sich ebenso wie Füchse, Dachse, Wildschweine und andere Wildtiere auch gelegentlich Siedlungen nähern. Auch das Queren einer Siedlung v.a. in den Nachtstunden ist nicht ungewöhnlich, stellt aber keine Gefahr für den Menschen dar.

WERBUNG:
Donnerstag, 12. März 2020
06:50 Wolfs-Fährte entdeckt?
Eine ganz besondere Tierfährte wurde im Raum Villingen-Schwenningen entdeckt: Fachleute der Forstlichen Forschungs- und Versuchsanstalt halten es für möglich, dass Fährte und Losung von einem Wolf stammen. Wie jetzt vorgegangen wird, lesen Sie hier: [Weiterlesen]
Wolf
Sonntag, 01. März 2020
12:26 Wolf gesichtet
Erstmals sei in Bad Niedernau bei Rottenburg und damit in dieser Region ein Wolf gesichtet worden. Dies bestätigte das baden-württembergische Umweltministerium. [Weiterlesen]
Sonntag, 30. Juni 2019
09:56 Bessere Datengrundlage für das Wolfsmanagement
Die Anzahl und Verbreitungsgebiete von Wölfen in Deutschland müssten öfter und gründlicher erhoben werden, dass forderte der baden-württembergische Umweltminister Franz Untersteller vergangene Woche in Stuttgart. [Weiterlesen]
Wolf
Sonntag, 12. Mai 2019
15:19 Hund als Angreifer nachgewiesen
Die am 24. April in Mössingen gerissenen 22 Schafe sind von einem Hund und nicht von einem Wolf gerissen worden. [Weiterlesen]
Donnerstag, 25. April 2019
16:55 22 Schafe gerissen
Der Wolf ist bereits seit geraumer Zeit zurück in Baden-Württemberg. In Mössingen-Talheim sind am Mittwoch nun 22 Schafe gerissen worden. Ob ein Wolf die Tiere getötet hat, steht allerdings noch nicht fest. [Weiterlesen]
Schaf
Freitag, 07. September 2018
11:26 Reh von Hund gerissen
In Burladingen, nahe des Verbindungswegs zwischen Hermannsdorf und dem Hofgut Küche, hat ein Jäger am Sonntagabend ein schwer verletztes Reh mit seinem Kitz gefunden. Offenbar war das Tier von einem Hund angefallen und gerissen worden. [Weiterlesen]
Freitag, 06. Juli 2018
14:34 Keine Angst vorm Wolf - Landratsamt informiert über Fördermöglichkeiten
Nach der Nacht in Bad Wildbad im Kreis Calw, in der ein einzelner Wolf 44 Schafe riss, sind viele Schaf- und Ziegenhalter verunsichert. Sie stehen der Rückkehr des Wolfes besorgt gegenüber und haben Angst um ihre Nutztiere und Existenz. Um die Nutztierhalter über Schutz- und Fördermöglichkeiten zu informieren, lud die Abteilung für Landwirtschaft und Naturschutz diese Woche zu einem Informationsabend nach Tübingen ein. [Weiterlesen]
Wolf
Freitag, 22. Juni 2018
07:01 Schon mehr als 1000 Wölfe laut Jagdverband in Deutschland
Der Wolf breitet sich in Deutschland offenbar schneller aus als erwartet. "Nach unseren Schätzungen hat der Wolfsbestand in diesem Jahr die Zahl 1000 überschritten", sagte der Sprecher des Deutschen Jagdverbandes (DJV), Torsten Reinwald. Auch durch Baden-Württemberg wandern seit einigen Jahren zunehmend Jungwölfe auf Reviersuche - Sogar vor den Toren Stuttgarts wurde ein Wolf gesichtet. [Weiterlesen]
Wolf
Sonntag, 13. Mai 2018
13:27 Der #Wolf ist zurück - #Biotope gefährdet: #Mahnfeuer soll zu besserem Schutz der #Weidetiere aufrufen
Die Wölfe sind nach mehr als 150 Jahren wieder nach Baden-Württemberg zurückgekehrt. Das ist ein Erfolg für den Artenschutz, birgt aber auch Gefahren für die Nutztiere, die ins Beuteschema der Wölfe passen. Ein Rückgang der Beweidung würde, so die Schafzüchter, zudem wertvolle Biotope verschwinden lassen. [Weiterlesen]
Mahnfeuer Wolf
Samstag, 10. März 2018
17:44 Da kommt der Wolf...
Lange Zeit kam er in Deutschland nur noch in Schauermärchen vor. Doch seit einigen Jahren ist er auch in freier Natur zu uns zurückgekehrt: der Wolf. Diese Rückkehr jedoch stellt die Politik vor neue Herausforderungen. Wie soll mit dem neuen alten Mitbewohner umgegangen werden? In einer länderübergreifenden Initiative haben Baden-Württemberg, Hessen, Rheinland-Pfalz und das Saarland jetzt ein Konzept für den Umgang mit dem Wolf erarbeitet. Es soll dem Sicherheitsbedürfnis der Menschen gerecht werden. Und genau dazu will auch der BUND beitragen - nämlich indem er über den Wolf aufklärt. [Weiterlesen]
Wolf
Montag, 30. Oktober 2017
17:20 Uneinigkeit über den Wolf - Agraminister Hauk und NABU-Landeschef Ennsle im Clinch
Die Diskussion um die richtige Vorgehensweise mit dem Wolf, der im Kreis Heilbronn Schafe gerissen hat, geht weiter. Während sich Baden-Württembergs Agrarminister Peter Hauk (CDU) für den Abschuss des Tieres einsetzt, sehen das Vertreter des Naturschutzes anders. [Weiterlesen]
Montag, 23. Oktober 2017
11:39 Wolf riss drei Schafe
Ein Wolf ist derzeit in der Region Heilbronn unterwegs und hat am 7. Oktober bei der Stadt Widdern drei Schafe gerissen. Das hat die genetische Untersuchung des Senckenberg-Instituts für Wildtiergenetik zweifelsfrei ergeben. [Weiterlesen]
Dienstag, 08. August 2017
17:18 NABU & BUND verurteilen illegalen Abschuss des Schlusee-Wolfs - Artenschutz: Schon 24 Wölfe erschossen!
Naturschützer bei NABU und BUND reagieren mit Entsetzen auf die Nachricht vom illegalen Abschuss des Schluchsee-Wolfs. Das hatte eine Untersuchung des Leibniz-Instituts für Zoo- und Wildtierforschung (Berlin) ergeben. Bei der illegalen Tötung des Wolfs handele es sich um eine Straftat, so Baden-Württembergers Umweltminister Untersteller. [Weiterlesen]
Wolf

15:36 Toter Wolf wurde erschossen
Der tote Wolf, der am 8. Juli aus dem Schluchsee geborgen wurde, wurde erschossen. Das teilt das baden-württembergische Umweltministerium mit. Das Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung in Berlin hatte vom Ministerium den Auftrag, das Tier zu untersuchen. [Weiterlesen]
Dienstag, 11. Juli 2017
07:56 Toter Wolf aus Schluchsee geborgen - Verletzungen festgestellt
Aus dem Schluchsee ist ein toter Wolf geborgen worden. Die Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt (FVA) in Freiburg hat das Tier untersucht und bestätigt, dass es sich bei dem am Samstag gefundenen toten Tier tatsächlich um einen seltenen Wolf handelt. [Weiterlesen]
Samstag, 03. Dezember 2016
18:14 Klares Bekenntnis zum Schutz des Wolfes - Miller (NABU): Debatten über Aufweichung des Schutzstatus unnötig
Der NABU hält die in den vergangenen Wochen geführte öffentliche Debatte zur Aufweichung des Schutzstatus von Wölfen für unnötig. Die Debatte sei von Politikern der CDU/CSU und verschiedenen Interessenverbänden der Nutztierhalter und Jäger angestoßen worden. Von der Politik fordert der NABU ein klares Bekenntnis zum Schutz des Wolfes. Wölfe sind bislang durch nationale und internationale Gesetze streng geschützt. [Weiterlesen]
Wolf
Dienstag, 17. Mai 2016
15:25 NABU erfreut über ersten Nachweis eines lebenden Wolfes in Baden-Württemberg
17.05.2016. Aus Sicht des NABU Baden-Württemberg ist der aktuelle Nachweis des ersten lebendigen Wolfes im Südwesten seit 150 Jahren sowohl ein Grund zur Freude als auch eine Mahnung. "Natürlich freuen wir uns über diese Entdeckung. Einmal mehr zeigt sich, dass die Wölfe nach und nach in ihre alte Heimat im Südwesten zurückkehren. Jetzt gilt es, diesen faszinierenden Tieren das Überleben zwischen Bodensee und Odenwald zu ermöglichen - und gleichzeitig die Interessen der Tierhalterinnen und Tierhalter zu wahren. In Baden-Württemberg muss Platz sein für beides: für Weidetiere und für Wölfe", sagt NABU-Waldreferent Johannes Enssle. [Weiterlesen]

15:24 Erster lebender wilder Wolf im Ländle - Minister Hauk: Sichtung im Bereich der Baar bestätigt
17.05.2016. Der Wolf ist zurück in Baden-Württemberg. Das teilte Landwirtschaftsminister Peter Hauk heute in Stuttgart mit: ""Ich freue mich darüber, dass der Wolf bei uns wieder heimisch wird." Die Verbände der Nutztierhalter seien durch das Ministerium informiert worden. In den vergangenen Tagen waren im Bereich der Baar Sichtungen eines "wolfsähnlichen Tieres" gemeldet worden. Nach der Auswertung des vorhandenen Bildmaterials konnten die Experten heute sicher bestätigen, dass es sich dabei um einen Wolf handelt. [Weiterlesen]
Wolf
Dienstag, 08. September 2015
22:47 Mammutjäger-Hundewelpen gefunden? - Im Eis konserviert: Wissenschaftler graben zwei 12.400 Jahre alte Hundewelpen aus
08.09.2015. Sibirische Wissenschaftler haben zwei über 12.000 Jahre alte Hundewelpen ausgegraben, die wohl durch einen Erdrutsch verschüttet und durch den sibirischen Permafrostboden konserviert wurden. Nach Ansicht der Wissenschaftler, die auf der Suche nach Mammut-Hinterlassenschaften waren, könnte es sich um Hunde der damaligen sibirischen Mammut-Jäger handeln. [Weiterlesen]

Nächste 20 Einträge anzeigen >>



Seitenanzeige: