Wohncontainer für Flüchtlinge | Bildquelle: RTF.1

Tübingen:

Landkreis gehen die Flüchtlings-Unterkünfte aus

Stand: 07.08.15 16:17 Uhr

Der Zustrom von Flüchtlingen steigt unaufhaltsam an. Die Landkreise und Kommunen stellt das vor große Herausforderungen. Der Landkreis Tübingen muss allein im August dieses Jahres mehr als zweihundert Flüchtlinge aufnehmen - dreimal so viele Menschen wie noch im April. Das heißt, der Landkreis muss kurzfristig Hunderte zusätzliche Unterkunftsplätze schaffen, denn die derzeitigen Unterbringungsmöglichkeiten werden voraussichtlich nach Ende der Sommerferien erschöpft sein.


Direkt vor dem Landratsamt in Tübingen steht das Containerdorf für die Flüchtlinge. Etwa hundert Menschen kommen hier unter. Zwar könnte der Landkreis die Siedlung erweitern und neue Container bestellen, doch die Lieferzeit dauert sechs bis sieben Monate. Schnellere Lösungen müssen her.  "Das Land hat keine ausreichenden Erstaufnahmekapazitäten, ich sage jetzt mal auch nicht geschaffen entgegen unseren Mahnungen", sagte Landrat Joachim Walter. "Die Menschen werden direkt auf die Landkreise verteilt, Sie sehen momentan Unterbringung in Zelten in Autobahnmeistereien. Der Herbst wird kommen, der Winter wird kommen, und die Menschen werden dann auch zu uns gebracht werden, und wir müssen sie unterbringen, und deshalb versuchen wir möglichst frühzeitig Vorsorge zu treffen."
 
Jetzt gilt es, auf die Turnhallen auszuweichen. Im Fokus steht vor allem die Kreissporthalle in Derendingen, aber auch eine Turnhalle in Ofterdingen – vorausgesetzt, der Gemeinderat stimmt in seiner Sitzung kommende Woche zu. Wichtig sei hier, so Walter, dass der Sportunterricht nicht ausfalle. Die Schulen und Vereine seien informiert, die Rückmeldungen bislang positiv.  "Unser Ziel war es nie, Turnhallen in Anspruch zu nehmen", sagte Walter, "Ich glaube, es ist in der Akzeptanz der Bevölkerung nicht das beste Mittel, aber Sie sehen, wir haben jetzt in der Tat keine andere Möglichkeit mehr, und deshalb brauchen wir ab Herbst die Kreissporthalle als Auffangzentrum. "
 
Daneben appellierte Landrat Walter aber auch an Vermieter und Gewerbetreibende im Landkreis Tübingen. Leer stehende Häuser, Wohnungen und auch Industriehallen würden für die Unterbringung der Asylbewerber gebraucht.  "Bitte keine Sorge", sagte Walter. "Der Kreis, der dann der Mieter ist für die vorläufige Unterbringung, ist kein schlechter Mieter. Er zahlt regelmäßig." Auch würde der Landkreis zum Ende des Mietverhältnisses die Wohnung wieder so herstellen, wie sie vorher gewesen sei.
 
Die Stimmung im Landkreis sei insgesamt noch positiv, und es gäbe viele ehrenamtliche Helfer, so Landrat Walter. Aber da die Erstaufnahmestellen überquellen würden und es dort auch an Betreuung fehlte, würde da durchaus manche Skepsis entstehen.  "Ich denke, dass es wichtig ist, dass die zwischen Bund und Ländern vereinbarten Maßnahmen greifen und wir im Januar tatsächlich in der Situation sind, dass Asylverfahren zügig durchgeführt werden und sozusagen die Menschen nicht einfach ungebremst in die Kommunen kommen und dort untergebracht werden sondern die Verfahren bereits in der Erstaufnahme abgewickelt werden", so Walter.
 
Inzwischen prüft der Landkreis auch, in welchen bestehenden Flüchtlingsunterkünften eine Nachbelegung möglich sei. Dann könnte auch die Vorgabe, eine Wohnfläche von sieben Quadratmetern pro Person zur Verfügung zu stellen, nicht mehr eingehalten werden.
WERBUNG:



Seitenanzeige: