Bauarbeiten am ehemaligen Güterbahnhof Tübingen | Bildquelle: RTF.1

Tübingen/Stuttgart:

Innerstädtische Verdichtung Tübingens als Vorbild: In Baden-Württemberg sinkt der Verbrauch neuer Flächen

Stand: 06.08.15 17:36 Uhr

Beim Thema Flächenverbrauch sei das Land auf einem guten Weg. Das hat heute die grüne Staatssekretärin Gisela Splett in Stuttgart erklärt. Laut der aktuellen Zahlen des Statistischen Landesamtes haben die Siedlungs- und Verkehrsflächen in den Jahren 2013 und 2014 weniger stark zugenommen als früher. Am Ziel sei man aber noch lange nicht.


Aus Alt mach Neu – Tübingen will das Areal rund um den Tübinger Güterbahnhof von einer Brache in ein blühendes Stadtquartier verwandeln. Durch die Umnutzung wird beim Flächenverbrauch gespart und damit liegt die Universitätsstadt genau im Trend.

Laut der grünen Staatssekretärin Gisela Splett bleibe die Reduzierung des Flächenverbrauchs ein wichtiges Ziel der Landesregierung. Schließlich bildeten Flächen mit natürlichen Böden die Ernährungsgrundlage einer wachsenden Weltbevölkerung. Schon im Jahr 2006 sei vom damaligen CDU-Ministerpräsidenten Oettinger das Ziel der langfristigen Netto-Null formuliert worden. Und die grün-rote Landesregierung habe sich "vorgenommen, für diese Legislaturperiode bis 2016 deutliche Erfolge auf dem Weg dahin zu erzielen".
Die aktuellen Zahlen des Statistischen Landesamts belegten hier bereits erste Erfolge. Die ergeben
rein rechnersich, dass nach den Daten des Liegenschaftskataster für den Zeitraum 2013/2014 eine tatsächliche Flächeninanspruchnahme für Baumaßnahmen im Bereichen Wohnen, Gewerbe und Industrie und Straßen eine Größe von 5,3 Hektar ausgewiesen werden. Die Präsidentin des statistischen Landesamts, Brenner, wertet dies so, dass "der tägliche Flächenverbrauch entsprechend dem langfristigen Trend wieder zurück gegangen" ist.

Eine Zunahme von insgesamt mehr als 3800 Hektar zeige sichi n den Jahren 2013/2014 allerdings hingegen beim Anteil der Siedlungs- und Verkehrsfläche, so Brenner. Das entspricht einem Zuwachs von 0,8 Prozent - eineGrößenordnung von etwa 2.700 Fußballplätzen.

Ballungsräume hätten erwartungsgemäß einen höheren Anteil an Siedlungs- und Verkehrsfläche als die Randzonen oder eher ländlich geprägteren Gebiete. Besonders spannend ist die Entwicklung in diesem zusammenhang im Landkreis Tübingen und in der dortigen Stadt. Denn dort habe man einen starken Zuzug. Trotzdem sei Tübingen unter dem dortigen OB Boris Palmer praktisch ohne neue Flächen ausgekommen, weil es die Innenstadt verdichtet und freie sowie wieder zur Verfügung stehende Flächen genutzt habe, um Wohnraum zu bauen. Im Landkreis Tübingen finde hingegen die umgekehrtte Entwicklung statt. Insofern habe der dortige Landrat Joachim Walter "ein ganz anderes Problem als der Herr Oberbürgermeister".

Indessen verfolgt der Bund ein noch viel ehrgeizigeres Ziel als das Land: Bis 2020 soll der Flächenverbrauch auf bundesweit nur noch dreißig Hektar schrumpfen. Umgelegt auf das Land würde das einen Zielwert von etwa drei Hektar pro Tag bedeuten. Dazu komm, dass Baden-Württemberg entgegen früherer Prognosen an Bevölkerung zulege. so seien seit 2010 bis zum Herbst letzten Jahres 270 000 Personen hinzugekommen.

Um dennoch den Flächenverbrauch weiter zu senken, setzt Grün-Rot jetzt beispielsweise auf Förderprogramme zur finanziellen Unterstützung kommunaler Innenentwicklungsvorhaben. Wenn Wohnungsbau in den Kommunen finanziell deutlich mehr gefördert würde, so der Gedanke, dann stände am Ende - wie in Tübingen - mehr platzsparende innerstädtische Verdichtung und weniger neues Bauen auf der grünen Fläche.

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