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Älteste protestantische Kirche in Amerika ausgegraben - Pocahontas-Kirche: War hochstehende Führungspersönlichkeit heimlich Katholik?

Stand: 17.07.17 18:44 Uhr

Archäologen haben bei Jamestown (USA) die Relikte der wahrscheinlich ältesten protestantischen Kirche Amerikas und der Neuen Welt ausgegraben. In der Kirche hatte im Jahr 1604 die Indianerin Pocachontas geheiratet. Jetzt legten die Wissenschaftler die Überreste von vier hochstehenden Persönlichkeiten der Kirchengemeinde frei, die zwischen 1608 und 1610 gestorben waren. Darunter auch die Überreste von Pfarrer Robert Hunt, der wohl der erste anglikanische Pfarrer auf dem amerikanischen Kontinent war. In einem der Gräber fanden die Archäologen zudem einen katholischen Reliquienbehälter.

"Das ist der Beginn der Amerikanischen Gesellschaft, und die Religion ist ein sehr großer Teil davon." zitiert die New York Times  James Horn, den Präsidenten der Organisation"Jamestown Rediscovery", welche die Ausgrabungen leitet. 

Außer dem ersten anglikanischen Pfarrer, seien auch der erste Gouverneur von Virginia, Sir Thomas West, Capitän Gabriel Archer, ein früher Expeditionsleiter und der Onkel des Gouverneurs, Capt. William West identifiziert worden. 

Jamestown, das 1607 auf einer Insel im James River gegründet wurde, liegt an der Mündung der Chesapeake Bay an der Ostküste der USA und war die erste dauerhafte englische Siedlung in der neuen Welt. Die Siedlung wurde nach König James I. von England benannt. Die Siedlung war nicht nur die Keimzelle der Kolonisierung des Amerikanischen Kontinents, sondern gleichzeitig die erste Kolonie des Britischen Weltreiches.

1893 hatte die damalige APVA (Association for the Preservation of Virginia Antiquities 22.5 acres Land auf der Jamestown-Insel erworben, um die Erinnerung "an den Platz, an dem Amerika geboren wurde", zu bewahren. Im Jahr 1994 startete die APVA, die heute "Preservation Virginia" heißt, das Ärchäologie-Projekt "Jamestown Rediscovery" . Ziel der Projektes war das Auffinden des originalen James Forts, das etwa von 1607–1624.´bestand. Nach Angaben von APVA wurden in 20 Jahren Grabungsarbeit 1,5 Millionen Artefakte entdeckt und das Fort mit seinen Hauptgebäuden wurde lokalisiert.

"Das Projekt hat unser Verständnis des Alltagslebens und der Ziele der frühen Siedler und deren Verhältnis zu den Indianern neu geschrieben." schreibt die Organisation auf ihrer Homepage: Das Forschungsprojekt erwecke auch weiterhin eine Geschichte menschlichen Bestrebens und Beharrlichkeit  zum Leben, das die Fundamente von Britisch Amerika und letztlich der Vereinigten Staaten gelegt habe.

Die Grabungen unter der Leitung von William M. Kelso begannen 1994. Zuvor war man ein Jahrhundert lang davon ausgegangen, dass die Überreste des Forts schon längst erodiert und in den James-Fluss gespült worden waren. Die Kirche wurde im Jahr 2010 entdeckt; die Ausgrabungen begann drei Jahre später, im November 2013.

Im Grab von Capitän Archer fanden die Forscher ein kleines silbernes Kästchen, das von Wissenschaftlern als katholisches Reliquiar identifiziert wurde. Der Behälter enthält sieben Knochenfragmente und zwei Bruchstücke eines Fläschchen, das zur Aufbewahrung von Weihwasser benutzt wurde.  

"Wenn das korrekt identifiziert wurde, könnte der Fund heißen, dass Capitän Archer oder seine Bestatter insgeheim dem katholischen Glauben anhingen", schreibt die Organisation auf ihrer Homepage. Man habe von dem kleinen Artifakt mit einem 3D-Printer ein Duplikat anfertigen können, so der Wissenschaftler Dr. Horn. Das Artifakt sei die wahrscheinlich aufregendste Entdeckung von allen. Sie habe das Potential, das Verständnis der Historiker der frühen Religionsgeschichte in den Amerikanischen Kolonien zu verändern.

Den Archäologen zufolge sind die vier Männer in einer Zeit gestorben, als das Überleben der Kolonie auf der Kippe stand: Nach der Gründung gab es mehrere Jahre lang erhebliche Probleme, die Kolonie überhaupt am Leben zu erhalten: Demotivierte, frustrierte und enttäuschte Siedler, Verletzungen, Krankheiten, knappe Nahrungsmittel und Auseinandersetzungen mit den Indianern machten der Kolonie erheblich zu schaffen. Über Jahre brachte die Kolonie keinen wirtschaftlichen Nutzen für das Mutterland. Schließlich begann in den Jahren ab 1612 der wirtschaftliche Aufschwung mit dem Anbau und dem Export von Tabak.

Jamestown war am 30. Juli 1619 Schauplatz der ersten Generalversammlung von Virginia. Die Generalversammlung war zugleich die erste gesetzgebende Versammlung, die von Bürgern in den Vereinigten Staaten abgehalten worden ist.  Zunächst wurde die Kolonie von der Virginia Company verwaltet; später wurde Jamestown zur Kronkolonie. Bis 1699 war Jamestown zudem Regierungssitz.

Die 1608 erbaute und jetzt wieder entdeckte Kirche dürfte vielen unter einem ganz anderen Aspekt aus Büchern und Filmen bekannt sein: In ihr heiratete im Jahr 1604 der Kolonist John Rolfe die Powhatan-Indianerin Pocahontas

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