Ausstellung "Bunte Götter" | Bildquelle: RTF.1

Tübingen:

"Bunte Götter" im Museum im Schloss

Stand: 13.04.14 13:15 Uhr

Früher waren Fotos schwarz-weiß und auch im Kino oder im Fernsehen flimmerten nur Filme in schwarz-weiß über Leinwand und Mattscheibe. Beinahe könnte der Eindruck entstehen: die Vergangenheit WAR nur schwarz-weiß. Aber weit gefehlt! Sogar die Antike war viel farbiger, als man lange Zeit dachte. Denn vieles von dem, was wir aus dieser Zeit kennen – die elegant marmorweiß schimmernden Figuren – waren ursprünglich bunt. Wie bunt, das zeigt jetzt eine neue Ausstellung im Museum Alte Kulturen, im Schloss Hohentübingen.

Wir stellen uns die Antike oftmals so vor: elegant und weiß, fast ein wenig freudlos. Doch tatsächlich war sie leuchtend bunt und in kräftige Farben getaucht. Eben "Bunte Götter"! Dabei täuscht der Titel der Ausstellung eigentlich, denn es waren nicht nur die Abbilder von Göttern, die bemalt waren. Die Antike Skulptur an sich war farbig.\r\nMan könne schon in den antiken Schriftquellen lesen, dass eigentlich erst eine farbig gefasste Skulptur, eine fertige gewesen sei, erklärt Kathrin Barbara Zimmer, die Kustodin für Klassische Archäologie am Museum. Eine reine Marmorstatue sei immer etwas unfertiges gewesen.

Das gilt für freistehende Statuen, ob sie nun Götter, mythische Figuren oder Sterbliche abbilden gleichermaßen wie für solche der Bauplastik. Oft ist es sogar so, dass Form und Farbe zusammenspielen, eine Einheit bilden. Ohne das Zusammenspiel wird der Betrachter mitunter getäuscht.

Man habe Reliefs an denen man sehen können, ein Teil ist wirklich plastisch ausgearbeitet und manche Teile sind nur gemalt. Auf einem dieser Reliefs zum Beispiel liege ein Verletzter unter einem Pferd, beschreibt Zimmer. Jetzt könne man denken, wenn man es in weiß sieht, der Reiter habe den anderen über den Haufen geritten. Wenn man die Malerei dazu nehme, dann sehe man aber, dass der andere einen Speer im Oberschenkel stecken habe und offensichtlich wegen dieser Verletzung am Boden liege.

Trotz dieser neuen Einblicke ist es auch heute noch für viele – ob Fachmann oder Laie – schwierig, sich an die strahlende Farbigkeit zu gewöhnen. Dabei ist sie eigentlich nichts neues.

Im 19. Jahrhundert sei die Farbigkeit antiker Skulpturen bereits ein Thema von breitem gesellschaftlichem Interesse gewesen, weiß Zimmer. Die Skulpturen die Ende des 19. Jahrhunderts gefunden wurden, hätten zahlreiche Farbspuren gezeigt, die auch in Aquarellen, in Zeichnungen, in Skizzen festgehalten worden wären. Da habe der Exkurs bereits angefangen dass Antike farbig gewesen sei. Die Frage im 19., frühen 20. Jahrhunder sei viel eher gewesen: vollständig farbig oder partiell farbig, gab es doch noch Marmorpartien oder war alles farbig gefasst, so Zimmer.

Das Interesse an der antiken Buntheit ging über die Weltkriege allerdings verloren, so dass sich das Auge heute offensichtlich erst wieder daran gewöhnen muss. Und dabei will die Ausstellung "Bunte Götter" mit ihren Rekunstruktionen helfen. Das die auch – je nach Expertenmeinung – unterschiedlich ausfallen können, daraus wird hier kein Hehl gemacht. Um von den Farben her aber ein möglichst genaues Bild liefern zu können, werden original antike Farben zur Bemalung genutzt. Sie rücken die Tübinger Abgusssammlung noch bis zum 10. August ins richtige, bunte Licht – zu den normalen Öffnungszeiten des Museums.

Mehr unter: www.unimuseum.uni-tuebingen.de

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