Nach muslimischer Überlieferung soll der Prophet Mohammed die Botschaften, aus denen der Koran geformt wurde, zwischen 610 und 632, seinem Todesjahr, von Gott empfangen haben. Die BBC zitiert in ihrem Bericht den Professor für Christentum und Islam von der Universität Birmingham, David Thomas, mit den Worten: "Die Person, die das schrieb, könnte den Propheten Mohammed gekannt haben .. Es könnte sein, dass er ihn predigen gehört hat."
Das Koran-Manuskript besteht aus zwei Pergament-Blättern und enthält Teile der Suren (Kapitel) 18 bis 20, mit Tinte in Hijazi geschrieben, einer frühen Schriftform des Arabischen. Viele Jahre lang war das Manuskript fälschlicherweise mit einem ähnlichen Koran-Manuskript aus dem späten siebten Jahrhundert zusammengebunden.
Die Pergamentblätter waren von Dr Alba Fedeli im Rahmen ihrer PhD-Forschung untersucht worden. Fedeli sagte: "Die zwei Blätter, die mit der Radiocarbon-Methode auf Anfang des 7. Jahrhunderts datiert wurden, kommen aus dem gleichen Kodex, wie ein Manuskript, das in der Frazösischen Nationalbibliothek in Paris aufbewahrt wird."
Wie der Koran entstanden ist
Die jetzt entdeckten Fragmente nehmen eine wichtige Rolle in der Entstehungsgeschichte des Koran ein: 'Entsprechend der muslimischen Tradition hat Prophet Mohammed die Botschaften, die den Koran geformt haben, zwischen den Jahren 610 und 632 - seinem Todesjahr - empfangen. Zu dieser Zeit war die divine message noch nicht in der Buchform zusammengestellt, wie wir sie heute kennen. Stattdessen waren die Botschaften (revelations) "im Gedächtnis der Menschen" aufbewahrt", so der Professor.
Teile der Koran-Passagen wurden Prof. Thomas zufolge zunächst auf Stein, Pergament, Palmblättern oder den Schulterblatt-Knochen von Kamelen niedergeschrieben, bevor schließlich - um das Jahr 650 - eine endgültige Version des Koran in Buchform gesammelt und vervollständigt wurde. Kalif Abu Bakr, der erste Führer der mulinischen Gemeinschaft nach Mohammed, hatte schließlich angeordnet, sämtliches Koran-Material in Form eines Buches zusammen zu gestellen. Die endgültige, autorisierte (authoritative) schriftliche Form wurde unter der Herrschaft des dritten Führers, Kalif Uthman, gegen 650 n.Chr. zusammengestellt und fixiert.
Auch Dr. Waley, Kurator an der British Library, datierte die Fragemente gegenüber BBC in die Zeit der ersten drei Kalifen. Diese hatten die muslimische Gemeinschaft zwischen 632 und 656 geleitet. Unter dem dritten Kalifen, Uthman ibn Affan, seien Kopien der "endgültigen edition" in Umlauf gebracht worden. Die jetzt entdeckten Fragmente würden wahrscheinlich aus dieser Edition stammen, oder könnten auch noch älter sein.
Forscher sind begeistert
Susan Worrall, Direktorin der Abteilung Spezial Sammlungen an der Cadbury Research Library, University of Birmingham, sagte: 'Die Radiokarbon-Datierung hat zu einem aufregenden Ergebnis geführt, das entscheidend dazu beiträgt, die frühesten schriftlichen Kopien des Koran zu verstehen. Wir sind begeistert, dass sich ein solch wichtiges, historisches Dokument hier in Birmingham befindet - der Stadt mit der größten kulturellen Bandbreite im Vereinigten Königreich."
Explaining the context and significance of the discovery, Professor David Thomas, Professor of Christianity and Islam and Nadir Dinshaw Professor of Interreligious Relations at the University of Birmingham, said: 'The radiocarbon dating of the Birmingham Qur'an folios has yielded a startling result and reveals one of the most surprising secrets of the University's collections. They could well take us back to within a few years of the actual founding of Islam.
Chaldäischer Priester sammelte über 600 Schriftstücke
Das Manuskript stammt aus der Mingana Kollektion, die über 3.000 Schriftstücke aus dem Mittleren Osten umfasst. Die Kollektion wurde in den Jahren ab 1920 von dem nahe Mossul im heutigen Irak geborenen chaldäischen Priester Alphonse Mingana zusammengetragen.
Die Reisen Minganas in den Mittleren Osten wurden von Edward Cadburg, der einer Schokoladenfabrikanten-Dynastie entstammt, gesponsort. Die Kollektion war zusammengtragen worden, um den Status von Birmingham als intellektuelles Zentrum für religiöse Studien auszubauen und für promimente theologische Lehrer attraktiv zu machen. Der Quaker und Philanthropist Edward Cadbury hatte auch die Bibliothek in Birmingham gegründet.
Mingana war zunächst Professor für Syrisch und Arabisch am chaldäischen Priesterseminar in Mossul, und später Handschriftenkurator in Manchester und Birmingham. Auf drei Orientreisen in den Jahren 1924, 1925 und 1929 trug Mingana über 600 Schriftstücke zusammen, die den Grundstock für die Mingana-Kollektion bildeten. Darunter auch das jetzt untersuchte und datierte Koran-Fragment.
Hundert Jahre lang falsch abgeheftet
Das Fragment war über ein Jahrhundert lang in den Archiven der Bibliothek aufbewahrt worden, ohne dass sein hohes Alter entdeckt worden war. Der Text ist in "Hijazi", einer frühen Form des Arabischen, verfasst und auf Schafs- oder Ziegenhaut geschrieben. Nachdem jetzt ein Wissenschaftler das Text-Fragment näher untersucht hatte, wurde an der "Oxford University Radiocarbon Accelerator Unit" eine Radiokarbon-Datierung vorgenommen. Das Ergebnis: Die Fragemente gehören zu den ältesten, erhaltenen Texte des Koran.
Das Koran-Manuskript wird vom Freitag, 2. Oktober 2015 bis Sonntag, 25. Oktober 2015, am Barber Institute of Fine Arts, Universität of Birmingham, öffentlich ausgestellt.
Universität Tübingen entdeckt weiteres sehr altes Koranfragment
Vor einigen Monaten war bereits an der Universität Tübingen ein sehr altes Koran-Fragment identifiziert worden. Das Koranfragment aus dem Bestand der Universitätsbibliothek Tübingen war überraschend auf das 7. Jahrhundert datiert worden, die Frühzeit des Islam. Experten untersuchten drei Proben des Pergaments der Handschrift mit naturwissenschaftlichen Methoden und kamen zu dem Schluss, dass dieses mit einer statistischen Wahrscheinlichkeit von 95,4 Prozent aus den Jahren 649-675 n. Chr. stammt. Es wurde somit nur etwa 20 bis 40 Jahre nach dem Tod des islamischen Propheten und Religionsstifters Mohammed hergestellt.
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