Anubis-Paviane sind unglaublich flink. Es ist nahezu unmöglich, ihnen über längere Zeit zu folgen und sie bei Entscheidungen zu beobachten. Deswegen war es Forschern bisher nicht gelungen, herauszufinden, wie die Tiere mit Interessenkonflikten umgehen und wer in den hierarchisch organisierten Gruppen die Entscheidungen trifft. „Das Faszinierende an Pavianen ist, dass sie sich zusammen fortbewegen und deshalb auf eine gemeinsame Richtung einigen müssen", erklärt Iain Couzin.
Die Forscher statteten die Tiere mit GPS-Sendern aus und dokumentierten die Bewegungen von jedem einzelnen Tier. Mithilfe einer selbstentwickelten Software berechnete sie dann aus diesen Daten, wie sich die Affen bei ihren Streifzügen durch die kenianische Savanne für eine Laufrichtung entschieden. Einige Individuen schlugen einen Weg vor, indem sie sich von der Gruppe entfernten. Je mehr dieser Initiatoren zielstrebig die gleiche Richtung wählten, umso wahrscheinlicher war es, dass die restliche Gruppe ihnen folgte. Den Pavianen war dabei egal, was das ranghöchste Tier präferierte. „Das Alpha-Tier bestimmt also nicht diktatorisch, sondern die Gruppe trifft demokratische Entscheidungen", erklärt Couzin.
Oft kam es vor, dass etwa gleich viele Tiere in unterschiedliche Richtungen wollten. Dann kam es auf den Winkel zwischen den einzelnen Untergruppen an. War der kleiner als 90 Grad, dann wählten die restlichen Affen den Mittelweg. Bei einem größeren Winkel wählten sie hingegen die der Richtung aus, die von der größeren Gruppe bevorzugt wurde.
Dieses Verhalten hatte Iain Couzin schon vor zehn Jahren theoretisch vorhergesagt. Das erstaunt ihn selbst ein wenig: „Ich bin überrascht, dass die Vorhersagen über eine extrem komplexe Gemeinschaft so akkurat sind. Aber es ist wunderbar, wie alles zusammenpasst und dass die Beobachtungen unsere theoretischen Vorhersagen bestätigt hat."
Die Auswertung der GPS-Daten war extrem kompliziert und hat mehrere Jahre gedauert. „Es war schwierig für uns zu verstehen, wann die Paviane versuchen, sich gegenseitig zu beeinflussen und wann nicht", sagt Couzin. Deswegen flogen Couzin und seine Kooperationspartner gemeinsam nach Kenia, um die Tiere in ihrer natürlichen Umgebung zu beobachten. „Ohne diese Feldstudien hätten wir niemals unseren Algorithmus entwickeln können, und ohne den Algorithmus hätten wir nie verstanden, wie Entscheidungsfindung abläuft", fasst Couzin zusammen.
Ein Puzzleteil fehlt jedoch noch: der Einfluss des Geländes. Deswegen lassen die Wissenschaftler jetzt eine Drohne fliegen, die aus der Luft eine detaillierte dreidimensionale Karte erstellt. Couzin erklärt: „Wir glauben, dass die Informationen über die Umwelt uns noch ganz andere Einblicke in das Sozialverhalten der Tiere geben können." (Max-Planck-Gesellschaft)
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