Europafahne | Bildquelle: RTF.1

Reutlingen/Tübingen:

Skepsis überwiegt - Was denken die Menschen über das geplante Hilfspaket für Griechenland?

Stand: 15.07.15 17:24 Uhr

Am Montag haben sich die 19 Euro-Staaten nach Marathonverhandlungen mit der griechischen Regierung auf ein drittes Hilfspaket geeinigt; damit wurde ein möglicher Fall Griechenlands aus dem Euro abgewendet. Die Euro-Staaten wollen Griechenland über drei Jahre mit zusätzlichen 83 Milliarden Euro unter die Arme greifen. Dafür werden harte Reformen verlangt: das griechischen Finanzwesen und das Besteuerungssystem sollen neu geordnet werden; zudem soll Griechenland öffentliches Eigentum wie Häfen privatisieren und einen Fond einrichten, der griechische Vermögenswerte - rund 50 Milliarden Euro - als Pfand beinhalten soll. Eine Streichung von Schulden soll es hingegen nicht geben. Selten herrscht unter Experten und Journalisten so viel Uneinigkeit in der Bewertung: Finale Rettung eines maroden Landes, "böser Unterwerfungsvertrag" oder Vertagung einer unlösbaren Dauerkrise. Wir wollten wissen, was die Menschen aus der Region über diese Einigung denken. Ein nicht repräsentatives Stimmungsbild.

Eine gewisse Skepsis ist den meisten der befragten Passanten in der Region deutlich anzumerken. Eine Befragte glaubt, dass das Rettungspaket zumindest eine erste Starthilfe sei um die griechische Wirtschaft wieder anzukurbeln. Eine weitere Umfrageteilnehmerin erklärte: „Wahrscheinlich ist es vernünftig und richtig". Dennoch habe sie immer wieder gedacht dass es besser wäre, wenn die Griechen aus dem Euro flögen, denn irgendwie hätten sie das verdient.

Einen Schuldenschnitt vermisst die nächste Befragte. Und ein Passant pflichtet ihr bei: „Warum nicht auch mal sagen: jetzt machen wir einen Strich. Fangen wir von vorne an. [...] Mir ist das alles zu unehrlich das Ganze".

Keine Erfolgsaussichten für das Hilfspaket sah auch der nächste Befragte: „Ich glaube wir sind in fünf Jahren wieder in der gleichen Situation. Ich glaube dass die Währungsunion so wie sie ist, nicht funktionieren kann, weil die Wirtschaften, die Kulturen zu unterschiedlich sind". Ein weiterer Umfrageteilnehmer schloss sich ihm an. Es sei besser, erklärte er, Experten nach Griechenland zu schicken die das Steuersystem aber auch das Rentensystem auf Vordermann brächten. „Das würde etwas bringen. Aber dort Geld herunter schicken, das ist hundertprozentig in acht Wochen wieder weg".

Maßgeblich für den Erfolg der Reformen sei auch, erklärte eine Befragte, dass man sich an die reichen Griechen traue. Denn bei ihnen sei noch genügend Kapital zu finden.

Am Ende, so die Meinung eines Passanten, müssten entweder die „Nordländer" oder die „Südländer" über ihren Schatten springen. Doch das werde wohl kein einfaches Unterfangen. Denn die deutschen Wähler lehnten weitere Geldpakete ohne sichtbare Veränderungen in Griechenland ab. Und das griechische Volk nehme die Nordeuropäer als „Zuchtmeister" wahr und wolle deshalb ebenfalls nicht von seiner Position abweichen.

Noch am heutigen Mittwoch Abend müssen – so verlangt es das Übereinkommen zwischen Griechenland und seinen Gläubigern – als Beweis der Verlässlichkeit erste Gesetzesvorhaben vom griechischen Parlament verabschiedet werden.

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