Tafel beim Frankonenstollen | Bildquelle: RTF.1

Reutlingen:

Tafel erinnert an Frankonenstollen

Stand: 09.04.14 12:58 Uhr

Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs sind in ganz Deutschland Bunkeranlagen entstanden. Eine davon auch in Reutlingen: der Frankonenstollen unter der Pomologie. Mittlerweile ist er verfüllt und somit nicht mehr begehbar. Eine neu angebrachte Informationstafel soll ihn dennoch "lebendig" halten.

Hier wurde Reutlinger Geschichte geschrieben. Der Frankonenstollen, ein Luftschutzbunkersystem unter der Stadt, erzählt von Zeiten voller Krieg, Angst und Menschenverachtung. Eine traurige Geschichte also.

Sie spiele vor dem Hintergrund der vielen Zwangsarbeiter die in Reutlingen eingesetzt waren, auch beim Bau des Frankonenstollens, erklärt Bürgermeister Robert Hahn. Insgesamt seien es während des 2. Weltkrieges 4000 Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter in Reutlingen gewesen, von denen 100 auch vor Ort zu Tode gekommen seien.

Vor etwas über einem Jahr schien das Kapitel dann endgültig – im wahrsten Sinne des Wortes – geschlossen zu werden. Der Stollen wurde mit Kies verfüllt. Die Maßnahme war notwendig, denn die darüberliegenden Flächen und Gebäude drohten einzustürzen. Doch die Schließung des Stollens soll eben nicht das Aus für die Erinnerung bedeuten.

Wenn man sich die Zahl von 4000 Zwangsarbeitern vor Augen halte, dann sei das ein großer Stadtteil von Reutlingen, von der Summe her, vergleicht Hahn. Alles Menschen die man von außerhalb zwangsweise in die Achalmstadt gebracht habe um Zwangsarbeit zu leisten. Das sei ein ganz schwerer Eingriff in die Menschen- und Persönlichkeitsrechte eines jeden und er glaube, so Hahn, dass das schon der Erinnerung wert sei, dass man immer wieder drüber nachdenke, was es heißt für den Einzelnen und was es für eine Herrschaftsstruktur gewesen sei, die soetwas zugelassen habe.

Reutlingen will den schwarzen Schleier der Vergangenheit lüften und hat sich nach einigen politischen Diskussionen zur Anbringung einer Informationstafel entschlossen, die Bürgermeister Robert Hahn gestern feierlich enthüllen durfte. Auf ihr finden sich niedergeschriebene und bildliche Eindrücke aus dem Stadtarchiv zur Situation der Zwangsarbeiter. Sie berichtet von zwölfstündigen Arbeitsschichten, in denen die Gänge ins Erdreich getrieben wurden, von schwierigen Bedingungen mit liederlichem Arbeitsgerät und schlechter Verpflegung. Für jedermann sichtbar steht die Tafel jetzt am Frankonenweg, knapp oberhalb einer der Türen, die die Zwangsarbeiter seinerzeit in den Stollen geführt hat.

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