Verkehr in Stuttgart | Bildquelle: RTF.1

Stuttgart:

Landesregierung stellt Maßnahmen zur Verbesserung der Verkehrssicherheit von Senioren vor

Stand: 01.07.15 16:21 Uhr

Ein Konzept zur Verkehrssicherheit mit 90 Maßnahmen gibt es bereits. Jetzt will sich die Landesregierung speziell der Sicherheit von Senioren annehmen. Eine Projektgruppe hat jetzt eine Reihe von Empfehlungen vorgelegt. Die Verantwortlichen setzen dabei vor allem auf die Eigenverantwortung der Älteren.


466 Verkehrstote – allein in Baden-Württemberg im letzten Jahr. Das heißt: im Schnitt ist täglich mindestens ein Mensch auf baden-württembergischen Straßen gestorben. Fast jeder dritte (145 von 466, 31,1%) davon war im Seniorenalter, also fünfundsechzig Jahre oder älter. Bei den getöteten Fußgängern (22 von 55, 40%) und Radfahrern (33 von 53, 62,3%) war der Anteil noch höher. Fast drei Viertel (71,4%) der tödlichen Verkehrsunfälle von Senioren wurden von diesen selbst verursacht. Besonders unfallbelastet sei die Altersgruppe ab fünfundsiebzig Jahren.

Innenminister Reinhold Gall (SPD) zufolge liege das aber nicht, wie bei anderen Altersgruppen etwa, am zu hohen Tempo, sondern an den komplexen Verkehrsverhältnissen. Bei den älter werdenden Verkehrsteilnehmern sei es häufig so, dass an Kreuzungen und Einmündungen Fehler gemacht würden, also Vorfahrtsmissachtung, und dass gerade beim Abbiegen, beim Wenden, beim Rückwärtsfahren von dieser Altersgruppe mehr Fehler gemacht würden als bei anderen Verkehrsteilnehmern – so Gall.

Auf dieser Grundlage hat die Projektgruppe 21 Maßnahmen zur Verbesserung der Verkehrssicherheit von Senioren und zur Förderung der Mobilität im Alter erarbeitet. Die älteren Menschen bräuchten Ansprechpartner und Plattformen. Deshalb hat die Landesregierung verschiedene Institutionen, wie etwa den Fahrlehrerverband, ins Boot gezogen. Weil die Beteiligten laut Gall auch möchten, dass die Menschen immer wieder sich selbst hinterfragen würden: \"Werde ich eigentlich den Anforderungen komplexer Verkehrsverhältnisse noch gerecht? Oder habe ich da vielleicht einen Schulungsbedarf?\" Die Politiker würden nämlich häufig feststellen, dass sich auch viel im Straßenverkehrsrecht ändern würde.

Verpflichtende Elemente, wie eine Helmpflicht, Altersgrenzen oder regelmäßige Gesundheitschecks, wollten die Verantwortlichen aber nicht. Vielmehr bauen sie auf die Einsicht einer älteren Gesellschaft.

Wenn Senioren dann tatsächlich nicht mehr Auto fahren würden, müsse zur Erhaltung der Mobilität besonders die Zeit \"nach dem Auto\" berücksichtigt werden. Deshalb wolle das Land die altersangepasste Gestaltung des Verkehrsraums und des ÖPNV weiter vorantreiben. Das heiße laut Arbeits- und Sozialministerin Katrn Altpeter (SPD): barrierefreier Zugang. Das heiße beispielsweise auch, die Fahrplananzeige so zu gestalten, dass man sie auch sehen und lesen könne. Und das heiße generell, dass Infrastrukturmaßnahmen den älteren Menschen die Nutzung erleichtern müssten oder überhaupt erst ermöglichen.

Auch die Bedeutung der Familie hob die Ministerin hevor: Viele Menschen hätten Angst, mit Abgabe des Führerscheins auch ihre Lebensqualität zu verlieren. Dennoch sollten Familienmitglieder mögliche Bedenken hinsichtlich der Fahreignung älterer Familienmitglieder offen ansprechen und den Betroffenen mögliche Alternativen zeigen.

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