Aktion "Freundliches Balingen" | Bildquelle: RTF.1

Balingen:

Aus Stromkästen werden Kunstwerke

Stand: 28.06.15 16:45 Uhr

"Freundliches Balingen - ein soziales Kunstwerk." Unter diesem Motto haben Künstler rund vierzig Stromkästen der Eyachstadt gestaltet. Heute wurde das Kunstprojekt auf dem Marktplatz offiziell eröffnet.


Nicht weit vom Zollernschloss grüßt das Balinger Wahrzeichen noch mal von einem Verteilerkasten.  Nur wenige Schritte weiter machen sich Fuchs und Gans auf in unendliche Weiten.  Und wieder woanders ergänzt die Kunst die sie umgebende Natur. 

Die ganze Balinger Innenstadt ist um einige Kunstwerke reicher. Sie sollen die Stadt ein wenig freundlicher gestalten – und zugleich die Passanten daran erinnern, selbst freundlich zu sein. Die Künstlerinnen und Künstler kamen aus allen Altersgruppen, Gesellschaftsschichten und Kunstrichtungen. 

Vom Schüler bis zum Rentner hätten alle Altersgruppen mitgemacht, sagte Matthias "Matze" Bartl, der Leiter des Kunstprojekts, der selber einen Stromkasten vor seinem Tattoo-Studio gestaltet hatte. "Wir wollten ein soziales Projekt machen, kein Street Art-Projekt", so Bartl. Deswegen seien auch die unterschiedlichsten Charaktere dabei. Auch die Lebenshilfe Zollernalb habe man angeschrieben, und auch sie beteiligte sich mit Künstlern mit Behinderungen. Aber auch ein Asylbewerber konnte bei der heutigen Vernissage sein Kunstwerk präsentieren.

Die Kunstaktion von Freiraum Balingen in Zusammenarbeit mit den Stadtwerken sollte als soziales Projekt allen offen stehen. Ganz nach der Maxime von Joseph Beuys: Jeder ist ein Künstler. "Kreativität ist für unser Land etwas ganz wichtiges", erklärt Dr. Uwe Fliegauf von Freiraum Balingen. "Wir haben wenig Rohstoffe, wir haben wenig, womit wir auf den Rohstoff- und Weltmärkten wuchern können. Was uns wohlhabend, was unsere Kultur voranbringt und unsere Gesellschaft, ist die Kreativität, die in uns steckt." Und eben diese Kreativität finde in der Kunst eine Ausdrucksform.
 
Kunst im und für den öffentlichen Raum. Das schloss auch den Schaffensprozess selber mit ein. Wer nicht gerade in der Street Art beheimatet ist, für den war es manchmal etwas ungewohnt, als Künstler in der Öffentlichkeit zu stehen. "Der Konzentrationsfluss wird dann halt schon unterbrochen, wenn man in der Öffentlichkeit malt und eigentlich in seinem Bild drin ist", so Matze Bartl. "Und dann fragt jemand was, man will ja freundlich sein und Rede und Antwort stehen, aber man verliert immer wieder den Bezug zum Bild und muss immer wieder reinkommen, und das haben viele Leute erst lernen müssen in der Öffentlichkeit, dass das eine andere Malerei ist."
 
Eine andere Malerei aber auch, weil sich die Kunst nicht auf einer zweidimensionalen Leinwand ausbreitet, sondern auf einem dreidimensionalen Stromkasten. Mittlerweile sind es einundvierzig zwischen Bahnhof und Viehmarktplatz und zwischen City-Center und Stadthalle. "Eigentlich wird aus einem Alltagsgegenstand, nämlich einem Stromkasten, den man ja eher verstecken möchte, weil man nicht im öffentlichen Raum wahrnehmen möchte, ein Kunstgegenstand", sagte Oberbürgermeister Helmut Reitemann. "Tolles Projekt, und ich bin froh und freue mich darauf, wenn es auch weiter geht."
 
Denn noch gibt es zahlreiche graue Stromkästen im Stadtgebiet. Das Projekt ist auf acht Jahre angelegt, und so sollen die Kunstwerke auch bald Zuwachs bekommen.

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