Wolf bei Handwerkerempfang | Bildquelle: RTF.1

Tübingen:

Qualitätssiegel in Gefahr - CDU-Fraktionsvorsitzender Guido Wolf spricht beim Handwerkerempfang

Stand: 26.06.15 18:02 Uhr

Die Kreishandwerkerschaft Tübingen hat gestern zum diesjährigen Handwerkerempfang geladen. Als Gastredner des Abends war der baden-württembergische CDU-Fraktionsvorsitzende Guido Wolf ins Tübinger Haus des Handwerks gekommen. Dort sprach der CDU-Politiker unter anderem über die Sorge um den Meisterbrief und die Digitalisierung.


Der Meisterbrief gilt als unumstrittenes Qualitätssiegel im deutschen Handwerk. Wer einen Handwerksbetrieb leiten und den Nachwuchs ausbilden möchte, braucht zumeist eine Zusatzqualifikation zum Meister. Doch die EU stellt den Meisterbrief seit geraumer Zeit als so genannte "Zugangs-verhinderung zum Markt", auf den Prüfstand. Denn - so die Idee - auf einem europäischen Binnenmarkt sollen ALLE zum Zug kommen, nicht nur die mit einem Meisterbrief.
Dem Handwerk macht die drohende Abwertung oder gar Abschaffung dieser bewährten deutschen Qualifikation große Sorgen. Für das europaweit angesehene Deutsche Handwerk wäre es ein Schlag ins Gesicht. Auch der CDU-Fraktionsvorsitzende im Landtag, Guido Wolf, erklärte gestern, dass er diese Entwicklung besonders kritisch verfolge: "Wenn wir die Wertigkeit unseres Meisterbriefes uns vor Augen führen. Dann muss man halt feststellen, der Meisterbrief ist für uns zu einem Wertpapier geworden. Und wir dürfen es auf keinen Fall zulassen, dass dieser Meisterbrief durch Europa zu einem Altpapier gemacht wird!", so Wolf. Denn damit würde sich Deutschland freiwillig von Standards verabschieden, die nicht nur europaweit angesehen, sondern auch gut für das Land seien und Qualität vermittelten.
"Wobei ich mir jetzt in Vorbereitung dieses Termins sagen ließ, dass ein Arbeitskreis meiner Fraktion im Juni in Brüssel war und sich mit Geschäftsführerin Rögge, des ZDH, eingehend zu der Thematik ausgetauscht hat. Und von dort kam wohl die Botschaft: 'Die Infragestellung der Meisterpflicht steht nicht mehr auf der Agenda der EU'. Jetzt weiß ich nicht ob man das schon als endgültige Entwarnung abhacken soll. Ich rate mal zu etwas Vorsicht", erklärte der CDU-Fraktionsvorsitzende. Es scheine zunächst nur ein Schritt in die Richtige Richtung zu sein, ergänzte Wolf.

Der Mangel an Nachwuchs ist eine weitere Sorge, die das Handwerk umtreibt. Nicht nur der demografische Wandel macht es schwer, genügend Auszubildende zu bekommen. Auch die zunehmende Akademisierung, ist aus Sicht der Kreishandwerkerschaft Tübingen ein Problem. Diesem Trend muss entgegengewirkt werden, bekräftigt auch Guido Wolf: "Da müssen wir Politiker unseren Beitrag leisten, aber da muss die ganze Gesellschaft ihren Beitrag leisten. Dass es neben den Berufen die auf Abitur und akademische Ausbildung ausgerichtet sind, eben eine Vielzahl anderer Berufe gibt, die ehrenwert sind, bei denen man gutes Geld verdienen kann und die schlicht und ergreifend voraussetzen, dass Einer seine praktischen Fähigkeiten einbringt."

Einbringen solle sich das Handwerk im Bereich der Digitalisierung. Wolf warb dafür, Ideen zu entwickeln, wie man dieser Verantwortung in Zukunft gerecht werden könne: "Ich hab neulich mit einem Baumaschinenhersteller gesprochen. Der hat mir gesagt: 'Wissen Sie was? Ich find das interessant mit dieser digitalen Entwicklung aber ich will nur meine Baumaschinen produzieren. Mit der digitalen Entwicklung hab ich nichts am Hut.' Das ist eine gefährliche Einschätzung. Dem könnte es passieren, dass er in Bälde keine Baumaschinen mehr produziert. Wenn er sich dieser Entwicklung durch der digitalen Möglichkeiten verschließt", prophezeihte Wolf. Baden-Württemberg müsse die gebotenen Chancen jetzt ehrgeizig und ambitioniert ergreifen, so Wolf. Ein wichtiger Schritt für die Industrie vier Punkt null, sei aber auch der zügige Ausbau der Breitbandverbindungen im ländlichen Raum.

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