Krankenhausbeschäftigte streiken | Bildquelle: RTF.1

Tübingen / Reutlingen / Bad Dürkheim / Deutschland:

Klinikbeschäftigte protestieren gegen Personal-Notstand

Stand: 24.06.15 16:31 Uhr

An deutschen Kliniken fehlen derzeit 162.000 Vollzeitstellen, davon 70.000 in der Pflege. Das ergab der Personal-Check von ver.di. Die Gewerkschaft hat deshalb in der Mittagspause die Klinik-Beschäftigten zu einer bundesweiten Protestwelle aufgerufen. Mit dabei waren auch das UKT, die Tropenklinik und die BG Klinik in Tübingen sowie das Klinikum am Steinenberg in Reutlingen. Die Deutsche Krankenhausgesellschaft unterstützt die Aktion. Deren Präsident Thomas Reumann nahm heute an der zentralen Aktionsversammlung in Bad Dürkheim teil. Dort trafen sich heute die Gesundheitsminister von Bund und Ländern zur Gesundheitskonferenz.


Das Universitätsklinikum in Tübingen heute Mittag. Hier fehlen 518 Stellen. Deutlich gemacht haben das 518 Mitarbeiter aller Abteilungen. Vor allem in der Pflege gibt es viel zu wenig Personal. Im vergangenen Jahr gab es mehr als 400 Überlastanzeigen. "Dann ist es so, dass wir viele Überstunden haben, die Leute ihren Freizeit-Ausgleich nicht bekommen", berichtet die Personalratsvorsitzende Angela Hauser. Oft könnten Pausen nicht genommen werden, und wenn jemand frei hätte, würde er angerufen, wenn ein Kollege krank geworden sei. "Viele machen es dann, um ihre Kollegen eben nicht alleine da stehen zu lassen", so Hauser.

Auf diese Weise wuchs das Überstundenkonto mancher Klinikbeschäftigter auf fünftausend. Im gesamten UKT gibt es insgesamt hundertzwanzigtausend Überstunden. Die hohe Qualität ließe sich nur durch ein extrem hohes Engagement der Mitarbeiter aufrechterhalten, so die Klinikleitung. Die Ausfallzeiten durch höhere Belastung stiegen an, berichtet Pflegedirektor Klaus Tischler. Wo früher fünf Leute gearbeitet hätten, stünden jetzt nur noch drei Mitarbeiter für die Patientenversorgung zur Verfügung.

Probleme, die auch am Klinikum am Steinenberg in Reutlingen nicht fremd sind. Vor dem Klinikeingang protestierten zahlreiche Beschäftigte – unter ihnen auch Mitglieder des Managements. Knapp dreihundertfünfzig Vollzeitkräfte fehlen insgesamt an den drei Standorten der Reutlinger Kreiskliniken inklusive der Psychiatrischen Klinik PP.rt. Die Gewerkschaft ver.di erhofft sich, mit der Aktion das Problem in die Öffentlichkeit zu tragen und auch die Politik zum Handeln zu bewegen. 2Wir brauchen wieder eine gute Qualität in den Krankenhäusern", sagt Yvonne Baumann von ver.di Fils-Neckar-Alb. "Aber dafür braucht es dringend mehr Personal. Und für das Personal muss man Geld in die Hand nehmen, und das muss die Politik endlich verstehen."

Die Gewerkschaft ver.di fordert ein Gesetz zur Personalbemessung in Krankenhäusern und dessen ausreichende Finanzierung. Außerdem sollen die Bundesländer genügend in die Krankenhäuser investieren, so dass eine ausreichende Anzahl an Personal auch ausreichend bezahlt werden kann.

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