Graffiti an Hauswand | Bildquelle: RTF.1

Reutlingen:

Gemeinsame Aktion gegen Graffiti

Stand: 18.06.15 15:45 Uhr

Mehr als 120.000 Euro musste die Stadt Reutlingen in den vergangenen sieben Jahren allein für die Beseitigung von Graffiti ausgeben. Der Schaden, der bei den Stadtwerken, bei der GWG oder bei privaten Hausbesitzern entsteht, ist da noch nicht mit eingerechnet. Weitere hohe Kosten entstehen durch Vandalismus. Eingeschlagene Scheiben, zerschlagene Straßenlampen oder kaputte Bänke sind nicht nur für die Stadtverwaltung teuer: Die Stadt macht auch auf Besucher an manchen Stellen einen verwahrlosten Eindruck. Jetzt will die Verwaltung gemeinsam mit der Polizei, Haus & Grund, GWG und Fair-Energie dagegen vorgehen.


Eine unbekannte Straße in der Reutlinger Innenstadt zwischen Katharinenstraße und Rathaus. Die Wände sind voll von Graffiti. Gesprüht und gekritzelt von unbekannten Tätern, von denen die meisten bisher nicht erwischt wurden. 
 
Doch wo Graffiti sind, macht sich auch Sachbeschädigung breit: Eingeschlagene Scheiben – der Horror für jeden Hausbesitzer.  Gegen all das richtet sich jetzt die gemeinsame Aktion von Stadtverwaltung, Polizei und Immobilieneigentümern.  "Wir machen die, weil wir festgestellt haben, dass wenn das Gebäude eines privaten oder öffentlichen Eigentümers beschädigt wird, dass alle darunter leiden, die ganze Stadtgesellschaft", sagte Ordnungsamtsleiter Albert Keppler.

Für die privaten Immobilien-Eigentümer sind die Graffiti eine Plage: Drei- bis vierstellige Eurobeträge müssen sie für die Entfernung schon mal aufbringen, berichtet Uwe Alle, Vorsitzender von Haus & Grund. Da die Täter oft nicht erwischt werden, blieb so mancher Besitzer auf den Kosten sitzen. Hinzu kommt die Wertminderung. Die trifft dann auch den Mieter und dessen Wohnqualität in einem graffitibeschmierten Haus.
 
Sachbeschädigungen machen einen Großteil der Straftaten in Reutlingen aus. Mehr als achthundert registrierte die Polizei im vergangenen Jahr, davon mehr als 100 Graffiti. Die Dunkelziffer liegt viel höher.
"Weil diese Schäden, die entstehen, meist nicht durch Versicherungen abgedeckt sind und die Hausbesitzer, Fahrzeugbesitzer sich natürlich überlegen: Welchen Aufwand habe ich, das bei der Polizei anzuzeigen", berichtet der Leiter des Polizeireviers Reutlingen Michael Simmendinger. Oft werden Graffiti einfach überstrichen, der Täter nicht zur Anzeige gebracht.

Mit unter zehn Prozent haben die Graffiti-Sachbeschädigungen die niedrigste Aufklärungsquote. Das Problem für die Polizei: Der Täter muss auf frischer Tat ertappt werden. "Wir sind natürlich in der Nacht mit Streifen unterwegs und versuchen, hohe Präsenz zu zeigen, insbesondere an Stellen, wo das immer wieder vorkommt", so Simmendinger. "Wir freuen uns aber und sind eigentlich darauf angewiesen, dass uns aufmerksame Passanten einen Tipp geben, dass da jemand gerade am Werkeln ist und seine Gemälde dort anbringt. "

Deshalb haben alle Beteiligten eine Belohnung ausgelobt: Jeder, der der Stadtverwaltung oder der Polizei Hinweise gibt, die zur Ergreifung eines Täters führen wird, erhält fünfhundert Euro. Aber auch darüber hinaus wollen die Beteiligten bei der Graffiti-Bekämpfung zusammenarbeiten.  "Wir wollen das Thema auf die Tagesordnung bringen", sagte Ordnungsamtsleiter Keppler. "Wir wollen nicht mehr wegschauen, sondern dass man hinschaut." Schließlich solle jeder seine eigene Meinung darüber bilden, wie eingedrückte Scheiben, zerschlagene Rollläden und verspühte Fassaden aussähen. Und davon kann sich jeder, der durch die Seitengassen der Reutlinger Innenstadt geht, selber ein Bild machen.

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