Eine unbekannte Straße in der Reutlinger Innenstadt zwischen Katharinenstraße und Rathaus. Die Wände sind voll von Graffiti. Gesprüht und gekritzelt von unbekannten Tätern, von denen die meisten bisher nicht erwischt wurden.
Doch wo Graffiti sind, macht sich auch Sachbeschädigung breit: Eingeschlagene Scheiben – der Horror für jeden Hausbesitzer. Gegen all das richtet sich jetzt die gemeinsame Aktion von Stadtverwaltung, Polizei und Immobilieneigentümern. "Wir machen die, weil wir festgestellt haben, dass wenn das Gebäude eines privaten oder öffentlichen Eigentümers beschädigt wird, dass alle darunter leiden, die ganze Stadtgesellschaft", sagte Ordnungsamtsleiter Albert Keppler.
Für die privaten Immobilien-Eigentümer sind die Graffiti eine Plage: Drei- bis vierstellige Eurobeträge müssen sie für die Entfernung schon mal aufbringen, berichtet Uwe Alle, Vorsitzender von Haus & Grund. Da die Täter oft nicht erwischt werden, blieb so mancher Besitzer auf den Kosten sitzen. Hinzu kommt die Wertminderung. Die trifft dann auch den Mieter und dessen Wohnqualität in einem graffitibeschmierten Haus.
Sachbeschädigungen machen einen Großteil der Straftaten in Reutlingen aus. Mehr als achthundert registrierte die Polizei im vergangenen Jahr, davon mehr als 100 Graffiti. Die Dunkelziffer liegt viel höher.
"Weil diese Schäden, die entstehen, meist nicht durch Versicherungen abgedeckt sind und die Hausbesitzer, Fahrzeugbesitzer sich natürlich überlegen: Welchen Aufwand habe ich, das bei der Polizei anzuzeigen", berichtet der Leiter des Polizeireviers Reutlingen Michael Simmendinger. Oft werden Graffiti einfach überstrichen, der Täter nicht zur Anzeige gebracht.
Deshalb haben alle Beteiligten eine Belohnung ausgelobt: Jeder, der der Stadtverwaltung oder der Polizei Hinweise gibt, die zur Ergreifung eines Täters führen wird, erhält fünfhundert Euro. Aber auch darüber hinaus wollen die Beteiligten bei der Graffiti-Bekämpfung zusammenarbeiten. "Wir wollen das Thema auf die Tagesordnung bringen", sagte Ordnungsamtsleiter Keppler. "Wir wollen nicht mehr wegschauen, sondern dass man hinschaut." Schließlich solle jeder seine eigene Meinung darüber bilden, wie eingedrückte Scheiben, zerschlagene Rollläden und verspühte Fassaden aussähen. Und davon kann sich jeder, der durch die Seitengassen der Reutlinger Innenstadt geht, selber ein Bild machen.
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