Pressekonferenz mit Winfried Kretschmann | Bildquelle: RTF.1

Stuttgart:

Sexuelle Vielfalt und mehr Lehrer

Stand: 16.06.15 16:10 Uhr

Ein Thema, das für die kommende Landtagswahl entscheidend sein könnte: Das Kabinett hat heute den Aktionsplan zur sexuellen Vielfalt als künftiges Unterrichtsthema beschlossen. Er soll die gesellschaftliche Akzeptanz gegenüber sexuellen Minderheiten wie Schwulen, Lesben und Transsexuellen auch an den Schulen erhöhen. Während manche Kritiker befürchten, dass Kinder dadurch möglicherweise zur Homo- oder Bisexualität erzogen werden könnten, geht es den Befürwortern um mehr Gleichberechtigung. Die grün-rote Landesregierung will aber nicht nur diesen neuen Unterrichtsstoff einführen. Auch die Bereiche Ganztagsschule, Inklusion und individuelle Förderung der einzelnen Schüler will sie weiter vorantreiben und mit Beginn des neuen Schuljahres 5750 neue Lehrer einstellen.


Künftig sollen Lehrer nicht mehr nur Mathe, Deutsch, Geschichte oder Biologie unterrichten. Ab dem kommenden Schuljahr soll auch das Thema der sexuellen Vielfalt auf dem Lehrplan stehen. Nicht alle finden diese Meinung gut. Der CDU-Fraktionsvorsitzenden Guido Wolf befürchtet etwa, dass dieser Plan den Zusammenhalt im Land gefährden könnte. Ministerpräsident Winfried Kretschmann zufolge sei es aber genau umgekehrt. Der Aktionsplan diene laut Kretschmann dem Zusammenhalt der Gesellschaft. Eine Gesellschaft könne ihm zufolge nämlich nur zusammenhalten, wenn auch Minderheiten nicht diskrimminiert würden, und auch den nötigen Respekt und die Achtung der Mehrheit stoßen würden.

Es sei sogar der direkte Auftrag der Verfassung, so Kretschmann, alle Menschen ins gleiche Recht zu setzen und ihre Verschiedenheiten anzuerkennen. Er zitierte aus Artikel zwei des Grundgesetzes, der besagt:

"Jeder hat das Recht auf die freie Entfaltung seiner Persönlichkeit, soweit er nicht die Rechte anderer verletzt und nicht gegen die verfassungsmäßige Ordnung oder das Sittengesetz verstößt."

Das sei laut Kretschmann also beides nicht der Fall. "Und, dass es gegen des Sittengesetz verstößt, diesen Irrtum haben wir Gott sei Dank überwunden", so Kretschmann. Das sei ein großer Fortschritt diesen Menschen gegenüber. Homosexualität sei ja nach dem zweiten Weltkrieg noch zehn Jahre strafbar gewesen. Man müsse das Thema aus der verschwiegenen Ecke holen. Eine Sexualisierung müsse aber niemand befürchten. Der Ministerpräsident glaube nicht, dass die Landesregierung die ganzen Mathematikaufgabgen sexuell durchorientieren würden. Das halte er für überspannt.

Gleichwohl werde die Landesregierung den Stoff in den Schulbüchern an das Thema anpassen lassen. Sofern dies den Zulassungsvoraussetzungen entspräche, könnten die Verantwortlichen das auch tun. Die Zulassungsvoraussetzung besage Kultusminister Andreas Stoch zufolge: "Altersgemäße und dem Prinzip des Gender-Mainstreaming Rechnung tragende Aufbereitung der Inhalte sowie Gestaltung der äußeren Form."

Außerdem habe das Land beschlossen, im kommenden Schuljahr mehr Lehrer einzustellen und die ursprünglich zur Streichung vorgesehenen Stellen nicht abzubauen. Die Verantwortlichen in der Regierung könnten laut Stoch zum kommenden Schuljahr eben die im System bleibenden Lehrerstellen, die nicht gestrichenen Lehrerstellen dazu verwenden, die dringend notwendigen Aufgaben im Bereich Ganztagesausbau und vor allem auch der individuellen Förderung einzusetzen. Und sie hätten im Nachtrag auch die Voraussetzung geschaffen, weitere Lehrerstellen ins System zu geben - hier speziell bezogen auf die Themen Inklusion, das Thema Sprachförderung für Zuwanderer, insbesondere Flüchtlinge, das Thema zusätzliche Ausstattung der Grundschulen, aber auch die Poolstunden für die Realschulen.

Rund 5750 Lehrer will die grün-rote Landesregierung einstellen. Das sei dem Kultusminister zufolge die höchste Einstellungszahl in Baden-Württemberg seit den Siebziger Jahren. Nötig sei das auch aufgrund der entgegen der Erwartungen gestiegenen Schülerzahlen. Eine Prognose für 2016 wagte Stoch noch nicht zu stellen, auch wenn die Zunahme an Migranten die Vermutung nahe lege, dass die Zahl der Schulzugänger weiter ansteige.

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