Islamisten | Bildquelle: Youtube-Propagandavideo

Stuttgart:

Geborgenheit, Bestätigung und Idealismus: Wie Islamisten junge Menschen ködern

Stand: 15.06.15 18:24 Uhr

Die Gefahr von Rechts ist fallend; die Gewalt von Links ein wenig angestiegen. Die größte Bedrohung für unsere auf westlichen Werten fußende freiheitliche und demokratische Gesellschaft geht derzeit vom radikalen Islamismus aus. So hat der baden-württembergische Innenminister bei der Vorstellung des Verfassungsschutzberichts für das vergangene Jahr jetzt die derzeitige Gefährdungslage skizziert.


 600 0000 friedliche Menschen muslimischen Glaubens leben derzeit in Baden-Württemberg.  Verschwindend gering dagegen die Zahl gewaltbereiter Islamisten. Das Landesamt für Verfassungsschutz schätzt ihre Zahl auf 120. Und einige dieser gewaltberreiten Radikalen versuchen geziewlt, Nachwuchs zu rekrutieren. Beispielsweise durch kostenlose Koran-Verteilungsaktionen. 175 Mal hat im verrgangenen Jahr eine solche Aktion stattgefunden, die alle unter dem Titel "Lies mich!" laufen. Anziehungskrraft sollen auch die zahlreichen Propaganda-.-Videosx entwickeln, die stylisch wie trendige Musik- oder Action-Videos geschnitten sind. Wie also  gelingt es Islamisten, junge Menschen selbst zu Radikalen oder Terroristen zu machen? Die Antwort, die Experten geben, ist bedrückend: Islamist zu sein, ist zu einer Art Jugendkultur geworden.

17 März 2015: Rund 70 Polizisten durchsuchen die Räume dieses islamischen Kulturzentrums in Stuttgart. Der Verein steht im Verdacht, die Terrormiliz Islamischer Staat zu unterstützen. Neben den Vereinsräumen durchsuchten die Beamten auch die Wohnungen von sechs Vereinsmitgliedern. Nach Angaben des Innenministers soll der Verein ein Treffpunkt von Islamisten aus ganz Baden-Württemberg sein. Dieser Verein und 16 weitere Örtlichkeiten werden beobachtet.

Von dort und aus dem Umfeld des Moschee-Vereins, so der baden-württembergische Innenminister Reimnhold Gall, habe es "direkte Ausreisetätigkeiten" gegeben. Ziemlich sicher wisse man von sechs Personen, die nach Syrien gegangen seien, um dort an Kampfhandlungen teilzunehmen. drei davon sie dort getötet worden. andlungen teilzunehmen. 3 sind zwischenzeitlich verstorben.

Bei denen, die bisher ausgereist seien, so Beate Bube, die Präsidentin des Landesamts für Verfassungsschutz, handle es sich bei der Mehrzahl um junge Männer unter 40 Jahren. Es gebe aber auch Frauen und Minderjährige darunter. Die meisten dieser Menschen seien "Homeground"-Terroristen, in Baden-Württemberg geboren oder zumindest aufgewachsen.

Einige der vierzig, die die Kampfaktionen überlebt haben und jetzt nach Baden-Württemberg zurückgekehrt sind, sind aus Sicht der Behörden dann zumdeist eine noch größere Gefahr, als sie es schon vor der Ausreise waren; sie gelten dann im Polizei-Deutsch als "potentielle Gefährder",  als Menschen, bei denen mit Gewalt gerechnet werden muss. Denn dann habe bereits eine Verrohung stattgefunden, die oft noch mit Wut und Zorn gemischt sei. Auch bei der Gewaltanwendung setze ein Gewöhnungseffekt ein. Wer einmal eine Waffe in der Hand gehabt habe, der gebe diese nicht so schnell wieder aus der Hand.

Auffällig, so der Innenminister: Bestimmte Moscheen und Vereine wirkten dabei als beständige "Durchlauferhitzer", die regelmäßig Radikalisierungen produzierten; in denen aus jungen Menschen und friedlichen Muslimen politisch auffällig oft radikale Gläubige werden.

3400  der insgesamt radikale Muslime – so die Präsidentin des baden-württembergischen Verfassungsschutzes - stehen derzeit landesweit unter Beobachtung. 550 davon sind demnach Salafisten. Menschen also, die missionarisch sind und darüberhinaus nach Einfluss streben, um eine Gesellschaft nach der mittelalterlichen Urform des Islam durchzusetzen. 120 dieser Salafisten sind - laut Verfassungsschutz -  bereit, ihre politischen Ziele mit Gewalt und Terror durchzusetzen.

Bei den meisten dieser Gewaltbereiten, so Gall, handle es sich um junge männliche Muslime sind, aber auch um  Jugendliche, die konvertiert sind. Die Rolle der Frauen sri noch unklar. Das hänge vielleicht auch damit zusammen, dass diese nicht durch öffentliches Wirken in Erscheinung treten.

Bei der ANwerbung junger Menschen spielen oft kostenlose Koran-Verteilungsaktionen eine Rolle; 175 solcher sogenannter "Lies mich"-Aktionen habe es 2014 gegeben, Millionen Koran-Ausgaben seien verteilt worden. Mit diesen Aktionen werde verrsucht, junge Menschen in entsprechende Bahnen und zu entsprechenden Institutionen zu lenken.

Ein allgemeines Profil besonders gefährdeter Menschen gibt es nicht, so Bube.  Sozial seien die, die in die Fänge der Radikalen gerieten, breit gefächert.  Auch der Bildungsgrad gebe keine wirklichen Anhaltspunkte. Ein entsprechendes Beispiel seien jene beiden Zwillingsbrüder, die sich kürzlich bei Selbstmordattentatenin die Luft gesprengt hätten. Der eine davon war Jura-Student. Das Bild der beiden ist jetzt in einer Hochglanz-Propaganda-Broschüre des sogenannten Islamischen Staats IS unter der RUbrik der Märtyrer zu finden.

Was aber zieht junge Menschen, die in Deutschland aufgewachsen und hier sozialisiert sind und  zum Teil nicht einmal einen  entsprechenden ethinischen Hintergrund haben, in die Fänge der islamistischen Radikalen? Die Antwort, so Bube, sei bedrückend. Es spielten deutlich Elemente einer jungendlichen Subkultur eine Rolle. 

Wenn man sich die bunten, gut gemachten islamistischen Video-Clips im Internet anschaue, stoße man dort auf eine kompletette Erlebnis- und Wohlfühlwelt, die von entsprechender Musik über Bekleidungsstil, gemeinschaftlichen Werten und bis hin zu klarer Rollenverteilung und einfachen Antworten auf alle Lebensfragen reiche. Eine schwarz-weiße Realität, in der es scheinbar immer Antworten gebe.

Der Islamismus werde hier als eine Art rebellische Jugendkultur inszeniert, in der Sinnsuchende und Pupertierende scheinbar Vorbilder, Halt, Anerkennung und Selbstbestätigung durch die  Gruppe fänden. 

 Die Bilder des am 14. Juli ausgerufenen Kalifat Staates täten dazu ein Übriges, um typisch jugendlichen Idealismus in falsche Bahnen zu lenken. Die Beobachtung derer, die den Krieg dort überlebten und später schwer traumatisiert in ihre Heimat zurückkehrten, spreche dann aber eine ganz andere Sprache.
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