Café | Bildquelle: RTF.1

Reutlingen:

"Suspended Coffee" - Im Cafe Nicolai kann ein Kaffeetrinker einem Bedürftigen einen Kaffee mitbezahlen

Stand: 14.06.15 17:48 Uhr

Aktion "aufgeschobener Kaffee" . Als erstes Cafe in Reutlingen beteiligt sich das Cafe Nicolai der Bruderhaus Diakonie in Kooperation mit der ökomenischen Citykirche jetzt an der Aktion "Suspended Coffee. Bei dieser Aktion bezahlt ein Gast zwei Tassen Kaffee: Die eine trinkt er selbst. Die andere wird "aufgeschoben" und aufgehoben - für einen anderen Menschen, der sich das nicht leistn kann.


Die Aktion, so Citykirche-Pfarrerin Sabine Drecoll, sei ein "Projekt tätiger Nächstenliebe. Menschen denen es nicht weh tut, die geben zwei oder drei Euro mehr für den Kaffee, den sie hier trinken - für einen anderen, der sich das sonst nicht leisten kann". sie habe die erfahrung gemacht, dass es aich " in unserer Gesellschaft und auch hier in Reutlingen viele Menschen gebe, für die 2 bis 3 Euro eine ganze Menge Geld seien. Das technische Prinzip ist einfach. Für jedes "aufgeschobene" Getänk, wird eine Tasse gut sichtbar an ein Board gehängt. Diese Tasse kann ergriffen und dann eingelöst werden.

Die Idee zu dieser Aktion kam Drecoll beim Recheren für ein Radio-Predigt. Den Gedanken, dass ein solches Konzept auch für Reutlingen gut wäre, trug sie dann an das integrative Cafe Nicolai und die Citykirche heran, in der auch sogenannte „Tafel-Angebote" regelmässig stattfinden. Und Drecoll erntete dort spontan Begeisterung.

Dass die Kaffee-Idee natürlich auch hervorragend zur Citykirche passt, fiel Drecoll wie Schuppen von den Augen. Denn grade dort seien oft Menschen da, die ein Gespräch suchten. Es bestehe zwar keine Verzehr-Pflicht; es sei vielen aber "sichtlich arg, dass sie sich das nicht leisten können". Und das sei jetzt eben wunderbar. Denn diese Menschen könnten jetzt einfach an die Theke gehen und sich einen "cafe suspenso" bestellen.

Auch für Stephan Fritz von den Werkstätten Bruderhaus Diakonie ist die Idee stimmig ; und passt die "ganz wunderbar" ins Konzept des integrativen Cafes. Denn dort arbeiteten Mehnschen mit Behinderung, bei denen es eben auch um Teilhabe gehe. Für sie bedeute das Cafe nah am ersten Arbeitsmarkt sein zu können, unter "Echtbedingen eines Restaurant-Betriebs" zu arbeiten.

Die Idee des „aufgeschobenen Kaffees" für einen anderen, bedürftigen Menschen ist alt- und stammt aus der Ferne, aus Neapel in Italien, aus der Phase nach dem Zweiten Weltkrieg. Dort sei die Armut zum Teil so groß gewesen, dass sich viele nicht einmal mehr ihren geliebten Espresso hätten leisten können, so Drecoll. Für Italieber völlig unvorstellbar. Deshalb hätten andere einen Kafee mitbezahlt, den Bedürftige hätten abrufen können. Im Rahmen der Wirtschaftskrise der 90er Jahre, so Decoll, habe sich dieser Gedanke vor allem in Amerika wieder verbreitet. Von dort sei sie dann zurück nach Europa gekommen. In Deutschland zuerst nach Berlin und ins Ruhrgebidet. Jetzt aber eben auch schon nach Baden-Württemberg und nun nach Reutlingen.

Jetzt hoffen die Initiatoren des "suspended Caoffe" in Reutlingen, dass sich möglichst bald und möglichst viele Menschen trauen, im Cafe Nicolai in der Citykirche vorbeizuschauen, um sich und einem anderen einen Tasse Kaffe einen Tasse guten Kaffee zu glnnen. Erfahrungswerte von anderswo zeigten aber: das dauere zumeist ein wenig.

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