Naturtheater Reutlingen | Bildquelle: RTF.1

Reutlingen:

Kinder, Kirche, Kommunisten - Ein Blick auf die Wasenwald-Festspiele im Naturtheater

Stand: 08.06.15 14:39 Uhr

Ein italienisches Dorf in der Nachkriegszeit, ein kommunistischer Bürgermeister, ein Dorfpfarrer und immer wieder Sticheleien zwischen Kirche und Kommunismus - das ist der Stoff, aus dem der Roman "Don Camillo und Peppone" von Giovanni Guareschi besteht. Eine ganze Filmreihe mit Fernandel und ein weiterer Film mit Terence Hill entstanden nach dieser Vorlage. Jetzt bringt es das Naturtheater Reutlingen auf die Bühne. Außerdem gibt es für die Kinder "Das Sams" und für Erwachsene ein Gemüsical. Gestern konnten die Zuschauer beim Tag der offenen Tür einen ersten Blick auf die Produktionen werfen.

Die Bühne des Reutlinger Naturtheaters im Wasenwald hat sich in ein italienisches Dorf verwandelt. Auf der einen Seite ganz in grau das Rathaus des Peppone,  auf der anderen Seite die Kirche des Don Camillo,  und als eher neutraler Ort darf auch die Dorfkneipe nicht fehlen. 
 
Die bekannten Sticheleien zwischen Pfarrer und Bürgermeister haben in der Filmreihe Generationen zum Lachen gebracht. Doch genau an den Filmen will man sich im Wasenwald nicht orientieren.  "Ich frage mich, warum die Don Camillo-Filme immer noch gezeigt werden", sagt die Stuttgarter Theater-Intendantin und Regisseurin Susanne Heydenreich. "Die müssen ja ein großes Potenzial an Komik bergen. Ich habe auch ein paar gesehen, aber so kann man es nicht mehr machen. Insofern habe ich mich schon bemüht, hier und da ein bisschen Anachronismus einfließen zu lassen."
 
Hauptdarsteller Sascha Diener hat es sich bei der Vorbereitung verkniffen, die alten Filme anzuschauen oder im Internet danach zu suchen. Er habe seinen eigenen Don Camillo finden wollen, sagt er.  "Ich habe mich natürlich ein bisschen mit der Kirche auseinandergesetzt. Ich muss in dem Stück auch ein Kind taufen, ich muss predigen, ich muss ein Abendmahl abhalten, das möchte ich schon authentisch machen, also so, dass es echt aussieht."
 
Aber so sehr sich Kirche und Kommunisten im Dorf auch kabbeln: Am Ende wollen beide das selbe: Teilen und den Armen geben. Und auch die Kommunisten im Ort können sich der Kirche nicht entziehen.  "Peppone will am Anfang, dass sein Sohn getauft wird", sagt Heydenreich. "Und am Schluss ist Weihnachten, und alle treffen sich in der Kirche wieder und singen gemeinsam und sind friedlich. "
 
Hauptdarsteller Sascha Diener hat dieses Jahr auch wieder eines seiner Mitternachts-Specials geschaffen – ein Spaß für das Publikum wie auch für die Schauspieler. Diesmal geht es um ein kleines Dorf, dessen Bewohner sich vor allem von Gemüse ernähren und so etwas wie Fernsehen nicht kennen.  "Und eines Nachts kommt dann ein Raumschiff auf dem Marktplatz an, und das hat die Form eines großen Fernsehapparates. Und aus diesem Fernsehapparat kommen Stars und Sternchen wie die Heidi Klum, die Cindy aus Marzahn, der Bruce Dernell, natürlich alle ein Stück weit verfälscht", berichtet Diener.

Und auch die Kinder kommen dieses Jahr im Naturtheater nicht zu kurz. Gegeben wird das Sams nach den Kinderbüchern von Paul Maar. Es erzählt die Geschichte des eher schüchternen Herrn Taschenbier.  Am Montag bekommt er Besuch von Herrn Mon, am Dienstag geht er wie immer zum Dienst, am Mittwoch ist Mitte der Woche, am Donnerstag donnert es, und am Freitag hat er frei. "Am Samstag sitzt er oft in seinem Zimmer und fragt sich: Was passiert am Samstag?" sagt Regisseur Ambrogio Vinella. "Irgendwann spaziert er die Straßen entlang, und da sitzt ein kleines Wesen mit roten Haaren, blauen Punkten in einem grünen Anzug auf einem Müllberg, und Herr Taschenbier erkennt dieses kleine Wesen als Sams. Und wenn man ein Sams erkennt, bleibt das Sams bei der Person. "
 
Und die turbulenten Abenteuer des Herrn Taschenbier mit dem Sams sind im Wasenwald ebenso zu sehen wie die kleineren Neckigkeiten zwischen Don Camillo und Peppone. Am 20. Juni geht es mit dem Erwachsenenstück los, am 26. Juni ist Premiere für das Kinderstück.

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