Buchvorstellung | Bildquelle: RTF.1

Reutlingen:

An Heiligabend mit dem Taxi unterwegs - Klaus Zeh stellt seinen ersten Roman vor

Stand: 25.05.15 19:41 Uhr

Stundenlang in einem Taxi unterwegs sein, weit weg von den Lieben daheim - das ist nicht unbedingt das Programm, das man sich für Heiligabend vorstellt. Aber genau einen solchen Heiligabend hat der Reutlinger Klaus Zeh in seinem Romandebut "Taxi" verarbeitet. Teils autobiographisch, teils fiktional erzählt er die Geschichte eines Taxifahrers, der sich - zwei Jahre nachdem er angeschossen wurde - erstmals wieder in sein Taxi traut. Schnell holt ihn freilich die Vergangenheit wieder ein. Nicht genug damit, auch die Gegenwart bereitet ihm Sorgen.


Nachdem meine Schwester ausgezogen war, wurde es ruhig. Zu ruhig, für meinen Geschmack. Aber das Zimmer unterm Dach gehörte von da an mir. Ich nutzte es als Rückzugsort. Fluchtort. Mein Exil. Eine kleine Insel mitten in unserem Sechsfamilienhaus. Nahe bei meinen Eltern und doch weit genug weg, um alleine sein zu können. Draußen tobten Stürme, auf dem Meer aus Stein und Asphalt, über das ich von hier oben blicken konnte wie von einem Ausguck, einem elfenbeinernen Turm.
Auszug aus TAXI

Das Meer aus Stein und Asphalt ist in diesem Fall die Untere Gerberstraße in Reutlingen. Dort, in Hausnummer 15, ist er aufgewachsen, der namenlose Taxifahrer und Ich-Erzähler der Geschichte. Jene Kindheitstage kommen ihm bei seiner nächtlichen Taxifahrt an Heiligabend wieder ins Gedächtnis: Es seien sehr viele Kinder gewesen - so Zeh. Und die Väter hätten sich in einer der Wirtshäuser getroffen, bis spät in den Abend. Das habe eigentlich das Leben dieser Kinder damals stark geprägt - also viel Gewalt, bis zur Brutalität manchmal, Vereinsamung der Kinder in der Straße. Laut Zeh ein ziemlich raues Leben eigentlich.

Nicht ganz leicht war auch die Zeit in Detroit. Wegen des Soul war er in die USA gereist. Als Taxifahrer kam er zurück. Auch jene Vergangenheit drängt sich in sein Bewusstsein. Und dann ist da noch eine komplizierte Gegenwart, mit seiner verheirateten Geliebten. Das berühre ihn natürlich auch auf seiner nächtlichen Fahrt an Heiligabend. Denn von Malaika, seiner Geliebten, würde der Taxifahrer Zeh zufolge die ganze Zeit über nichts hören. Und das bringe ihn eigentlich noch mehr in Bedrängnis, weil alles, was an diesem Heiligabend passiert, in der Verbindung, dass von Malaika überhaupt kein Lebenszeichen komme, das macht für ihn die Nacht ganz schön eng.

Dass sich der Taxifahrer nicht gänzlich in der Vergangenheit verliert, dafür sorgen die nächtlichen Passagiere und Ereignisse. Seine Kindheit, die Zeit in Detroit, Heiligabend im Taxi – die drei wichtigen Stränge der Geschichte, die laut Zeh so ineinander verschachtelt seien, dass man eigentlich immer weiter lesen möchte. Das funktioniere relativ gut. Die drei Erzählstränge würden quasi parallel erzählt. Und am Ende der Geschichte hätte der Leser dann alles zusammen gebaut.

Ob Klaus Zehs Protagonist seine Vergangenheit an jenem Abend bewältigen kann, muss der Leser selbst herausfinden. Sein Roman „Taxi" kostet 6,90 Euro.

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