LebensPhasenHaus | Bildquelle: RTF.1

Tübingen:

LebensPhasenHaus dient der Forschung für Wohnen im Alter

Stand: 19.05.15 15:03 Uhr

Die Gesellschaft wird immer älter, die Zahl pflegebedürftiger Senioren nimmt zu. In diesen Zeiten gewinnen auch Fragen nach dem Wohnen im Alter immer mehr an Bedeutung. Vor allem: Wie können Menschen mit technischen Hilfsmitteln möglichst lange selbstbestimmt leben? Im Verbundsforschungsprojekt LebensPhasenHaus arbeiten Wissenschaftler von Universität und Universitätsklinikum Tübingen an Antworten auf diese Frage. Herzstück des Projekts ist das LebensPhasenHaus auf der Rosenau in Tübingen. Sozialministerin Katrin Altpeter hat es gestern eingeweiht.


Sozialministerin Katrin Altpeter durchschnitt das Band vor dem neuen LebensPhasenHaus in Tübingen. Das Land Baden-Württemberg fördert das Forschungsprojekt mit fünfhundertfünfzigtausend Euro. Federführend ist dabei das Sozialministerium. Auf einer Hausführung konnte sich die Ministerin ein Bild von der Inneneinrichtung machen. Kernstück ist eine barrierefreie Musterwohnung. Höhenverstellbare Spüle,  großes Bad mit Hebevorrichtung,  grüne LED-Leuchten, die nachts den Weg zur Toilette weisen  und eine Türkamera, auf deren Bild die Bewohner per Tablet zugreifen können – das ist nur ein Teil der Haustechnik, die hier vorgestellt wird.

"Für uns ist es auch ganz wichtig als politisches Ziel", sagte Sozialministerin Katrin Altpeter. "Denn wir alle wollen, auch wenn wir älter sind oder Handicaps haben, so selbständig wie möglich, so lange wie möglich und vor allem so selbstbestimmt wie möglich in unserer eigenen Umgebung wohnen, und da können technische Hilfen sehr unterstützend wirken."
 
Technische Hilfen machen auch den Garten pflegeleicht. Den Rasen mäht ein Roboter, die Bewässerungsanlage ist automatisch,  und Nutzpflanzen wachsen auf einem Hochbeet, unter das sich auch ein Rollstuhl schieben lässt. "Der ganze Garten wurde nach dem Konzept der Nutzbarkeit im Alter geplant und gebaut", sagte Andreas Keppler vom Verband für Garten- und Landschaftsbau. Die Garten- und Landschaftsbauer der Region Neckar-Alb kamen auf Vermittlung der IHK Reutlingen mit zum Projekt. "Dann haben wir mal gesagt: 'Geht das?' und dann haben wir die Landschaftsgärtner motiviert in der Region Neckar-Alb", sagte Michael Lutz. "Und über ein Azubi-Projekt haben wir sie alle geschnappt und haben acht Betriebe zusammen bekommen mit rund 40 wechselnden Azubis, die dann dieses Werk vollbracht haben.
 
Überhaupt war die regionale Wirtschaft stark in das Projekt involviert: Das Haus selbst kam von SchwörerHaus, die LED-Leuchten von RIDI, die Haustechnik von Somfy, die Datenanbindung von den Stadtwerken Tübingen. "Aber wir planen auch Projekte zur Sturzerkennung beziehungsweise auch Bodenbeläge zu testen, die besonders nutzerfreundlich sind bzw. besonders gut geeignet sind, wenn wir sturzgefährdete Personen haben", sagte Prof. Gerhard Eschweiler vom Geriatrischen Zentrum am UKT.
 
Das Haus und die Musterwohnung bieten die passende Umgebung, um nicht nur die Funktionalität der technischen Innovationen zu testen, sondern auch die Akzeptanz bei Senioren und bei Menschen mit Behinderungen. "Es ist ja oft so, dass man möglichst hell empfehlen würde", sagte Eschweiler. "Aber die Frage ist ja auch: Akzeptieren die Menschen diese helle Beleuchtung? Und für welches Szenario akzeptieren sie dies? Man braucht vielleicht helles Licht für Feinarbeiten, aber wenn man abends irgendwo sitzen will, will man etwas weniger Licht haben. "
 
In einem Seminarraum sollen die Ergebnisse an Studierende, aber auch an Pflegekräfte, Ärzte oder Handwerker übermittelt werden. Auch Bürger sollen sich hier über den Einsatz von Technik und Dienstleistungen informieren können. Einen ersten Tag der offenen Tür plant die Universität am fünften Juli.

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