Verkehr in der Innenstadt | Bildquelle: RTF.1

Reutlingen:

Bundesweiter Spitzenplatz beim Feinstaub - Stadt sucht nach Lösungen für das Luftproblem

Stand: 16.05.15 17:48 Uhr

Es war eine eher unrühmliche Meldung: Reutlingen und Tübingen gehören zusammen mit Stuttgart bundesweit zu den fünf Städten mit der höchsten Feinstaubbelastung. Das geht aus einer Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage der grünen Bundestagsfraktion hervor. Die Reutlinger Oberbürgermeisterin hofft dabei vor allem auf ein in der Entstehung befindliches Großprojekt.


2008 hatten auch Tübingen und Reutlingen so genannte Umweltzonen eingeführt, die die hohe Belastung durch Abgase verringern sollten. Seit Anfang 2013 dürfen nur noch Autos mit einer grünen Plakette durch die mittlerweile stark ausgeweiteten Zonen fahren. Im gesamten Tübinger Stadtgebiet inklusive der Teilorte ist seit letztem Jahr für Autos die eine gelbe oder rote Plakette haben, absolutes Fahrverbot.
Das gleiche gilt für das gesamte Reutlinger Stadtgebiet mit der Gemeinde Eningen unter Achalm. Doch gebracht hat es bisher wenig. Reutlingen belegt Platz zwei der Orte in Deutschland die am stärksten mit Feinstaub belastet sind. Tübingen steht auf Platz vier. Das geht aus einem aktuellen Bericht des Bundesumweltministeriums hervor.

Weil die Belastung in Reutlingen so hoch ist, hatte im letzten Jahr auch schon die Deutsche Umwelthilfe geklagt und Recht bekommen. Jetzt muss das Regierungs-präsidium den Luftreinhalteplan so ändern, dass die von der EU vorgegebenen Grenzwerte so schnell wie möglich erreicht werden. Eine Patentantwort gibt es dafür nicht, glaubt Reutlingens Oberbürgermeisterin Barbara Bosch. Der größte Beitrag, den man für die Luftqualität in der Stadt leisten könne, werde ganz sicher der Scheibengipfel-Tunnel sein. Man sei bei der Fortschreibung des Luftreinhalteplans aber auch dabei weitere Überlegungen zu entwickeln, so Bosch. Unter anderem gehörten dazu eine Reduktion der Geschwindigkeit, die in der Innenstadt schon umgesetzt sei. Zum anderen denke man darüber nach ob man „klimatologisch" noch weitere Verbesserungen, beispielsweise „durch Lüftung" erreichen könne. „Da sind wir noch nicht am Ende der Fahnenstange", erklärte die Oberbürgermeisterin.

Der Scheibengipfel-Tunnel soll ab 2017 eine merkliche Entlastung für den Durchgangsverkehr bringen. Doch bis der Tunnel befahrbar ist, gilt es noch fast zwei Jahre zu überbrücken. Die Werte müssen also auch ohne Tunnel besser werden.

Nach Überzeugung der Stadt sei beim Thema Feinstaubbelastung auch die Hilfe der EU und des Bunds dringend nötig. Wenn die Vorgaben für den Schadstoffausstoß nicht verschärft würden, so Bosch, könnten die Kommunen das gesetzte Ziel trotz aller Bemühungen nicht erreichen. Es sei zwar nur ein Gedankenmodell bei dem ihr bewusst sei, dass dies derzeit politisch nicht durchsetzbar sei, so die OB, aber wenn alle Dieselfahrzeuge nicht mehr fahren dürften hätte die Stadt keine Probleme mehr. Denn ein Großteil der Emissionen wäre damit von der Straße genommen.

Auf der traurigen Spitzenposition in Sachen Feinstaub steht die Stadt Stuttgart. Die Landeshauptstadt hat sich bereits im letzten Jahr eine Rüge aus Brüssel geholt. Am Stuttgarter Neckartor ist der zulässige Grenzwert für Feinstaub bis November an 61 Tagen überschritten worden. Erlaubt sind nur 35 Tage im Jahr. Aber auch in diesem Jahr wurde diese Grenze bis Ende März um drei Tage überschritten.
Als Gegenmaßnahmen werden jetzt intelligente Ampelschaltungen für verbesserten Verkehrsfluss erwogen. Aber auch strengere Umweltzonen und höhere Parkgebühren.

Aber erst die Zukunft wird zeigen ob alle getroffenen und geplanten Maßnahmen der Städte auch tatsächlich die gewünschte Wirkung erzielen können.

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