Runder Tisch zu Islam | Bildquelle: RTF.1

Stuttgart:

Runder Tisch Islam bietet Plattform für innerislamischen Dialog

Stand: 13.05.15 18:27 Uhr

Wer sind eigentlich Muslime? Und wer soll, wer darf in Deutschland für den Islam sprechen? Genau diesen Fragen ist der Runde Tisch Islam jetzt auf den Grund gegangen. Das Integrationsministerium hatte dazu Vertreter vieler muslimischer Verbände und Gemeinschaften eingeladen.


DIE Muslime gäbe es nicht, erklärte Integrationsministerin Bilkay Öney. Vielmehr sei es eine heterogene und vielfältige Gruppe, mit unterschiedlichen Ausprägungen und Ansätzen. Es gäbe gläubige und weniger gläubige Muslime. Und von dieser theologisch religiösen Vielfalt wolle man auch gar nicht wegkommen. Sondern dieser bunte Strauß an ganz unterschiedlichen Richtungen, sofern sie theologische Plausibilität aufweisen würden und entsprechend in der muslimischen Tradition verankert seien – sie alle sollten ihre Berechtigung haben. So Aiman Mazyek, Vorsitzender des Zentralrats der Muslime in Deutschland. Und da finde er es hoch problematisch, wenn die Gesellschaft und Politik an die Muslime herantreten und sagen würden: "Ihr müsst da mit einer Stimme sprechen."

Es werde keinen Papst für die Muslime geben, fügte Abdullah Uwe Wagishauser von der Landesvertretung der Alevitischen Gemeinde hinzu. Das sei einfach in der islamischen Religion nicht angelegt als solche. Es gäbe die verschiedenen Verbände, die für sich sprechen würden. Man habe laut Wagishauser ja hier auch das Problem, dass man es nicht mit rein religiösen Gruppierungen zutun habe, sondern oft mit ethnischen Gruppierungen, mit politisch orientierten, mit national orientierten Gruppierungen. Das sei dann sehr schwierig.

Für die Politik werde die Frage nach einem einheitlichen Ansprechpartner ganz praktisch relevant, wenn es beispielsweise um den islamischen Religionsunterrocht geht. Für Lamya Kaddor, Vorsitzende des Liberal-Islamischen Bundes, wäre die Einführung eines flächendeckende Unterrichts äußerst wichtig. Das sage sie nicht nur, weil sie islamische Religionslehrerin bin, sondern weil sie eine in Deutschland geborene Muslimin sei, die diesen Unterricht nie gehabt habe. Und gleichzeitig sehe sie, was für Defizite ihre Schüler mitbringen würden. Diese würden häufig sagen: "Ich muss beten, ich muss fasten, ich darf keinen Alkohol trinken, ich darf kein Schweinefleisch essen." Alles, was darüber hinaus gehe, die Spiritualität und das, was einen Glauben im Grunde auch ausmachen würde, außerhalb der Glaubensgrundpfeiler und der Gebote und Verbote – das würden sie nicht kennen. Viele muslimische Jugendliche würden sich über den Islam identifizieren, könnten ihn aber nicht genau verstehen.

Für Kaddor, ebenso wie für Wagishauser, sei es wichtig, in Deutschland so etwas wie eine Ökumene im Islam herzustellen. Das sei laut Wagishauser genauso für Muslime wichtig, wie das auch für die Christenheit wichtig gewesen sei. Er glaube, in Deutschland haben man beste Voraussetzungen. Dort lebe man in einem demokratischen Land, in einem Land, wo es Religionsfreiheit gäbe. Wagishauser wüsste im Moment kein Land, wo es bessere Voraussetzungen gäbe.

Trotz aller Diskussionen kamen die Beteiligten einer einfachen Lösung für einen Sprecher für den Islam nicht näher. Fraglich sei, ob es überhaupt eine einfache Lösung geben würde. Entscheidend sei, auf welchen gemeinsamen Nenner sich die Muslime bei ihrer Unterschiedlichkeit einigen könnten. Und eben dieser Punkt ist noch nicht geklärt.

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